Zusammenfassungen
Ob Bildung, Gesundheit oder Konsum: Über so ziemlich jeden Aspekt unserer Person und unseres Verhaltens werden inzwischen Daten gesammelt. Schritt für Schritt entsteht so eine Gesellschaft der Sternchen, Scores, Likes und Listen, in der alles und jeder ständig vermessen und bewertet wird. Das beginnt beim alljährlichen Hochschulranking, reicht über die Quantified-Self-Bewegung fitnessbegeisterter Großstädter, die über das Internet ihre Bestzeiten miteinander vergleichen, bis hin zur Beurteilung der Effizienz politischer Maßnahmen. Steffen Mau untersucht die Techniken dieser neuen Soziometrie und zeigt ihre Folgen auf. Die Bewertungssysteme der quantifizierten Gesellschaft, so sein zentraler Gedanke, bilden nicht einfach die Ungleichheiten in der Welt ab, sondern sind letztlich mitentscheidend bei der Verteilung von Lebenschancen.
Von Klappentext im Buch Das metrische Wir (2017) Hochschulrankings, Scores, Bonuspunktsysteme, Peer-to-Peer-Bewertungen. Diese Begriffe stehen für den Trend einer zunehmenden Quantifizierung sozialer Interaktionen, die auf den ersten Blick für mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit sorgen soll. Ob es Forschung und Lehre an den Universitäten oder ob es sportliche Ausdauer und Ernährung betrifft - fast alles soll und kann gemessen und bewertet, klassifiziert und algorithmisiert werden. Der Soziologe Steffen Mau setzt sich kritisch mit dieser Vermessung unserer Lebenswelten auseinander: Welche Gefahren sind damit verbunden, wenn in vielen gesellschaftlichen Sphären zunehmend hierarchisiert, gemessen und verglichen wird? Was passiert mit Faktoren, die sich nicht in Zahlen messen lassen? Was ist mit den Menschen, die diesen Vergleichen nicht standhalten können oder wollen? Und ist diese Quantifizierung nicht Ausdruck eines Leistungsdenkens, das Vergleichbarkeit und Transparenz verspricht, in seinen Voraussetzungen aber selbst normativ, manipulativ und selektiv ist?
Von Klappentext im Buch Das metrische Wir (2017) Die argumentative Wegstrecke, die wir bis hierhin zurückgelegt haben, lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Von Steffen Mau im Buch Das metrische Wir (2017) im Text Das Ungleichheitsregime der Quantifizierung - Ich gehe davon aus, dass sich im Zuge der Herausbildung neuer Governance-Formen, der Durchsetzung von Imperativen wie Leistung, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Effizienz sowie der fortschreitenden technologischen Entwicklung (neue Bewertungsportale, soziale Medien, Algorithmen usw.) ein Trend der Quantifizierung des Sozialen herausgebildet hat, welcher die uns bekannte Ungleichheitsordnung überlagert. Selbst Aspekte der Lebensführung, die einst dem privat-persönlichen Bereich zugeordnet wurden, sind nunmehr in diesen Quantifizierungsschub einbezogen und können datenförmig dargestellt werden. Diese Entwicklung wird nicht zuletzt von einer großen Imitations- und Mitmachbereitschaft der Bürger, Klienten, Nutzer und Kunden getragen, so dass das Schwungrad der Verdatung im Zusammenspiel bereitwilliger Datenfreigabe, kommerzieller Nachfrage und technologischem Fortschritt immer mehr Fahrt aufnimmt.
- Ein zweiter argumentativer Schritt bestand darin zu zeigen, wie die Quantifizierungspraxis ein gesellschaftliches Vergleichsdispositiv zugleich befriedigt und verstärkt. Die Daten schaffen ein komparatives Panoptikum mit vielfältigen Sichtachsen des numerischen Vergleichs. Wenn Daten zu Status, Performanz oder Formen der Wertigkeit vorliegen, werden Menschen ermuntert, sich fortwährend zu vergleichen. Die universelle Sprache der Zahlen, ihre Eindeutigkeit und die Suggestion der Kommensurabilität sind Wegbereiter der Hegemonie eines auf Metriken zurückgreifenden Vergleichsdispositivs.
- In einem dritten Schritt verweist die Analyse darauf, dass sich der quantitative Vergleich in vielen Fällen in eine wettbewerbliche Form des Besser oder Schlechter oder des Mehr oder Weniger übersetzt. Die Zahlenhaftigkeit des Sozialen ist ein wichtiger Schrittmacher auf dem Weg zur zunehmenden »Glorifizierung der Konkurrenz« (Rosanvallon 2013: 280). Numeriken werden zur Inszenierung von Wettkämpfen um Positionierung, Verbesserung und Überbietung verwendet. So dient die Entwicklung von Indikatoriken beispielsweise dazu, in marktfernen Bereichen Wettbewerb auszulösen. Bewertungsdaten sind für die Anbieter von Dienstleistungen relevant, weil sie um Kunden, Marktanteile und Aufmerksamkeit konkurrieren; für die Klienten sind sie wichtig, weil sie nun in einen Wettbewerb um Bonitätsbewertungen, Versicherungstarife oder Offerten aus Bonusprogrammen treten. Daten zu Bewegung, Gesundheit oder privaten Netzwerken rufen ebenfalls Konkurrenzbeziehungen hervor. Ab jetzt kann sozialer Wettbewerb zwischen all jenen stattfinden, die den gelaufenen Kilometern, den Vitaldaten oder der Zahl der Freunde und Likes Bedeutung zumessen – und wer tut das nicht, zumindest insgeheim? Wo sich eine derartige Universalisierung des Wettbewerbs über die metrische Erfassung sozialer Aspekte herstellt, sind unmittelbare Effekte auf die Struktur und Wahrnehmung der Ungleichheit zu erwarten.
Kapitel 
- 1. Die Vermessung des Sozialen
- 2. Statuswettbewerb und die Macht der Zahlen
- 3. Hierarchisierung: Ranking und Ratings
- 4. Klassifizierung: Scorings und Screenings
- 5. Bewertungskult: Sterne und Punkte
- 6. Quantifizierung des Selbst: Balken und Kurven
- 7. Benennungsmacht
- 8. Risiken und Nebenwirkungen
- 9. Transparenz und Disziplinierung
- 10. Das Ungleichheitsregime der Quantifizierung
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Zeitleiste
15 Erwähnungen 
- (Un)berechenbar? - Algorithmen und Automatisierung in Staat und Gesellschaft (Resa Mohabbat Kar, Basanta Thapa, Peter Parycek) (2018)
- Alles Immer Smart - Kulturelle Bildung, Digitalisierung, Schule (Rat für kulturelle Bildung) (2019)
- Die Zukunft der Datenökonomie - Zwischen Geschäftsmodell, Kollektivgut und Verbraucherschutz (Carsten Ochs, Michael Friedewald, Thomas Hess, Jörn Lamla) (2019)
- 11. Das verdatete Selbst - Medientechnologie und Subjektivierung (Andreas Spengler)
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- Digitalisierung als De-Humanisierung von Schulen - Vom Unterrichten zum Vermessen. Bildungseinrichtungen unter dem Diktat von Betriebswirtschaft und Datenökonomie (Ralf Lankau) (2019)
- Worauf ich Wert lege, wenn es um die zunehmende Digitalisierung geht... (Ralf Lankau) (2019)
- Stellungnahme Bündnis für humane Bildung - zu den Anträgen im Kultusausschuss des Niedersächsischen Landtages im Vorfeld der Anhörung der öffentlichen Sitzung des Kultusausschusses des Niedersächsischen Landtages am 24. Mai 2019 (Peter Hensinger, Ralf Lankau, Ingo Leipner) (2019)
- Digitalität und Privatheit (2019)
- Bildung und Digitalisierung - AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE (APUZ 27-28/2019) (2019)
- Mehr als Digitalkompetenz - Bildung und Big Data (Harald Gapski)
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- Muster - Theorie der digitalen Gesellschaft (Armin Nassehi) (2019)
- Affekt Macht Netz - Auf dem Weg zu einer Sozialtheorie der Digitalen Gesellschaft (Rainer Mühlhoff, Anja Breljak, Jan Slaby) (2019)
- Ansturm der Algorithmen - Die Verwechslung von Urteilskraft mit Berechenbarkeit (Wolf Zimmer) (2019)
- Digitaler Kapitalismus - Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit (Philipp Staab) (2019)
- Medienpädagogik als Schlüsseldisziplin in einer mediatisierten Welt - Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis - Festschrift für Dorothee M. Meister (Henrike Friedrichs-Liesenkötter, Lara Gerhardts, Anna-Maria Kamin, Sonja Kröger) (2020)
- «Big Data» aus der Perspektive von Informatischer Bildung und Medienpädagogik - Bildung in einer datifizierten Gesellschaft (Johannes Magenheim)
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- World Yearbook of Education 2021 - Accountability and Datafication in the Governance of Education (Sotiria Grek, Christian Maroy, Antoni Verger) (2020)
- 4. Between Fairness Optimization and ‘Inequalities of Dataveillance’ - the Emergence and Transformation of Social Indices in German School Monitoring and Management (Sigrid Hartong, Andreas Breiter)
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Standorte 
Beat ( 08.11.2019)
Bibliographisches 
Beat und dieses Buch
Beat hat dieses Buch während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt ein physisches und ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben.