Weltbilder in der Informatik: Sichtweisen auf Profession, Studium, Genderaspekte und VerantwortungSpektrum der Informatik, Volume 36, Issue 3, June 2013
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Zusammenfassungen
Es mag vielleicht erstaunen, dass Weltbilder einzelner Personen oder von Gruppen der Profession für die Informatik relevant sein könnten, basiert die Informatik doch dem Vernehmen nach auf Formal-Mathematischem und Technischem, welche sich objektiv und objektivierbar gerieren. Solche Zuschreibungen werden jedoch den modernen Informatik-Anwendungen und dem medialen Charakter der heutigen Informatik nicht mehr gerecht. Zudem prägen natürlich Fächer und die Beschäftigung in ihnen, prägen Professionen die Menschen und ihre Meinungen. Dies belegt auch die gegenwärtige Aktion der GI, einzelne Mitglieder auf ihrer Webseite damit zu Wort kommen zu lassen, wieso sie dem Verband beigetreten sind. Umgekehrt ist auch der Zugang zu einem Studium oder Beruf bereits ein semantischer Selektionsprozess. Der weitere Schritt, die Behauptung, dass von Weltbildern auch die Inhalte der Wissenschaft und die Software-Produkte beeinflusst werden, ist die Motivation dafür, ein ganzes Heft des Informatik-Spektrums dieser Frage zu widmen. Unserer Überzeugung nach beeinflussen mit Weltbildern verbundene Wertvorstellungen, Sichtweisen, professionelle Ziele, u.s.w. die Informatik und ihre Produkte sogar in besonderem Maße: Der konstruktive Charakter von Technik wird im abstrakten Code viel weniger durch das Material gefesselt als in älterer Technik. Die Informatik kann in eine offene Welt hinein phantasieren, entwerfen und konstruieren und ihre Lösungen darin verfestigen. Dies umso mehr als Web Engineering, Anwendungen wie Informationssysteme, Service- und Recommender-Systeme sich weniger im Bereich objektivierbaren Wissens denn in Bereichen von Meinungen, Vorlieben und unterschiedlichen Bedürfnissen bewegen. Der Code, die Architektur und Gestaltung der Software hängen daher nicht nur vom Stand des Wissens und der Technik, vom Markt oder der Kundschaft, sondern auch von sehr viel weniger objektivierbaren Faktoren im Prozess ihrer Herstellung ab. Dazu gehören die impliziten Sichtweisen und Annahmen der Entwickelnden, ihre Arbeitskulturen, ihre unhinterfragten Leitvorstellungen und Ziele, wie etwa dem "Schneller, Weiter, Höher" des Fortschritts zu dienen. Ebenso einflussreich sind Ethnien, Alter, soziale Schichten, Geschlechter, oder soziale Prägungen und Vorerfahrungen, und zwar nicht nur die der Entwickelnden, sondern aller am Projekt Beteiligten. Software und Weltbilder gerinnen so zusammen zu den universellen Produktionsbedingungen der Informatik. Da IT-Devices zunehmend unsichtbar und selbständig Handlungssysteme und Organisationen steuern, erschaffen sie mit ihrer technischen Architektur eine neue Kategorie der RegulierungmenschlichenHandelns: zu den traditionellen sozialen Regulierungsmechanismen – Recht, Markt und soziale Normen – tritt der Code hinzu, der mit den herkömmlichen Regulatoren interagiert. So wechselwirken die Software-Produkte mit den von ihnen gerierten Herangehensweisen, Denkweisen, Grundannahmen, Sprach- und Ausdrucksformen, Kulturen und sozialen Welten, und Weltbildern.
Dies war der Ausgangspunkt dafür, ein interdisziplinäres, von der DFG gefördertes Projekt zur Erforschung der "Weltbilder der Informatik" zu beginnen, deren Resultate in einer Auswahl in diesem Heft erscheinen. Diese Edition ist mit ihrem Blick auf Kontexte dem Bereich "Informatik und Gesellschaft" zuzuordnen, aber sie will, wie natürlich alle Veröffentlichungen aus dem entsprechenden GI-Fachbereich, von allen Menschen aus der Informatik-Community gelesen werden.
Von Britta Schinzel im Journal Weltbilder in der Informatik: Sichtweisen auf Profession, Studium, Genderaspekte und Verantwortung (2013) im Text Weltbilder in der Informatik auf Seite 225Dies war der Ausgangspunkt dafür, ein interdisziplinäres, von der DFG gefördertes Projekt zur Erforschung der "Weltbilder der Informatik" zu beginnen, deren Resultate in einer Auswahl in diesem Heft erscheinen. Diese Edition ist mit ihrem Blick auf Kontexte dem Bereich "Informatik und Gesellschaft" zuzuordnen, aber sie will, wie natürlich alle Veröffentlichungen aus dem entsprechenden GI-Fachbereich, von allen Menschen aus der Informatik-Community gelesen werden.
Kapitel
- Weltbilder in der Informatik - Sichtweisen auf Profession, Studium, Genderaspekte und Verantwortung (Seite 225 - 226) (Britta Schinzel)
- Informatik erschließen - Ein curricularer Ansatz für Mädchen (Seite 230 - 241) (Anne Weibert, Thomas von Rekowski, Volker Wulf) (2013)
- Informatik und Gesellschaft: Ansätze zur Verbesserung einer schwierigen Beziehung (Seite 242 - 250) (Barbara Paech, Arnd Poetzsch-Heffter)
- Das DFG-Projekt «Weltbilder der Informatik» (Seite 251 - 256) (Karin Kleinn, Monika Götsch, Yvonne Heine, Britta Schinzel)
- Die Erhebungs- und Analysemethoden (Seite 257 - 259) (Monika Götsch)
- Weltbilder und Bilder der Informatik (Seite 260 - 266) (Britta Schinzel)
- «Das fängt natürlich an mit irgendwelchen Spielekonsolen» - oder: Was dazu motiviert, Informatik (nicht) zu studieren (Seite 267 - 273) (Monika Götsch) (2013)
- Hardwarefreaks und Kellerkinder - Klischeevorstellungen über Informatik und die Auseinandersetzung der Studierenden damit (Seite 274 - 277) (Maggie Jaglo)
- «... dass auf einmal ´n blue screen ´n pink screen wäre» (Seite 278 - 286) (Monika Götsch, Yvonne Heine, Karin Kleinn)
- «Das muss man immer für sich selber abwägen» - oder: Das moralische Wissen von Studierenden der Informatik (Seite 287 - 292) (Christoph Schneider)
- Diskussion der Ergebnisse und Resümee (Seite 293 - 299) (Britta Schinzel)
- Spielarten von Männlichkeit in den «Weltbildern» technikwissenschaftlicher Fachgebiete - Eine vergleichende empirische Studie an österreichischen Technischen Hochschulen (Seite 300 - 308) (Tanja Paulitz, Bianca Prietl)
- Nicht-menschlich ist auch Gender (Seite 309 - 318) (Cecile K. M. Crutzen)
Dieses Journal erwähnt ...
Personen KB IB clear | Neil Anderson , William Aspray , Peter Berger , Rebecca W. Black , Christina Class , J. McGrath Cohoon , Lyn Courtney , Wolfgang Coy , O. J. Dahl , Tom DeMarco , Edsger W. Dijkstra , Paul Dourish , Allan Fisher , Timothy V. Fossum , Wendy Hall , Donna Haraway , Gillian R. Hayes , C. Hoare , Jaihee Kate Lee , Samuel J. Kaufman , Caitlin Kelleher , Colin Lankshear , Henry H. Leitner , Lawrence Lessig , Timothy Lister , David J. Malan , Gabriela Marcu , Jane Margolis , Renée McCauley , mpfs Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest , Briana B. Morrison , Laurie Murphy , Reena Pau , Randy Pausch , Mitchel Resnick , Brad Richards , Debra J. Richardson , Brian Silverman , Carolyn Timms , Sherry Turkle , Debora Weber-Wulff , Joseph Weizenbaum , Suzanne Westbrook , Su White | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fragen KB IB clear | Was ist Informatik?What is computer science? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aussagen KB IB clear | Der Frauenanteil in der Informatik ist klein.
Es hat zu wenig ausgebildete InformatikerInnen Informatik ist mehr als Programmierencomputer science is more than programming | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Begriffe KB IB clear | Automatautomat , Bilder , Bildungeducation (Bildung) , Biometrie , Chatbotchat bot , computational thinkingcomputational thinking , Computercomputer , Curriculum / Lehrplancurriculum , Deutschlandgermany , DNS , ElizaEliza , Ergonomie , Ethikethics , GenderGender , Gesellschaftsociety , Gruppenarbeitgroup work , Handelnacting , Hochschulehigher education institution , Informatikcomputer science , Informatik-Unterricht (Fachinformatik)Computer Science Education , Informationinformation , Informationstechnikinformation technology , Ingenieur , Ingenieurwissenschaft / Technikwissenschaft , Interaktioninteraction , Interdisziplinarität , Kinderchildren , Kontextcontext , Kreativitätcreativity , Kulturculture , leaky pipeline , LehrerInteacher , Mädchengirl , Mathematikmathematics , Mensch , Moral , Motivationmotivation , Naturwissenschaftnatural sciences , ÖsterreichAustria , Physikphysics , Prozess , Quantencomputer , Realitätreality , Schuleschool , Softwaresoftware , Software EngineeringSoftware Engineering , Systemsystem , Technologietechnology , Theorietheory , Unschärferelation , Unterricht , Wearable ComputingWearable Computing , Wirklichkeit , Wissenschaftscience , WWW (World Wide Web)World Wide Web | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nicht erwähnte Begriffe | Digitalisierung, Eltern, Hardware, Informatik-Didaktik, Informatikunterricht in der Schule, Internet, Knaben, Lehrplan 21, Lernen, Maschine, Primarschule (1-6) / Grundschule (1-4), Programmieren, Quantenmechanik, Schweiz, Universität |
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8 Erwähnungen
- Informatik erweitert Horizonte - 15. GI-Fachtagung "Informatik und Schule" - INFOS 2013 - 26.- 28.09.2013 (2013)
- Informatik ist mehr als Informatik! - Oder: Warum sich die Informatik mit dem Leitmedienwechsel befassen muss (Beat Döbeli Honegger) (2013)
- Informatik und Gesellschaft - Eine sozio-technische Perspektive (Andrea Kienle, Gabriele Kunau) (2014)
- Der Berufswahlprozess von Informatiklehrkräften (Dorothee Müller) (2016)
- Ada Lovelace - LOG IN 183/184 (2016)
- Auf dem Weg zu einer gendergerechten Informatikdidaktik - Einstellungen und Erfahrungen von Lehrpersonen auf verschiedenen Stufen des schweizerischen Bildungssystems (Jessica Bollag, Caroline Bühler, Isabelle Clerc, Mira Ducommun, Sonja Schär) (2021)
- Programmieren in der Grundschule - Eine Design-Based-Research-Studie (Katharina Geldreich) (2023)
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Beat und dieses Journal
Beat hat dieses Journal während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt weder ein physisches noch ein digitales Exemplar. Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben. Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.