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Beats Biblionetz - Aussagen

Der Raum als dritter Pädagoge

iconBiblioMap Dies ist der Versuch, gewisse Zusammenhänge im Biblionetz graphisch darzustellen. Könnte noch besser werden, aber immerhin ein Anfang!

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iconDefinitionen

In Reggio wird der Raum als „dritter Erzieher“ bezeichnet, eine inzwischen auch außerhalb der Reggio-Pädagogik viel zitierte Metapher (vgl. Beek 2001, 197). Dabei geht die Reggio-Pädagogik davon aus, dass der erste Erzieher das Kind selbst ist, wird es doch als Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung gesehen. Der zweite Erzieher, das sind das soziale Umfeld, die Familie, die ErzieherInnen in der Kita, die anderen Kinder in der Einrichtung, die Peer-Group. Mit dem dritten Erzieher kommen die sinnlich und emotional erfahrbaren Momente im Kinderalltag ins Spiel, die Wohlbefinden, aber auch Unbehagen erzeugen können.
Von Tassilo Knauf im Text Reggio-Pädagogik (2017)
Der Raum ist in Reggio Teil des pädagogischen Konzeptes, er wird als dritter Erzieher verstanden. Der erste Erzieher, das sind die anderen Kinder, der zweite die Erwachsenen, der dritte also der Raum, in dem sich die Kinder treffen und aufhalten. Der Raum wird als Interaktionspartner der Erwachsenen und Kinder wahrgenommen und einbezogen. Den Kindern gibt er, als Partner und Begleiter, auf der einen Seite Geborgenheit und Sicherheit, auf der anderen Seite fordern die Räume, ihre Materialien und Werkzeuge, sie immer wieder zu Neuem heraus. Räume wirken, wie Menschen, auf die Kinder ein (vgl. Knauf 2001, S. 176; Knauf 2006; Romberg 2001; von der Beek 2001, S. 197). Als Raum muss er aber auch die ErzieherInnen unterstützen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. D.h. er muss ihren persönlichen wie auch ihren fachlichen Belangen entgegenkommen, z.B. ihren pädagogischen Vorstellungen vom Umgang mit den Interessen der Kinder.
Von Gerd E. Schäfer, Lena Schäfer im Text Der Raum als dritter Erzieher (2009)

iconBemerkungen

Handbuch Lernen mit digitalen MedienArchitektur und Gestaltung der Lernräume und Lernumgebungen wirken sich unmittelbar auf das Lernen aus. Der Lernort beeinflusst als »dritter Pädagoge« das Verhalten der Lernenden.
Von G. Brägger, Frido Koch im Buch Handbuch Lernen mit digitalen Medien (2021) im Text Potenziale von Lern- und Arbeitsplattformen für die Unterrichtsentwicklung
Handbuch Lernen mit digitalen MedienDen Räumen und dem gestalteten Lernumfeld kommt eine verhaltenssteuernde Wirkung zu: Wenn Leinwand oder Smartboards zeigen, wo »vorne« ist, werden sich die Lernenden entsprechend verhalten. Denn »vorne« ist in einem solchen Fall der Aktivitätsschwerpunkt. Und »hinten« harrt man der Dinge, die da kommen mögen.
Von G. Brägger, Frido Koch im Buch Handbuch Lernen mit digitalen Medien (2021) im Text Potenziale von Lern- und Arbeitsplattformen für die Unterrichtsentwicklung
Räume der BildungDie Diskussion über den Einfluss von physisch-materiellen Lernumgebungen auf Lern- und Bildungsprozesse ist nicht neu. Der Raum als „Dritter Pädagoge“ spielt im Rahmen unterschiedlicher Konzepte von jeher eine entscheidende Rolle. Zu nennen wäre beispielsweise die frühkindliche Reggio-Pädagogik, die davon ausgeht, dass die Gestaltung des Raumes unterstützend auf Lern- und Bildungsprozesse einwirkt.
Von Detlef Kanwischer, Inga Gryl im Journal Räume der Bildung (2022) im Text Bildung, Raum und Digitalität
Handbuch Lernen mit digitalen MedienSchulisches Arbeits- und Sozialverhalten wird in starkem Maße beeinflusst durch den Ort, an dem es stattfindet. Wie sind Räume eingerichtet? Wie riecht das Lernen? Welche »Sprache« spricht die Umgebung? Welche Haltung (zum Beispiel in Bezug auf Wertschätzung) wird mit den Räumen zum Ausdruck gebracht? Wie wird die außerschulische Umgebung mit einbezogen? Welche Lern- und Arbeitsformen sind möglich (und damit offensichtlich erwünscht)?
Von G. Brägger, Frido Koch im Buch Handbuch Lernen mit digitalen Medien (2021) im Text Potenziale von Lern- und Arbeitsplattformen für die Unterrichtsentwicklung auf Seite  148
Werner SesinkDie Entdeckung, dass pädagogische Prozesse in einem nicht unerheblichen Maße von der gebauten Umgebung beeinflusst und mitgeprägt werden – immer wieder wird in den einschlägigen Veröffentlichungen zustimmend die Rede vom Raum als „drittem Erzieher“ zitiert –, hat zu der Konsequenz und Forderung geführt, dass die Pädagogik diese Einflüsse nicht nur zu erkennen und zu berücksichtigen, sondern sich in diesem Bedingungsfeld selbst gestaltend einzubringen habe.
Von Werner Sesink im Konferenz-Band Lernräume gestalten - Bildungskontexte vielfältig denken (2014) im Text Überlegungen zur Pädagogik als einer einräumenden Praxis
Handbuch Lernen mit digitalen MedienIn Schulen mit personalisierten Lernkonzepten wird die Schularchitektur auf die »pädagogischen Architektur« ausgerichtet. Die Umgestaltung von traditionell eingerichteten Klassenzimmern zu Lernumgebungen schafft Raum für selbstständiges Lernen und Eigeninitiative. Die Lernumgebungen sollen Schüler*innen herausfordern, eigenen Fragen mit kleineren und größeren Projekten nachzugehen. Sie sollen zu selbstgesteuerter Einzelarbeit ebenso anregen wie zu Teamwork in Arbeitsgemeinschaften. Damit personalisierte Lern- und Unterrichtskonzepte (Freiarbeit, Lernen
Von G. Brägger, Frido Koch im Buch Handbuch Lernen mit digitalen Medien (2021) im Text Potenziale von Lern- und Arbeitsplattformen für die Unterrichtsentwicklung
Räume der BildungIn der 2009 veröffentlichten und seither mehrfach aktualisierten Metastudie mit dem Titel „Visible Learning“ von John Hattie (Hattie, 2009) über die für den Lernerfolg wirksamen Faktoren wird der Architektur keinerlei Wirkung bescheinigt, vielmehr zählt Hattie sie zu den „policies of distraction“, also den „Ablenkungsmanövern“, mit denen die Politik plakativen Aktionismus betreibe (Hattie, 2015, S. 26) Nach Hattie sind die entscheidenden Faktoren jene, die das Verhalten der Pädagog*innen betreffen, also etwa gemeinsam daran zu arbeiten, ihre Wirksamkeit zu evaluieren, klare Erfolgskriterien zu entwickeln und das maximale Feedback von anderen zu ihrer Arbeit zu erhalten (Hattie, 2015, S. 7).
Von Christian Kühn im Journal Räume der Bildung (2022) im Text Die Schule als Raum für Teams
Mobiles Lernen in der SchuleLoris Malaguzzi, Mitbegründer der Reggio-Pädagogik, sprach vom Raum als dritten Pädagogen, d.h. dass der Raumgestaltung für pädagogische Prozesse eine besondere Rolle zukommt. Was in der Reggio-Pädagogik für den Elementarbereich formulierte wurde (vgl. Schäfer &Schäfer 2009,240ff.), gilt für alle Bildungsinstitutionen: Die Räume, in denen gelernt wird, prägen den Lernprozess nachhaltig. Ulrich Beck (1996) hat es so formuliert: »Bauen ist Politik mit Stein und Mörtel« und verweist damit auf die gesellschaftliche Bedeutung des Bauens. Der Bau bzw. Um- und Ausbau von Bildungseinrichtungen ist auch immer ein gesellschaftliches Statement – unabhängig davon, welche ästhetischen Urteile den Bau begleiten (vgl. Stang & Dollhausen & Schuldt 2012).
Von Frank Thissen im Buch Mobiles Lernen in der Schule (2013) im Text Lernen im 21. Jahrhundert
Richard David PrechtEin siebtes Prinzip besteht auf eine lernfreundliche Schularchitektur. Die meisten konventionellen Schulgebäude erinnern noch immer an Krankenhäuser, Finanzämter oder Kasernen. Als man damit begann, solche Schulen zu bauen, wusste man, wie gesagt, nahezu nichts über das Lernen und fast ebenso wenig über die Psychologie von Kindern. Eine moderne Schule dagegen orientiert ihre Architektur an den Bedürfnissen lernender Menschen. Eine Schule, die in Lernhäuser gegliedert ist, ist optimalerweise dezentral und organisiert rund um einen Campus als Mittelpunkt. Sie schafft Nischen und Rückzugsorte, aber auch Begegnungsräume. Eine moderne Schule darf keine optische Verwaltungseinheit sein, sondern sollte die Wissensgesellschaft abbilden. Dem entspräche am ehesten ein Netzwerk an architektonischen Beziehungen.
Von Richard David Precht im Buch Freiheit für alle (2022) im Text Wie wird die Sinngesellschaft gebildet?
Lernräume gestalten - Bildungskontexte vielfältig denkenIn der Literatur zur Schularchitektur bzw. Lernraumgestaltung wird im Rückgriff auf Loris Malaguzzi und die Reggio-Pädagogik gern die besondere Rolle des Raums als „dritter Pädagoge“ in Lernprozessen betont (vgl. u.a. Dobrowsky, 2012, 159; Schäfer & Schäfer, 2009, 235). Der Raum ist in diesem Verständnis weit mehr als ein Versammlungsort für Lehrende und Lernende. Räume sind soziale Landschaften und gleichzeitig individuelle Umgebungen, die motivierend und fördernd, aber auch hemmend und entmutigend wirken können. Raumgrenzen und Rahmenbedingungen wie Einrichtung, Aufteilung, Geräuschpegel oder auch Lichtverhältnisse haben in physischen Räumen Einfluss auf den Lernerfolg. Das gilt in vielleicht noch stärkerem Maße auch für virtuelle Lernräume, die im Zeitalter des Internets an Bedeutung gewinnen. Dabei wurden diese bislang meist als Erweiterung oder digitale Replik des physischen Lernraums umgesetzt.
Von Daniela Pscheida, Andrea Lißner, Anja Lorenz, Nina Kahnwald im Konferenz-Band Lernräume gestalten - Bildungskontexte vielfältig denken (2014) im Text Vom Raum in die Cloud: Lehren und Lernen in cMOOCs auf Seite  292
Building Thinking Classrooms in Mathematics, Grades K-12In the case of no furniture, for example, it took many months of interviews with students in different contexts before I began to even get a glimpse of why having no furniture influenced student thinking. It turns out that when students walk into a classroom that looks like every other classroom they walk into, they assume that the lesson is going to go like every other lesson they have been part of. And, therefore, they bring all of their habits and studenting norms into the room with them. If those studenting norms are non-thinking behaviors, then they are going to not think in this lesson as well. When the students walk into a room that looks very different, however, then they leave their habits and norms at the door and allow themselves to be different—at least to begin with. The reason teaching in classrooms with no furniture had an effect on student thinking wasn’t that it, in itself, promoted thinking but rather that it didn’t trigger non-thinking habits. And this gave the teachers a chance to make something else happen.
Von Peter Liljedahl im Buch Building Thinking Classrooms in Mathematics, Grades K-12 (2020)
Der Raum ist in Reggio Teil des pädagogischen Konzeptes, er wird als dritter Erzieher verstanden. Der erste Erzieher, das sind die anderen Kinder, der zweite die Erwachsenen, der dritte also der Raum, in dem sich die Kinder treffen und aufhalten. Der Raum wird als Interaktionspartner der Erwachsenen und Kinder wahrgenommen und einbezogen. Den Kindern gibt er, als Partner und Begleiter, auf der einen Seite Geborgenheit und Sicherheit, auf der anderen Seite fordern die Räume, ihre Materialien und Werkzeuge, sie immer wieder zu Neuem heraus. Räume wirken, wie Menschen, auf die Kinder ein (vgl. Knauf 2001, S. 176; Knauf 2006; Romberg 2001; von der Beek 2001, S. 197). Als Raum muss er aber auch die ErzieherInnen unterstützen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. D.h. er muss ihren persönlichen wie auch ihren fachlichen Belangen entgegenkommen, z.B. ihren pädagogischen Vorstellungen vom Umgang mit den Interessen der Kinder. Das ist ein deutlicher Unterschied zur traditionellen Schule, wo der Klassenraum im institutionellen Kontext weitgehend präformiert, was man pädagogisch darin tun kann. In frühpädagogischen Konzepten wandelt sich hingegen der Raum mit den pädagogischen Aufgabenstellungen, je nachdem wie sie von den ErzieherInnen definiert werden. Das Konzept der Reggiopädagogik hat daher eine Raumvorstellung entwickelt, die den eingangs skizzierten pädagogischen Grundeinstellungen entgegen kommt.
Von Gerd E. Schäfer, Lena Schäfer im Text Der Raum als dritter Erzieher (2009)
Michael KerresJeder Raum teilt uns sein didaktisches Design mit, auch ohne, dass uns dieser Einfluss auf das Lehren und Lernen bewusst wird. Ein hoher Raum, der den Blick in die Höhe zieht, wirkt auf mein Verhalten anders als ein enger Raum, in dem ich mich kleinmache. Gleichzeitig sind die Qualitäten des Raumes nicht allein von seinen dinglichen Attributen determiniert. Sie entstehen in Zuschreibungen, die die Person mit bestimmten Merkmalen verbindet und die sie zu einem bestimmten Verhalten motiviert. Betrete ich einen Raum, der als Schule oder Museum, als Turnhalle oder Gaststätte, als Kirchenraum oder Freizeiteinrichtung bezeichnet wird, werde ich andere Handlungsmuster abrufen, und genau diese Handlungsmuster sind es, die den Raum als solchen ausweisen: Im Handlungsvollzug geschehen gleichzeitig Decodierung und Codierung von Raum (vgl. Löw, 2007). Ein Raum, den wir als Bildungsraum ausweisen, definiert Möglichkeiten für Lehrund Lernaktivitäten, und deswegen sind die Implikationen einer gegebenen räumlichen Anlage zu thematisieren: Der Zuschnitt von Räumen, ihre Ausstattung, die Möblierung, die Anordnung von Elementen – dies sind alles Aspekte, die in ihrer Relation zum geplanten Lehren und Lernen zu befragen sind. Lehrende, wie auch didaktische Designer:innen werden oft mals mit Lernumwelten konfrontiert und nehmen diese als gegeben hin. Sie versuchen, das Beste aus den Bedingungen herauszuholen. Bestehende Umwelten sollten unter dem Aspekt betrachtet werden, wie manchmal bereits kleinere Modifikationen zum didaktischen Konzept beitragen.
Von Michael Kerres im Buch Didaktik. Lernangebote gestalten (2021) im Text Lernräume und Lernmedien

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