Arbeitskraft und Aufmerksamkeit. Beides ist überall dort zu finden, wo Menschen leben, und beide müssen eingesetzt und gelenkt werden, um ein soziales oder zivilisatorisches Projekt zu verwirklichen. Beides ist in unserer heutigen Ausprägung des Kapitalismus zu Handelsgütern geworden ‒ mit teils merkwürdigen Folgen und Auswirkungen.

Ich habe mit einer Betrachtung von Entfremdung begonnen ‒ ihrer eigentümlichen, aber allgegenwärtigen Form im Aufmerksamkeitszeitalter, wie sie von ganz unterschiedlichen Menschen erlebt wird, sogar von Taliban-Mitgliedern, die plötzlich in Bürojobs arbeiten. Warum fühlt sich unsere Erfahrung der digital vernetzten Moderne so an, wie sie sich anfühlt? Meine Antwort lautet: Sie ist eine Folge der Kommodifizierung unserer Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist eine eigenartige Ware, eine »fiktive Ware«, um es in Polanyis Worten auszudrücken. Und der Prozess ihrer Kommodifizierung verwandelt, ähnlich wie bei der Lohnarbeit, eine zutiefst subjektive Erfahrung der Welt in eine »bloße« Ware mit einem Preis.
Wie Marx in seiner Analyse der Lohnarbeit gezeigt hat, führt das zu Entfremdung ‒ zu dem Gefühl, uns sei etwas Wesentliches gegen unseren Willen genommen worden. Darüber hinaus argumentiere ich, dass das Wesen des Aufmerksamkeitskapitalismus im Laufe der Zeit zu immer stärker entfremdenden Formen der Aufmerksamkeitsgewinnung führen wird. Wenn der Wettbewerb um Aufmerksamkeit zunimmt, werden die Konkurrenten zu immer heimtückischeren Mitteln greifen, um diese Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie nutzen die Tatsache aus, dass sich Aufmerksamkeit durch Sirenengeheul erzwingen lässt, und versuchen, unsere Fähigkeiten zur unwillkürlichen Aufmerksamkeit auszunutzen. Diese Erfahrung erzeugt eine Art Schwindelgefühl, ein Gefühl der Entwurzelung.