Entfremdung
Definitionen
Im Kern beschreibt Entfremdung die subjektive Erfahrung, dass uns etwas, das ein Teil von uns sein sollte, fremd oder fremdartig erscheint. Es ist ein Gefühl der Desintegration, dem Gegenteil von Ganzheit. Es ist ein Gefühl, das kommt und geht, aber nie ganz verschwindet ‒ allgegenwärtig und bedrückend.
Bemerkungen
Die Idee ist uralt. Man könnte sagen, dass die christliche Erzählung vom Sündenfall im Garten Eden eine Theorie der Entfremdung ist. Mann und Frau wurden ganz und rein erschaffen, untrennbar von Gott und ihrem göttlichen Geist. Doch mit Evas Versuchung und der Erbsünde beginnt ein Zustand innerer Spaltung: Der freie Wille des Menschen richtet sich gegen das Göttliche, und dieser Riss wirft seinen Schatten auf alles menschliche Leben, das folgt. Der christlichen Theologie zufolge ist es unser aller unausweichliches Los, als Sünder geboren zu werden, von Gott entfremdet, bis Jesus kommt, um uns zu versöhnen.
Ich glaube nicht, dass man das Aufmerksamkeitszeitalter verstehen kann, ohne sich mit dem Erleben von Entfremdung auseinanderzusetzen. Entfremdung ist ein schwer greifbarer Begriff, dem ich schon immer mit einer gewissen Skepsis begegnet bin. Er bezeichnet etwas, das zugleich allgegenwärtig und formlos erscheint ‒ so sehr, dass man irgendwann den Verdacht bekommt, er bezeichne eigentlich gar nichts. Und doch kehre ich, wenn ich über das Leben im Aufmerksamkeitszeitalter nachdenke, immer wieder zur Entfremdung zurück ‒ als treffendste Bezeichnung für etwas, das ich nicht genau benennen kann, das aber sehr genau beschreibt, wie es sich anfühlt, gerade jetzt am Leben zu sein.
Verwandte Objeke
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Zeitleiste
19 Erwähnungen 
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