Nur Forschung danach?Vom faktischen und potentiellen Beitrag der Forschung zu alltagstauglichen Innovationen beim E-Learning (Arbeitsbericht 14)
Publikationsdatum:
Zu finden in: E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? (Seite 14), 2006
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Empfehlungen
Als "innovationsfreudiger Ingenieurwissenschafter" bin ich auf diesen Beitrag gespannt, denn ich sehe die derzeitige Situation ähnlich.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 04.06.2006Zusammenfassungen
Ich wollte zeigen, dass die Lehr-, Lern- und Bildungsforschung als "Hard to-Do-science" gut daran täte, nicht nur von den Naturwissenschaften zu lernen, sondern z.B. auch von den Ingenieurswissenschaften. Eine nach ingenieurswissenschaftlichen Prinzipien funktionierende Lehr-, Lern- und Bildungsforschung, allem voran eine so konzipierte E-Learning-Forschung halte ich für viel versprechend.
Von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) This article centres the role of research regarding e-learning as innovation suitable for daily practice. I will begin with the observation that research and daily practice are two different reference systems which cause conflicts for individual researchers as well as for the scien-tific community. These conflicts arise especially if – like now – there is a strong, one-sided demand and support of learning and educational research using experimental and quantitative methods. This results in a crises of innovation internationally lamented and followed by variable reactions. The article briefly describes these different types of reaction with the quadrant model of Donald Stokes. Thereby I will concentrate on development research. Finally the social responsibility of research for educational practice will be addressed. In many aspects, the article does not specifically focus on e-learning research but on learn-ing and educational research in general. In my opinion, this is good because first of all, e-learning research is part of learning and educational research and second, e-learning re-search can be a precursor in this field.
Von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Frage, welche Rolle die Forschung spielt, wenn es um E-Learning als alltagstaugliche Innovation geht. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Forschung und Alltag zwei verschiedene Referenzsysteme sind, was sowohl beim einzelnen Wissenschaftler als auch in der Scientific Community zu Konflikten führen kann. Diese Konflikte entstehen vor allem dann, wenn - wie es derzeit der Fall ist - die experimentell bzw. quantitativ ausgerichtete Lehr-, Lern- und Bildungsforschung einseitig gefordert und gefördert wird. Folge ist eine Innovationskrise, die in der internationalen Diskussion beklagt wird und unterschiedliche Reaktionen hervorgebracht hat. Diese verschiedenen Reaktionstypen werden anhand des Stokeschen Quadrantenmodells kurz skizziert. Besondere Beachtung will ich dabei der Entwicklungsforschung widmen. Abschließend wird der Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Forschung für die Bildungspraxis angesprochen. Der Beitrag thematisiert an vielen Stellen nicht spezifisch die E-Learning-Forschung, sondern allgemeiner die Lehr-, Lern- und Bildungsforschung. Ich meine, das ist gut so, denn: Erstens ist die E-Learning-Forschung Teil der Lehr-, Lern- und Bildungsforschung und zweitens könnte sie in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle übernehmen.
Von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) Innovativ wollen heute alle sein: Unternehmen, politische Parteien, das Kulturprogramm, die Hochschulleitung usw. Ob das Neue dann auch alltagstauglich ist, bestimmen letztlich die Betroffenen. Bei der Forschung zum Lernen und Lehren - ob nun mit oder ohne neue Medien - sieht es sowohl mit der Alltagstauglichkeit als auch mit der Innovationskraft dagegen eher düster aus.
Innovationen sind per definitionem wahrgenommene Neuerungen mit Nutzen - wobei erst einmal offen ist, wer die Nutznießer sind. Insofern ist das Anliegen legitim und bedeutsam, E-Learning daraufhin zu beleuchten, was daran neu ist und welche täglichen Lehr-Lernprobleme damit zu lösen sind. Geht es - wie hier - um Bildungsinnovationen, sucht man allerdings einen Akteur in diesem Spiel erstaunlich lange: die Forschung. Sie wird allenfalls dann aktiv, wenn es darum geht, eine Innovation in Schule, Hochschule oder Weiterbildung zu überprüfen - gewissermaßen als "Forschung danach". Ganz anders sieht es in naturwissenschaftlichen Disziplinen aus: Hier genießt die Forschung das Ansehen als Motor von Innovationen. Die Gründe für das schlechte Innovationszeugnis in anwendungsbezogenen Disziplinen wie Pädagogik, Didaktik und Teilbereichen der Psychologie sind verschieden und doch miteinander verschränkt. Zum einen stehen die wissenschaftlichen Väter und Mütter des E-Learning zwei verschiedenen Referenzsystemen mit zum Teil gegensätzlichen Ansprüchen gegenüber: der Scientific Community und der Bildungspraxis. Nun ist diese Schwierigkeit eine alt bekannte, erlangt jedoch aktuell eine besondere Brisanz. Zum anderen genießt in diesen Disziplinen der Akt des schöpferischen Planens und Entwerfens, also das Design, selten besonderes wissenschaftliches Ansehen - ein Umstand, über den sich etwa die innovationsfreudigen Ingenieurswissenschaften nur wundern können. Dieses Problem wird im deutschsprachigen Raum bis dato wenig diskutiert; doch genau hier vermute ich eine große Innovationsbremse - gerade auch für E-Learning.
Wenn wir uns von E-Learning alltagstaugliche Innovationen erhoffen, gleichzeitig aber nichts oder nur wenig dafür tun, dass auch die Forschung zum Lernen und Lehren mit neuen Medien ihren Beitrag dazu leistet (sondern zusieht, wie z. B. Wirtschaft und Politik diese Aufgabe allein übernehmen), dann verschwenden wir nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern kommen auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Wissenschaftler nur unzureichend nach. Für mich stellt sich daher die Frage, welche Forschungslogik einen Weg aus dieser Sackgasse bahnen und wie verschiedene Ziele und Kriterien miteinander verbunden werden könnten.
Von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) Innovationen sind per definitionem wahrgenommene Neuerungen mit Nutzen - wobei erst einmal offen ist, wer die Nutznießer sind. Insofern ist das Anliegen legitim und bedeutsam, E-Learning daraufhin zu beleuchten, was daran neu ist und welche täglichen Lehr-Lernprobleme damit zu lösen sind. Geht es - wie hier - um Bildungsinnovationen, sucht man allerdings einen Akteur in diesem Spiel erstaunlich lange: die Forschung. Sie wird allenfalls dann aktiv, wenn es darum geht, eine Innovation in Schule, Hochschule oder Weiterbildung zu überprüfen - gewissermaßen als "Forschung danach". Ganz anders sieht es in naturwissenschaftlichen Disziplinen aus: Hier genießt die Forschung das Ansehen als Motor von Innovationen. Die Gründe für das schlechte Innovationszeugnis in anwendungsbezogenen Disziplinen wie Pädagogik, Didaktik und Teilbereichen der Psychologie sind verschieden und doch miteinander verschränkt. Zum einen stehen die wissenschaftlichen Väter und Mütter des E-Learning zwei verschiedenen Referenzsystemen mit zum Teil gegensätzlichen Ansprüchen gegenüber: der Scientific Community und der Bildungspraxis. Nun ist diese Schwierigkeit eine alt bekannte, erlangt jedoch aktuell eine besondere Brisanz. Zum anderen genießt in diesen Disziplinen der Akt des schöpferischen Planens und Entwerfens, also das Design, selten besonderes wissenschaftliches Ansehen - ein Umstand, über den sich etwa die innovationsfreudigen Ingenieurswissenschaften nur wundern können. Dieses Problem wird im deutschsprachigen Raum bis dato wenig diskutiert; doch genau hier vermute ich eine große Innovationsbremse - gerade auch für E-Learning.
Wenn wir uns von E-Learning alltagstaugliche Innovationen erhoffen, gleichzeitig aber nichts oder nur wenig dafür tun, dass auch die Forschung zum Lernen und Lehren mit neuen Medien ihren Beitrag dazu leistet (sondern zusieht, wie z. B. Wirtschaft und Politik diese Aufgabe allein übernehmen), dann verschwenden wir nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern kommen auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Wissenschaftler nur unzureichend nach. Für mich stellt sich daher die Frage, welche Forschungslogik einen Weg aus dieser Sackgasse bahnen und wie verschiedene Ziele und Kriterien miteinander verbunden werden könnten.
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Zitate aus diesem Konferenz-Paper
Die Komplexität von Lehr-Lernsituationen und die damit einhergehende Vielzahl an wirksamen Variablen und deren unzähligen Interaktionen mit wiederum anderen Variablen setzen der experimentellen wie auch der korrelativen Forschung heute wie damals eine klare Grenze. Die Folge ist, dass z.B. die meisten Vergleiche von Unterrichtsmethoden und -medien keine signifikanten Ergebnisse erzielen; die wenigen signifikanten Ergebnisse widersprechen sich gegenseitig. Das ist auch heute noch so und das gilt im Besonderen für die E-Learning-Forschung.
von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) Notwendig wären eine höhere Wertschätzung der Entwicklung und eine faktische Berücksichtigung von Entwicklungsarbeiten in der persönlichen Karriere von Wissenschaftlern. Solange wir aber nur „Forschung danach“ betreiben, solange also primär derjenige die wissenschaftlichen Lorbeeren erhält, der etwas empirisch überprüft, aber nicht der, der das, was überprüft wird, entwickelt hat, sind wir von dieser erforderlichen Wertschätzung weit entfernt. Dieses Argument ist gerade für E-Learning von besonderer Bedeutung, weil nur konkrete Beispiele von Bildungstechnologien und Lehr-Lernszenarien den Anstoß für Bildungsinnovationen geben können.
von Gabi Reinmann im Konferenz-Band E-Learning - Alltagstaugliche Innovation? im Text Nur Forschung danach? (2006) Einträge in Beats Blog
Zitationsgraph
Zeitleiste
6 Erwähnungen
- INFOS 2007 - Didaktik der Informatik in Theorie und Praxis - 12. GI-Fachtagung Informatik und Schule (Sigrid E. Schubert) (2007)
- Selbstorganisiertes Lernen im Internet - Einblicke in die Landschaft der webbasierten Bildungsinnovationen (Veronika Hornung-Prähauser, Michaela Luckmann, Marco Kalz) (2008)
- Fachdidaktische Diskussion von Informatiksystemen und der Kompetenzentwicklung im Informatikunterricht (Peer Stechert) (2009)
- Eignung von Social-Tagging-Systemen für die Informationssuche im Internet (Diana Jurjevic) (2012)
- Autorenwerkzeuge für digitale, multimediale und interaktive Lernbausteine im Web 2.0 (Michael Hielscher) (2013)
- DeLFI 2013 (Andreas Breiter, Christoph Rensing) (2013)
Volltext dieses Dokuments
Nur "Forschung danach"?: Artikel als Volltext (: , 137 kByte; : Link unterbrochen? Letzte Überprüfung: 2021-03-21 Letzte erfolgreiche Überprüfung: 2010-03-29) |
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Beat und dieses Konferenz-Paper
Beat war Co-Leiter des ICT-Kompetenzzentrums TOP während er Dieses Konferenz-Paper ins Biblionetz aufgenommen hat. Die bisher letzte Bearbeitung erfolgte während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren. Beat hat Dieses Konferenz-Paper auch schon in Blogpostings erwähnt.