Es braucht ein Fach 'Information und Kommunikation / Medienbildung / Medienkompetenz'
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BiblioMap 
Bemerkungen
Von Marc Pilloud, erfasst im Biblionetz am 05.05.2012
Die heute von Fachleuten
geforderte Einführung eines
Schulfaches «Medienkompetenz» ist im Kanton Solothurn seit vier Jahren
Realität.
Von Ernst Meuter im Text Projekt myPad (2012) 
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Aufgrund der Erfahrungen in Solothurn verlangt Andy Schär auch für den Lehrplan 21 ein eigenes Fach Medienbildung, um mit den Medien etwas über Medien zu lernen: »Was im Leben der Jugendlichen einen so hohen Stellenwert hat, gehört in den Unterricht. Das wirkliche Leben darf in der Schule doch nicht in der Garderobe bleiben.« Derzeit sieht es indes so aus, als ob gerade dies passiert. In der Grobstruktur des Lehrplans 21 ist vom Bereich ICT und Medien lediglich als »überfachlicher Themenlehrplan« die Rede. Verbindlichkeit fehlt also auch im Projekt, dass die Schweizer Schulen für die Zukunft rüsten soll.
Von Dominic Wirth im Text Was noch mal ist eine App? (2012) 
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Hauptverantwortlich
für den Lehrplan 21 ist
Christoph Mylaeus, Geschäftsleiter
der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz
(DEDK).
Er verteidigt den Grundsatzentscheid,
für die Medienbildung
kein eigenes Fach zu schaffen:
«Wir haben so viele Bildungsanliegen.
Die können wir unmöglich
alle in eigenen Fächern behandeln.
» Und: Die Lebensdauer
eines Lehrplanes sei mindestens
20 Jahre. «Technische Entwicklungen
sind schon wieder überholt,
wenn der Lehrplan beschlossen
ist.» Deshalb seien die Lernziele
offen formuliert, und es sei
natürlich möglich, später Anpassungen
zu machen. «Wichtig ist
jetzt, dass diese Inhalte wirklich
überall in den Unterricht eingebunden
werden.»
Von Gabi Schwegler im Text Apps im Znünitäschli (2012) Beat Döbeli Honegger, Dozent für Medienbildung und Informatikdidaktik, unterstützt die Forderung von Pro Juventute und erklärt, warum die Festlegung von Lernzielen nicht genügt: «Der Lehrplan 21 ist erst ein Entwurf und noch unveröffentlicht. Bisher ist keine Verbindlichkeit erkennbar.»
Der Professor befürchtet, dass nur Lehrer das Thema in den Unterrichtsalltag einbauen, die selbst an Social Media interessiert sind: «Das passt einfach nicht zur Bedeutung von digitalen Medien in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern.» Es brauche ein spezielles Fach, damit die Verantwortung nicht abgeschoben werden könne. Und damit das wichtige Thema im dicht gedrängten Lehrplan nicht zwischen Stuhl und Bank fallen kann.
Von Leo Ferraro im Text Schulfach Facebook (2013) 
Döbeli Honegger [fordert] im Lehrplan 21 ein verbindliches Zeitgefäss für Medienbildung und Informatik. Denn: «Die Frage, welche Rolle digitale Medien in der Schule des 21. Jahrhunderts spielen, hängt stark davon ab, was dazu im Lehrplan 21 steht.» Döbeli Honegger arbeitet selber am Bereich ICT & Medien des Lehrplans 21 mit. Dass dieser aber als überfachliches Thema in andere Fachbereiche integriert werden soll, geht ihm zu wenig weit. «Diese Integration in andere Fächer findet offiziell seit vielen Jahren statt, der Effekt ist ungenügend. Es braucht ein eigenes Zeitgefäss», sagt Döbeli Honegger. Und er hofft, dass die Kantone bereits die Einführung des Lehrplans 21 mit digitalen Medien unterstützen. «Gelangt der Lehrplan 21 als Bundesordner zur Lehrperson? Oder nutzen die Kantone dazu digitale Plattformen?»
Von Adrian Albisser im Text «ICT braucht ein Zeitgefäss» (2013) 
Ja, allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung je nach Schulstufe. Spannend ist zur Zeit Folgendes: Angehende Kindergartenlehrpersonen haben teilweise das Gefühl, sie würden den Erstkontakt der Kinder mit Medien herstellen. Dabei kommen heute schon Zweijährige mit Tablets und Smartphones in Berührung. Deshalb gilt: Wenn die Kinder in den Kindergarten kommen, haben sie bereits Medienerfahrung. Selbst Informatik kann ich auf einer sehr heruntergebrochenen Stufe in der Primarschule oder im Kindergarten unterrichten. Ein Kind, das ein Spiel mit starren Spielregeln spielt, befolgt eigentlich ein Programm. Ich kann in der frühen Primarschule sagen: «Wie könnte man die Spielregeln ändern? Was würde dann mit dem Spiel geschehen?» - Und schon fangen die Zusammenhänge an.
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- Der Faktor Zeit: Die praktischen Fertigkeiten des Autofahrens lernt man in der Fahrschule in 20-30 Lektionen. Für die Vermittlung von Informatikkonzepten ist ein Fach mit mindestens 6 Jahresstunden nötig. Mit rund 250 Lektionen eine ganz andere Größenordnung!
- Der Inhalt: Schulen haben den Auftrag, allgemein bildende, langlebige Inhalte zu vermitteln. Beim Autofahren geht es primär um reine Fertigkeiten. Der sinnvolle Einsatz von Informatikmitteln bedingt das Verständnis von zahlreichen, grundlegenden Konzepten. Später "on the job" bleibt dafür keine Zeit mehr.
- Die Bedeutung: Die Beherrschung von Informatikmitteln ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen inzwischen eine weitere Kulturtechnik, die alle Schulabgängerinnen beherrschen sollten. Man kann heute problemlos ohne Führerschein eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit ausüben, nicht aber ohne gute Informatik-Kenntnisse.
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Die Lehrpersonen des betreffenden Faches machen sich in der freigewordenen Zeit vertraut mit PC, Internet und World Wide Web und können nachher abschätzen, ob und wo in ihrem Fach ICT-Mittel gewinnbringend eingesetzt werden können. Nach rund vier Jahren sind mehr oder weniger alle Lehrerinnen und Lehrer wieder „up to date“ und die Diskussion rund um den Einsatz der Informatikmittel kann wieder sachlich geführt werden. Anstelle technologischer Überlegungen rücken die pädagogischen und didaktischen Fragen in den Mittelpunkt.
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- Der Faktor Zeit. Die praktischen Fertigkeiten des Autofahrens lernt man in der Fahrschule in rund 30 Lektionen. Für die Vermittlung von Informatikkonzepten ist ein Fach mit mindestens 6 Jahresstunden nötig ist. Mit rund 240 Lektionen eine ganz andere Grössenordnung!
- Der Inhalt. Gymnasien haben den Auftrag, allgemeinbildende, langlebige Inhalte zu vermitteln. Beim Autofahren geht es primär um reine Fertigkeiten. Der sinnvolle Einsatz von Informatikmitteln bedingt das Verständnis von zahlreichen, grundlegenden Konzepten. Später, „on the job“, bleibt dafür keine Zeit mehr.
- Die Bedeutung. Die Beherrschung von Informatikmitteln ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen inzwischen eine weitere Kulturtechnik, die alle Maturandinnen und Maturanden beherrschen sollten. Die Hochschulen erwarten von allen Studienanfängern, dass sie Informatikmittel kompetent für ihr Studium einsetzen. Man kann heute problemlos ohne Führerschein studieren, nicht aber ohne gute Informatik-Kenntnisse.

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
Für das neue Fach „Medienbildung“ soll die neue Lektionentafel der Sekundarstufe I je eine Lektion in der 7., 8. und allenfalls 9. Klasse vorsehen sowie zusätzlich zwei Lektionen als Wahlfach in der 9. Klasse.
Im neuen Fach „Medienbildung“ werden in Anlehnung an den neuen Lehrplan 21 zum einen die Grund-lagen der Computernutzung systematisch vermittelt (Schulung in Programmen der Textverarbeitung und -gestaltung, Tabellenkalkulation, Präsentation und das Recherchieren im Internet). Zum zweiten werden medienspezifische Fragestellungen und Probleme thematisiert (Mobilkommunikation, Datenschutz, Si-cherheit im Internet, ethische Fragen rund um Missbrauchsmöglichkeiten des Internets, Urheberrecht, social web, usw.). Drittens sollen informationstechnische Grundlagen und Konzepte vermittelt werden, die einen Einblick in die Welt der Informatik ermöglichen. Das Tastaturschreiben wird explizit nicht im Rahmen dieses Fachs vermittelt.
Auch für das überfachliche Thema ICT/Medien wird von verschiedener Seite ein eigenständiges Fach
gefordert (SH, VSLCH, sgv). VS sieht ICT als überfachliches Thema, fordert zugleich jedoch die Implementierung
eines Fachs Medienbildung auf der Sek I. Auch nach Meinung der Stiftung Kinderschutz
Schweiz ist ICT nicht nur als überfachliches Thema zu sehen, sondern bereits früh als eigenes Thema im
Fachbereich NMG und im 3. Zyklus im Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft zu behandeln. Der
Kanton SZ fordert für ICT auf der Sek I ein eigenes Zeitgefäss beispielsweise in Form der Integrierung in
den Bereich Lebenskunde mit entsprechender zeitlicher Berücksichtigung. Der Kanton SG fordert ICT ab
dem 2. Zyklus. Der LCH schlägt vor, das erforderliche ICT-Grundkönnen als speziellen Kurs/Lehrgang in
einer Art 'Minicurriculum' zu sichern. Der Kanton SO erachtet klare inhaltliche Aussagen zu ICT als nötig,
wobei auch die zeitlichen Gefässe konkret aufgezeigt werden sollen. Der Wunsch nach klar definierten
Zeitfenstern wird von FR unterstützt. UR wünscht eine Aussage zum Tastaturschreiben. Der LCH verlangt
eine Angebotspflicht zum Erlernen des Tastaturschreibens. Nach Ansicht des Kantons SZ ist im 6.
Schuljahr (heutige 4. Primarklasse) im Fachbereich Sprachen Tastaturschreiben aufzunehmen.
in den Projektgremien und den Konsensfindungsprozess unter den Kantonen. Nach Abschluss
dieses Konsensfindungsprozesses erteilen die Kantone den Auftrag zur zweiten Phase des Projektes,
d.h. zur Erarbeitung des gemeinsamen Lehrplans.
im Text Auswertung der Vernehmlassung «Grundlagen für den Lehrplan 21» (2009)
2 Vorträge von Beat mit Bezug
3 Einträge in Beats Blog
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
42 Erwähnungen 
- Bleistiftspitzen, Autofahren und Computern - Teil der gymnasialen Ausbildung? (Werner Hartmann, Raimond Reichert) (2001)
- Schulinformatik in Österreich, quo vadis? (Peter Micheuz) (2003)
- Auswertung der Vernehmlassung «Grundlagen für den Lehrplan 21» (2009)
- Schlüsselzahlen zum Einsatz von IKT für Lernen und Innovation an Schulen in Europa 2011 (Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur) (2011)
- Digitale Medien in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung (Dominik Petko, Beat Döbeli Honegger) (2011)
- Medienbildung braucht eigene Unterrichtsgefässe - Ein Plädoyer für einen neuen Weg (Thomas Merz)
- Medienbildung braucht eigene Unterrichtsgefässe - Ein Plädoyer für einen neuen Weg (Thomas Merz)
- Facebook ist gefährlicher als Google (Miriam Meckel, Patrik Müller) (2012)
- Projekt myPad - die (digitale) Schiefertafel schlägt zurück (Ernst Meuter) (2012)
- Medienkompetenz in der Schule benötigt Verbindlichkeit (Beat Döbeli Honegger, Natalie Ehrenzweig) (2012)
- Apps im Znünitäschli (Gabi Schwegler) (2012)
- Es führt kein Weg an einem solchen Fach vorbei - Medien-Professor Thomas Merz über Medienbildung an den Schulen und die nötige Weiterbildung für die Lehrer (Thomas Merz, Gabi Schwegler) (2012)
- Berufslehre contra Akademisierung? (Hanna Muralt Müller) (2012)
- Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Manfred Spitzer) (2012)
- Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Manfred Spitzer) (2012)
- «Ich staune über den informatischen Analphabetismus in der Schweiz» - ETH-Professor Juraj Hromkovic über Informatik in der Schule, den Lehrplan 21 und «lächerlichen» Medienunterricht (Juraj Hromkovic, Simone Luchetta) (2012)
- Facebook soll Schulfach werden (Michael Graber) (2012)
- Braucht es ein Fach «Neue Medien»? (Beat Döbeli Honegger) (2012)
- Schulblatt Aargau und Solothurn 16/12 (2012)
- Am Ball bleiben (Beat W. Zemp, Irene Schertenleib)
- Am Ball bleiben (Beat W. Zemp, Irene Schertenleib)
- «Ein Handyverbot an der Schule macht Sinn» (Roland Zurkirchen, Georg Gindely) (2012)
- Was noch mal ist eine App? - Jetzt können Schüler endlich den Umgang mit modernen Medien lernen: Aber nur in Solothurn. (Dominic Wirth) (2012)
- Digital gefordert - NZZ am Sonntag (2012)
- ICT-Strategie an den Volksschulen des Kantons Schwyz (Iwan Schrackmann, Alois Gwerder, André Gafner, Beat Döbeli Honegger, Christian Neff, Karl Wiedenkeller, Susanne Schwiter) (2012)
- Zukunft des Lernens (Edith Blaschitz, Gerhard Brandhofer, Christian Nosko, Gerhard Schwed) (2012)
- Von analog zu digital - Die neuen Herausforderungen für die Schule (Nando Stöcklin)
- Von analog zu digital - Die neuen Herausforderungen für die Schule (Nando Stöcklin)
- Schulfach Facebook (Leo Ferraro) (2013)
- Lesen, Rechnen, Facebook - Soziale Medien an Schweizer Schulen (Wolfgang Koydl) (2013)
- Facebook auf dem Stundenplan - Schüler brauchen ein Fach für Medienbildung, meint Informatiker Beat Döbeli Honegger (Beat Döbeli Honegger, Katja Irle) (2013)
- «Neue Medien bieten Kindern neue Chancen» (Friederike Tilemann, Reto Knobel) (2013)
- «Schule in die Pflicht nehmen» (Dominik Petko, Andrea Fischer) (2013)
- «ICT braucht ein Zeitgefäss» (Adrian Albisser) (2013)
- Informatics education: Europe cannot afford to miss the boat - Report of the joint Informatics Europe & ACM Europe Working Group on Informatics Education April 2013 (Walter Gander, Antoine Petit, Gérard Berry, Barbara Demo, Jan Vahrenhold, Andrew D. McGettrick, Roger D. Boyle, Michèle Drechsler, Avi Mendelson, Chris Stephenson, Carlo Ghezzi, Bertrand Meyer) (2013)
- Lehrplan 21 - Können, Wissen, Kompetenzen und Standards in der Volksschule - Beilage Bildung und Erziehung der NZZ, 10.04.2013 (2013)
- Die Volksschule zwischen Wissen, Kompetenz und politischer Korrektheit (Christian Amsler, Ulrich Schlüer)
- Die Volksschule zwischen Wissen, Kompetenz und politischer Korrektheit (Christian Amsler, Ulrich Schlüer)
- Braucht die Schule mehr Informatik? - Ein bildungspolitisch umstrittenes Postulat (Heinz Moser) (2013)
- Smartphones im Chindsgi (Beat Döbeli Honegger, Fabienne Schmuki) (2013)
- Lehrer sollen programmieren lernen - Die Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz richtet einen Lehrstuhl für Informatik ein (René Donzé) (2013)
- «Die Schüler bringen ihre Laptops oder Tablets von zu Hause mit» - Der Präsident der Schweizer Lehrer, Beat W. Zemp, über digitale Lernhilfen, den Lehrplan 21 und die Pathologisierung schwacher Schüler. (Beat W. Zemp, Seraina Kobler) (2013)
- Jeder bringt sein eigenes Tablet (Silvia Camenzind) (2013)
- Lehrplan 21: die IT-Zukunft der Schweiz (Fabian Vogt) (2013)
- Die Knacknuss im Lehrplan 21 (Marina Winder) (2013)
- Schul-Informatik: Fachleute einigen sich (René Donzé) (2013)
- Auswertung der Konsultation zum Lehrplan 21 - (Konsultation 28. Juni bis 31. Dezember 2013) (D-EDK Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz) (2014)
- «Schulen brauchen eigenes Fach für Medien» (Yannick Nock) (2016)
- CSU-Staatsministerin Bär fordert «Digitalkunde» als Pflichtfach ab der Grundschule (Dietmar Neuerer) (2019)