Fördert Mediengewalt reale Gewalt?
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Bemerkungen
Wenn wir uns darüber
klar werden, dass mediale Gewalt zu
mehr Gewalt in der realen Welt führt (der
Zusammenhang ist etwa so stark wie der
zwischen Rauchen und Lungenkrebs),...
Von Manfred Spitzer im Text Generation Google (2010) Wie bei den Auswirkungen der Gewalt im Fernsehen wird auch im Hinblick auf die Gewalt durch Video- und Computerspiele immer wieder bestritten, dass es hier überhaupt einen Zusammenhang gibt. Dem ist entgegenzuhalten: Es gibt genügend Studien, deren Ergehnisse klar genug sind, um Schlussfolgerungen zu ziehen.
Von Manfred Spitzer im Buch Vorsicht Bildschirm! (2005) im Text Computer- und Videospiele auf Seite 223Die Forschungsergebnisse zum Thema "Gewalt" und Fernsehen ergeben insgesamt ein komplexes Bild; damit verbietet es sich inbesonders, direkt und grobschlächtig kausale Zusammenhänge zu behaupten. Problematisch ist schon die Tatsache, dass die empirische Forschung oft lediglich Korrelationen zwischen Variablen ermittelt, während diese dann in der pädagogischen Interpretation allzu schnell als Ursachen erscheinen.
Von Heinz Moser im Buch Einführung in die Medienpädagogik im Text Gewalt und Fernsehen auf Seite 195Seit 1950 wurden in Amerika mehr als 3.500 Forschungsstudien über die Wirkung von Mediengewalt auf die Bevölkerung durchgeführt. Eine Analyse von fast 1.000 zufällig ausgewählten Studien ergab, dass alle außer 18 (von denen 12 von der Fernsehindustrie finanziert wurden) eine greifbare Korrelation zwischen gewaltverherrlichender Unterhaltung und gewaltverherrlichendem Verhalten aufzeigen. Warum hören wir hier nicht einfach auf und akzeptieren das?
Von Dave Grossman, Gloria DeGaetano im Buch Stop Teaching Our Kids to Kill (1999) im Text Nicht nur ein «Toaster mit Bildern» auf Seite 36Die Debatte sollte mittlerweile zu Ende sein. Eine überwältigende Menge wissenschaftlicher Beweise belegt, dass Mediengewalt ein wichtiger und signifikanter Faktor für die reale Gewalt in unserer Gesellschaft ist - und wir werden das in diesem Kapitel beweisen. Es ist sehr viel auf einmal - die Ergebnisse der wichtigsten Studien der letzten fünfzig Jahre -, aber es ist ungeheuer wichtig, dass Menschen tatsächlich verstehen, wie viele handfeste Beweise zu diesem Thema existieren.
Von Dave Grossman, Gloria DeGaetano im Buch Stop Teaching Our Kids to Kill (1999) im Text Nicht nur ein «Toaster mit Bildern» Ich habe gelesen, dass es mehr als 2000 Studien gab, die die Korrelation von Horrorangucken und Gewalttätigkeit untersuchten. Alle versuchten sich am Beweis, dass Videos die Ursache für Gewalt seien. Es ist bis heute nicht gelungen, man muss wohl noch ein paar tausend Studien mehr anstellen. Jede ist mit einem Doktorstipendium auf drei Jahre verbunden, kostet also - sagen wir - 200 000 Euro. Mal 2000 ergibt 400 000 000 Euro. Verstehen Sie, warum ich so giftig mit dem Wort "dumm" bin?
Von Gunter Dueck im Text Korrelatalschaden! Egal wie! Seit über 40 Jahren streiten sich die Experten, ob Bilder von Gewalt im Fernsehen auch Gewalt im wirklichen Leben zur Folge haben. Mir erscheint die Beweislage eindeutig. Es gibt ein paar einleuchtende Experimente und Statistiken: Man zeigt Kindern Filme mit gewalttätigen Inhalten, und sie verhalten sich im Umgang mit anderen Kindern gewalttätiger. Diese Laborstudien werden durch das wirkliche Leben bestätigt: Noch zwei Tage nach der Übertragung von Schwergewichtsboxkämpfen im US-Fernsehen liegt die Mordrate um 9 Prozent über dem normalen Niveau. Nach dem Bericht über einen Selbstmord oder nach einem Selbstmord in einem Fernsehfilm steigt die Zahl der Selbstmorde.
Von Richard Layard im Buch Die glückliche Gesellschaft (2005) im Text Warum wir nicht glücklicher sind, als wir sind auf Seite 102Zum Zusammenhang zwischen dem Konsum von Mediengewalt und aggressivem
Verhalten wurde seit den 1960er Jahren eine Fülle von Untersuchungen durchgeführt,
die von experimentellen Laborstudien bis zu repräsentativen Befragungen
reichen. Auf dieser Grundlage kann zunächst festgestellt werden, dass heute kaum
noch ein Zweifel daran besteht, dass Gewaltdarstellungen in den Medien negative
Auswirkungen auf das Aggressionspotenzial von Kindern und Jugendlichen haben
(Friedrich 2013; Prot et al. 2014). Relative Einigkeit besteht darüber, dass kurzzeitige
Effekte besser belegt sind als langfristige und dass die Belege für die Wirkung
auf aggressive Gedanken und Gefühle überzeugender sind als die für die Wirkung
auf Verhalten (Prot et al. 2014).
Von Heike Schaumburg, Doreen Prasse im Buch Medien und Schule (2018) im Text Medien in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen auf Seite 75Die Gewaltwirkung, der ein Kind durch den Fernseher ausgesetzt ist, ist also schon hoch
genug. Dennoch wird dieser Einfluss durch die Wirkung der Computerspiele noch übertroffen.
Selbst Matthias Horx erwähnt in seinem ansonsten unglaublich unkritischen Artikel »Hoppla,
hier kommt mein zweites Ich!« die Computerspiel-Industrie, die die negative Wirkung des
Fernsehens noch mal drastisch steigert.
Der Unterschied zwischen Fernsehen und Computerspielen ist nämlich dramatisch: Im Fernsehen wird Gewalt konsumiert, in Computerspielen wird sie aktiv trainiert. Dies ist im Grunde ein unglaublicher Vorgang: Wohlmeinende (aber unwissende) Eltern investieren Milliarden, um unseren Nachwuchs im Töten auszubilden. Genau dies wird in den Spielen eingeübt - immer realistischer und immer grausamer.
Von Manfred Spitzer im Text Töten lernen per Software (2006) Der Unterschied zwischen Fernsehen und Computerspielen ist nämlich dramatisch: Im Fernsehen wird Gewalt konsumiert, in Computerspielen wird sie aktiv trainiert. Dies ist im Grunde ein unglaublicher Vorgang: Wohlmeinende (aber unwissende) Eltern investieren Milliarden, um unseren Nachwuchs im Töten auszubilden. Genau dies wird in den Spielen eingeübt - immer realistischer und immer grausamer.
In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts trugen Tausende und Abertausende deutscher Jugendlicher 9 mm-Pistolen, Mauser, Luger, Walther, aber nie beging irgendein deutscher Jugendlicher ein Verbrechen wie in Erfurt. Obwohl also die Schusswaffen seit über einem Jahrhundert vorhanden waren, verübte niemals in der menschlichen Geschichte irgendein Jugendlicher ein Verbrechen wie das in Jonesboro, Littleton und Erfurt. Wir dürfen die Schusswaffen als Faktor in der Gleichung nie außer Acht lassen, aber die eine Frage müssen wir uns immer stellen: "Was ist der neue Faktor?" Und die Antwort wurde uns durch alle bedeutenderen wissenschaftlichen und medizinischen Gremien gegeben, die nicht von der Gewaltindustrie «gekauft» sind. Die Antwort lautet, dass unsere Gewaltdarstellungen in Fernsehen, Filmen und Videospielen unseren Kindern das Töten beibringen.
Von Dave Grossman im Buch Stop Teaching Our Kids to Kill (1999) Diese Frage ist so alt wie die Geschichte der Medien.
Mit jedem neuen Medium – vom Buch über den Film und
die Comics bis zum Internet und aktuell zu den Computerspielen
– stellt sich die Frage nach der Schädlichkeit von
Gewaltdarstellungen von Neuem. Häufig ist die öffentliche
Diskussion dazu sehr emotional und Medien werden
zu Sündenböcken von Gewalttaten.
Eine eindeutige Ursache-Folge-Erklärung gibt es zu Wirkung
von Mediengewalt nicht. Langzeitstudien zeigen, dass 5 bis
10 Prozent des Aggressivitätszuwachses auf den Einfluss
von Mediengewalt zurückgehen und die restlichen 90 bis
95 Prozent durch andere Faktoren zu erklären sind,
zum Beispiel durch die Persönlichkeit oder das soziale
Umfeld von Jugendlichen. In manchen Fällen wurde
eine kurzfristige Steigerung der Aggression gemessen.
Erwiesen ist aber: Wer bereits eine erhöhte Aggressivität
als Persönlichkeitsmerkmal mitbringt, wählt auch eher
gewalthaltige Medieninhalte aus.
Von Sarah Genner, Daniel Süss, Gregor Waller, Isabel Willemse, Eveline Hipeli in der Broschüre Medienkompetenz (2013) Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
41 Erwähnungen
- Einführung in die Medienpädagogik - Aufwachsen im Medienzeitalter (Heinz Moser)
- Gewalt und Fernsehen
- Pädagogik (Karl Frey, Angela Frey-Eiling)
- 17. Medienpädagogik (Karl Frey)
- Die Droge im Wohnzimmer (Marie Winn) (1977)
- Kinder vor dem Bildschirm (Urban Zehnder) (1988)
- Medienkinder - Vom richtigen Umgang mit der Vielfalt (Wolfram Eicke, Ulrich Eicke) (1994)
- Stop Teaching Our Kids to Kill - A Call to Action Against TV Movie and Video Game Violence (Dave Grossman, Gloria DeGaetano) (1999)
- Geleitwort (Uwe Buermann)
- Nicht nur ein «Toaster mit Bildern»
- Bruce Willis spielen
- Lernen - Gehirnforschung und die Schule des Lebens (Manfred Spitzer) (2002)
- Professionalität stärken - Zeitschrift Computer und Untericht 47 (2002)
- Medien als Täter? - Gewalthaltige Computerspiele und ihre Wirkungen (Stefan Aufenanger)
- Mensch ärgere dich nicht (Marc Bodmer) (2002)
- Virtuelle Welten - reale Gewalten (Florian Rötzer) (2002)
- Medien und Gewalt - Befunde der Forschung seit 1998 (Michael Kunczik, Astrid Zipfel) (2004)
- Killerspiele im Kinderzimmer - Was wir über Computer und Gewalt wissen müssen (Thomas Feibel) (2004)
- 5. Zwischen Faszination und Wirkung
- Vorsicht Bildschirm! - Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft (Manfred Spitzer) (2005)
- 6. Gewalt im Fernsehen
- 7. Computer- und Videospiele
- Die glückliche Gesellschaft (Richard Layard) (2005)
- Mediale Umweltverschmutzung - Wie reagiert das Gehirn auf Gewalt im TV? (Manfred Spitzer) (2005)
- Medienpädagogik, Internet und eLearning - Entwurf eines integrativen medienpädagogischen Programms (Thomas Baumann) (2005)
- Everything Bad is Good for You - How Popular Culture Is Making Us Smarter (Steven Johnson) (2005)
- Vorsicht Bildschirm! (Film) - Der Einfluss von Bildschirm-Medien auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ein Vortrag vom März 2006. (Manfred Spitzer) (2006)
- Das ist doch hirnrissig (Mathias Plüss, Stefan Scheytt, Manfred Spitzer) (2006)
- Töten lernen per Software (Manfred Spitzer) (2006)
- Computer (ICT), Grundschule, Kindergarten und Neue Lernkultur (Hartmut Mitzlaff) (2007)
- Computer machen dick, dumm und gewalttätig? - Wider den Hang zur Vereinfachung (Ursula Arbeiter)
- Zeitschrift für Pädagogik 2/07 (2007)
- Unbeherrschte oder Zügellose? - Eine aristotelische Klassifikation und ihre Koppelung mit Fritz’ These der Gewaltrahmungskompetenz bei extensiven Nutzern gewaltorientierter Computerspiele (Wassilis Kassis)
- Computerspielsüchtig? - Rat und Hilfe (Sabine M. Grüsser, Ralf Thalemann) (2007)
- Technologie, Imagination und Lernen - Grundlagen für Bildungsprozesse mit Digitalen Medien (Heidi Schelhowe) (2007)
- Die Entwicklung des medienpädagogischen Diskurses (Heinz Moser) (2008)
- KrisenKompass - Orientierung für den Umgang mit schweren Krisen im Kontext Schule (Gernot Brauchle, Verena Eckert, Margrit Franz, Christian Randegger, Herbert Wyss) (2009)
- 1. Krisen (Gernot Brauchle, Christian Randegger, Herbert Wyss)
- Der Riss in der Tafel - Amoklauf und schwere Gewalt in der Schule (Frank J. Robertz, Ruben Philipp Wickenhäuser) (2010)
- Generation Google - Wie verändern digitale Medien unsere Bildung, Moral und personale Identität? (Manfred Spitzer) (2010)
- Schule in der digitalen Welt - Medienpädagogische Ansätze und Schulforschungsperspektiven (Carsten Albers, Johannes Magenheim, Dorothee M. Meister) (2011)
- Handeln und Lernen in einer von Medien mitgestalteten Welt - Handeln und Lernen in einer von Medien mitgestalteten Welt (Gerhard Tulodziecki)
- Generation 2.0 und die Kinder von morgen - aus der Sicht eines Kinder- und Jugendpsychiaters (Reinhart Lempp) (2012)
- Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Manfred Spitzer) (2012)
- Medienkompetenz - Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien (Sarah Genner, Daniel Süss, Gregor Waller, Isabel Willemse, Eveline Hipeli) (2013)
- Du sollst spielen! (Uwe Buse, Friederike Schröter, Jonathan Stock) (2014)
- Macht Gewalt in Unterhaltungsmedien aggressiv? (Tobias Rothmund, Malte Elson, Markus Appel, Julia Kneer, Jan Pfetsch, Frank Schneider, Carmen Zahn) (2015)
- Digitale Hysterie - Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen (Georg Milzner) (2016)
- 5. Die neue alte Angst: Bildschirm und Gewalt
- Glow Kids - How Screen Addiction Is Hijacking Our Kids-and How to Break the Trance (Nicholas Kardaras) (2016)
- Medien und Schule - Unterrichten mit Whiteboard, Smartphone und Co. (Heike Schaumburg, Doreen Prasse) (2018)
- Virtuelles Gemetzel (Sebastian Herrmann) (2020)