Handygebrauch der Schweizer JugendZwischen engagierter Nutzung und Verhaltenssucht
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Zusammenfassungen
Das Mobiltelefon ist zu einem wichtigen, wenn nicht zum wichtigsten Kommunikationsmittel
für Schweizer Jugendliche avanciert. Tagtäglich sind die Heranwachsenden via Handy mit
ihrem sozialen Netz in Kontakt: Sie tauschen Erlebnisse und Gefühle aus und festigen so die
Beziehungen zu ihren Nächsten. Im Januar 2010 haben wir uns gefragt, ob es bei der Handykommunikation
auch ein „Zuviel“ gibt, ob sich neben den aufgeführten positiven Aspekten
auch negative ausmachen lassen. Vor diesem Hintergrund haben wir die vorliegende Studie
lanciert, um damit Grenzen zwischen engagierter Handynutzung und Verhaltenssucht aufzuzeigen
Von Gregor Waller, Daniel Süss im Buch Handygebrauch der Schweizer Jugend (2012) Die vorliegende Studie zeigt ein repräsentatives Bild der Handynutzung von Schweizer
Schülerinnen und Schülern. Insgesamt wurden über 1‘000 Adoleszente (12- bis 19-jährig) in
den drei grossen Sprachräumen (D-CH, I-CH, F-CH) zu ihrem Umgang mit dem Mobiltelefon
und weiteren Medien befragt. Daneben konnte eine Reihe von psychosozialen Merkmalen
der Jugendlichen wie die Beziehung zu den Eltern, Extraversion, Impulsivität, Depressivität,
Gruppendruck, Stressempfinden, Selbstwert, Optimismus oder Lebensfreude erhoben werden.
Die aufgelisteten Konzepte sind mit vier unterschiedlichen Handynutzertypen: Nichtnutzer,
zurückhaltende Nutzer, engagierte Nutzer und Verhaltenssüchtige in Relation gebracht
worden.
Die Ergebnisse zeigen, dass 98% der Schweizer Jugendlichen ein Handy besitzen; nur 2% verfügen in dieser Alterskohorte über kein eigenes Gerät. Die Hälfte der Befragten nutzt ihr Mobiltelefon zurückhaltend. 40% setzen es engagiert ein und rund 5% können als handysüchtig bezeichnet werden. Prädiktive Indikatoren für Handy-Verhaltenssucht sind: eine schwierige Beziehung zu den Eltern, Impulsivität und extravertiert-aktives Verhalten. Die engagierte Handynutzung lässt sich über Neurotizismus, extravertiert-geselliges Verhalten, Gruppendruck und weibliches Geschlecht erklären. Die Gruppe der zurückhaltenden Nutzer kann mittels einer positiven Beziehung zu den Eltern, Stabilität (wenig neurotisch: besorgt/ ängstlich), Introversion, wenig Gruppendruck und männlichem Geschlecht beschrieben werden. Über die Gruppe der Nichtnutzer lassen sich aufgrund der kleinen Fallzahl nur wenige Aussagen machen: Sie besteht vor allem aus 12- und 13-jährige Knaben. Die Nutzertypen zeigen neben unterschiedlichem Handyverhalten auch ein unterschiedliches Medienverhalten. So setzen Handysüchtige stark auf audiovisuelle Medien wie TV, DVD/Video, Kino oder Internet. Engagierte tun dies bereits in einem weniger ausgeprägten Masse. Demgegenüber lesen zurückhaltende Nutzer häufiger ein Buch, gehen öfters in die Bibliothek oder unternehmen etwas mit ihrer Familie.
Die Untersuchung deckt auch einige geschlechtsspezifische Unterschiede auf: So vernetzen sich Mädchen über ihr Mobiltelefon stärker mit ihrem sozialen Umfeld („Connectedness“) und profitieren stärker vom Handy vermittelten Sicherheitsgefühl als Knaben. Handyabhängigkeit tritt in der lateinischen Schweiz häufiger auf als in der Deutschschweiz. Dieser Befund ist auf der Basis der vorliegenden Daten nicht abschliessend zu interpretieren. Die Autoren vermuten kulturelle Aspekte als Ursache.
Von Gregor Waller, Daniel Süss im Buch Handygebrauch der Schweizer Jugend (2012) auf Seite 2Die Ergebnisse zeigen, dass 98% der Schweizer Jugendlichen ein Handy besitzen; nur 2% verfügen in dieser Alterskohorte über kein eigenes Gerät. Die Hälfte der Befragten nutzt ihr Mobiltelefon zurückhaltend. 40% setzen es engagiert ein und rund 5% können als handysüchtig bezeichnet werden. Prädiktive Indikatoren für Handy-Verhaltenssucht sind: eine schwierige Beziehung zu den Eltern, Impulsivität und extravertiert-aktives Verhalten. Die engagierte Handynutzung lässt sich über Neurotizismus, extravertiert-geselliges Verhalten, Gruppendruck und weibliches Geschlecht erklären. Die Gruppe der zurückhaltenden Nutzer kann mittels einer positiven Beziehung zu den Eltern, Stabilität (wenig neurotisch: besorgt/ ängstlich), Introversion, wenig Gruppendruck und männlichem Geschlecht beschrieben werden. Über die Gruppe der Nichtnutzer lassen sich aufgrund der kleinen Fallzahl nur wenige Aussagen machen: Sie besteht vor allem aus 12- und 13-jährige Knaben. Die Nutzertypen zeigen neben unterschiedlichem Handyverhalten auch ein unterschiedliches Medienverhalten. So setzen Handysüchtige stark auf audiovisuelle Medien wie TV, DVD/Video, Kino oder Internet. Engagierte tun dies bereits in einem weniger ausgeprägten Masse. Demgegenüber lesen zurückhaltende Nutzer häufiger ein Buch, gehen öfters in die Bibliothek oder unternehmen etwas mit ihrer Familie.
Die Untersuchung deckt auch einige geschlechtsspezifische Unterschiede auf: So vernetzen sich Mädchen über ihr Mobiltelefon stärker mit ihrem sozialen Umfeld („Connectedness“) und profitieren stärker vom Handy vermittelten Sicherheitsgefühl als Knaben. Handyabhängigkeit tritt in der lateinischen Schweiz häufiger auf als in der Deutschschweiz. Dieser Befund ist auf der Basis der vorliegenden Daten nicht abschliessend zu interpretieren. Die Autoren vermuten kulturelle Aspekte als Ursache.
Dieses Buch erwähnt ...
Personen KB IB clear | Richard Ling , Per E. Pedersen , Daniel Süss , Jane Vincent , Gregor Walter , Isabel Willemse | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fragen KB IB clear | Wie nutzen Kinder und Jugendliche Medien und ICT? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Begriffe KB IB clear | Asynchrone Kommunikation , Beziehungrelation , Buchbook , Elternparents , E-Maile-mail , Familiefamily , Gefühlefeelings , Gruppendruckgroup pressure , Identitätidentity , Instant MessagingInstant Messaging , Internetinternet , Knabenboy , Kommunikationcommunication , Mädchengirl , Medienmedia , Mobiltelefonmobile phone , Optimismus , SchweizSwitzerland , SMSText messaging , Stressstress , Sucht , Synchrone Kommunikation , Verhaltenssucht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nicht erwähnte Begriffe | Asynchrone computervermittelte Kommunikation, Kinder, LehrerIn, Schulbuch / Lehrmittel, Schule, Synchrone computervermittelte Kommunikation |
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4 Erwähnungen
- JAMES-Studie 2012 - Jugend, Aktivitäten, Medien - Erhebung Schweiz (Isabel Willemse, Gregor Waller, Daniel Süss, Sarah Genner, Anna-Lena Huber) (2013)
- Die «Net-Generation» - ein perpetuiertes Missverständnis - Das individuelle Medienhandeln Jugendlicher (Matthias Fuchs) (2014)
- ON/OFF - Risks and Rewards of the Anytime-Anywhere Internet (Sarah Genner) (2017)
- MIKE-Studie 2019 (Gregor Waller, Lilian Suter, Jael Bernath, Céline Külling, Isabel Willemse, Nicolas Martel, Daniel Süss) (2020)
Co-zitierte Bücher
Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland
(mpfs Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, Sabine Feierabend, Theresa Plankenhorn, Thomas Rathgeb) (2015)Mediennutzung und Medienkompetenz. Bielefelder Medienkompetenzmodell
(Klaus P. Treumann, Dorothee M. Meister, Uwe Sander, Jörg Hagedorn, Manuela Kämmerer) (2007)Mediennutzungstypen bei Schweizer Jugendlichen - zwischen Risikoverhalten und positivem Umgang
(Isabel Willemse, Gregor Waller, Daniel Süss) (2011)Jugend, Aktivitäten, Medien - Erhebung Schweiz
(Isabel Willemse, Gregor Waller, Daniel Süss, Sarah Genner, Anna-Lena Huber) (2013)Volltext dieses Dokuments
Handygebrauch der Schweizer Jugend: Gesamtes Buch als Volltext (: , 2379 kByte; : Link unterbrochen? Letzte Überprüfung: 2021-03-21 Letzte erfolgreiche Überprüfung: 2018-07-28) |
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Beat und dieses Buch
Beat hat dieses Buch während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.