Persönliche Messungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern bei einer Bevölkerungsstichprobe im Kanton Zürich |
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Zusammenfassungen
In dieser Studie wurde die persönliche Exposition gegenüber hochfrequenten
elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) von 115 Personen aus dem Kanton Zürich während
48 – 72 Stunden mit einem tragbaren Messgerät (ExpoM-RF) gemessen. Für die
Studienteilnahme wurden Jugendliche (12-15 Jahre) und ihre Eltern sowie junge
Erwachsene (18-30 Jahre) zufällig aus 12 Gemeinden des Kantons Zürichs ausgewählt. Die
Gemeinden wurden so ausgewählt, dass die ganze Bandbreite von möglichen
Expositionssituationen im Kanton Zürich repräsentiert ist. Das ExpoM-RF zeichnete alle 4
Sekunden einen Messwert für 14 Frequenzbänder von FM Radio (87.5 MHz) bis LTE
Mobilfunkbasisstationen (2690 MHz) auf. Die Studienteilnehmenden füllten zudem ein
Aktivitätstagebuch aus und die Koordinaten (GPS) des jeweiligen Aufenthaltsortes wurden
vom Messgerät aufgezeichnet.
Die mittlere gemessene persönliche HF-EMF Exposition im Studienkollektiv beträgt 0.18 V/m. Sie ist bei jungen Erwachsenen (0.22 V/m) etwas höher als bei Jugendlichen und ihren Eltern (je 0.16 V/m). Der höchste gemessene Mittelwert liegt bei 0.42 V/m. Die Hauptbeiträge an der mittleren gemessenen persönlichen HF-EMF Exposition von 0.18 V/m stammen von Mobilfunkbasisstationen (38%) und von Mobilfunktelefonen (35%). Weniger relevant sind Rundfunk (18%), WLAN (5%) und Schnurlostelefone (4%). Am höchsten ist die HF-EMF Exposition in den öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug: 0.55 V/m, Bus: 0.39 V/m, Tram: 0.33). Im Auto beträgt die HF-EMF Exposition 0.29 V/m, draussen 0.30 V/m und am Arbeitsplatz 0.22 V/m. Die tiefsten Werte wurden in der Schule (0.15 V/m) und Zuhause (0.11 V/m) gemessen. Die Unterschiede zwischen Bewohnern von ländlichen und städtischen Gebieten sind relativ gering. Tendenziell nehmen jedoch HF-EMF von Mobilfunkbasisstationen mit zunehmender Urbanität zu. Für andere HF-EMF Quellen ist kein solches Muster erkennbar. Das eigene Verhalten hat einen messbaren Einfluss auf die persönliche HF-EMF Exposition. Der Besitz eines Smartphones, bzw. die Dauer der mobilen Internetnutzung, ist einer der auffälligsten Prädiktatoren für die persönliche HF-EMF Exposition. Ob man zuhause ein WLAN oder ein Schnurlostelefon hat, hat hingegen nur einen kleinen Einfluss auf die mittlere persönliche HF-EMF Exposition. Es besteht keine nennenswerte Korrelation zwischen der Exposition von Jugendlichen und ihren Eltern aus dem gleichen Haushalt. Das zeigt, dass für die persönliche HF-EMF Exposition das eigene Verhalten relevanter ist als die Expositionssituation am Wohnort.
Mit Exposimetermessungen, wie sie hier durchgeführt wurden, wird die Exposition gegenüber Umwelt HF-EMF Quellen, die etwas weiter vom Körper entfernt sind, adäquat erfasst. Jedoch wird die Exposition von Nahfeldquellen wie sie bei der eigenen Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen auftreten, typischerweise unterschätzt. Das liegt daran, dass das eigene Gerät den Körper berührt, aber vom Messgerät weiter entfernt ist. Da sich pro Verdoppelung der Distanz die elektrische Feldstärke ungefähr halbiert, kann der Unterschied zwischen den vom Körper absorbierten HF-EMF und den gemessenen HF-EMF beträchtlich sein. Aus diesem Grund wurde auf der Basis der gemessenen HF-EMF Exposition und der selbst geschätzten Nutzung von Kommunikationsgeräten während der Messphase die vom Gehirn und vom ganzen Körper absorbierte kumulative HF-EMF Dosis berechnet. Diese beträgt im Durchschnitt für den ganzen Körper 194 mJ pro 1 Kilogramm Körpergewicht und pro Tag und für das Gehirn 594 mJ/kg/Tag. Beim Gehirn stammt 96% der gesamten Dosis von körpernah betriebenen Kommunikationsgeräten. Am relevantesten sind Mobiltelefonanrufe, welche 78% zu der Gehirndosis beitragen. Mobilfunkbasisstationen tragen nur 2.1% zur kumulativ absorbierten Gehirndosis bei. Auch für die Ganzkörperdosis sind körpernah betriebene Kommunikationsgeräte am relevantesten und tragen 90% zur kumulativen Dosis bei. Davon stammen 33% von Mobiltelefonanrufen, 8% von Anrufen mit Schnurlostelefonen, 19% vom Datenverkehr mit dem eigenen Mobiltelefon und 29% vom Datenverkehr mit Computern, Laptops und Tablets. Mobilfunkbasisstationen tragen zur Ganzkörperdosis rund 5% bei. Es ist zu betonen, dass die Exposition durch körpernah betriebene Geräte von einer Reihe von Faktoren abhängt. Am wichtigsten sind dabei die Distanz zum Körper und die Verbindungsqualität. Je schlechter die Verbindungsqualität, desto höher die Emissionen. Das bedeutet, dass im Einzelfall bei schlechter oder sehr guter Verbindungsqualität die kumulative HF-EMF Dosis deutlich höher beziehungsweise tiefer sein kann.
Im Vergleich mit anderen, älteren Studien hat die HF-EMF Exposition in der Bevölkerung in den letzten Jahren nicht zugenommen. Dies scheint auf den ersten Blick erstaunlich, da sich mit der Einführung der Smartphones die Mobiltelefonnutzung insbesondere für mobile Datenkommunikation erheblich intensiviert hat. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Einführung von effizienteren Kommunikationstechnologien (z.B. UMTS statt GSM) die intensivere Nutzung in Bezug auf die gemessene persönliche Exposition kompensiert wird. Zurzeit gibt es noch sehr wenige Daten zu den Strahlungsemissionen von Mobiltelefonen in Abhängigkeit von der Verbindungsqualität oder der genutzten Übermittlungstechnik (GSM, UMTS, LTE oder WLAN). Ein besseres Verständnis solcher Faktoren wäre hilfreich für eine effiziente Planung der Kommunikationsinfrastruktur, um die nicht-ionisierende Strahlendosis in der Bevölkerung im Sinne der Vorsorge möglichst gering halten zu können. Einerseits zeigen Dosisabschätzungen in dieser Studie, dass für die meisten Leute mit moderatem Mobiltelefongebrauch eine Minimierung der Strahlung von Mobilfunkbasisstationen dafür nicht zielführend ist, da bei schlechter Verbindungsqualität die kumulativ absorbierte Strahlendosis durch den eigenen Gebrauch von drahtlosen Kommunikationsgeräten stark ansteigt. Andererseits tragen langfristig hohe Expositionen von Mobilfunkbasisstationen ebenfalls substanziell zur kumulativ absorbierten Strahlendosis des Körpers bei.
Von Martin Röösli, Benjamin Struchen, Marloes Eeftens, Katharina Roser im Buch Persönliche Messungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern bei einer Bevölkerungsstichprobe im Kanton Zürich (2016) Die mittlere gemessene persönliche HF-EMF Exposition im Studienkollektiv beträgt 0.18 V/m. Sie ist bei jungen Erwachsenen (0.22 V/m) etwas höher als bei Jugendlichen und ihren Eltern (je 0.16 V/m). Der höchste gemessene Mittelwert liegt bei 0.42 V/m. Die Hauptbeiträge an der mittleren gemessenen persönlichen HF-EMF Exposition von 0.18 V/m stammen von Mobilfunkbasisstationen (38%) und von Mobilfunktelefonen (35%). Weniger relevant sind Rundfunk (18%), WLAN (5%) und Schnurlostelefone (4%). Am höchsten ist die HF-EMF Exposition in den öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug: 0.55 V/m, Bus: 0.39 V/m, Tram: 0.33). Im Auto beträgt die HF-EMF Exposition 0.29 V/m, draussen 0.30 V/m und am Arbeitsplatz 0.22 V/m. Die tiefsten Werte wurden in der Schule (0.15 V/m) und Zuhause (0.11 V/m) gemessen. Die Unterschiede zwischen Bewohnern von ländlichen und städtischen Gebieten sind relativ gering. Tendenziell nehmen jedoch HF-EMF von Mobilfunkbasisstationen mit zunehmender Urbanität zu. Für andere HF-EMF Quellen ist kein solches Muster erkennbar. Das eigene Verhalten hat einen messbaren Einfluss auf die persönliche HF-EMF Exposition. Der Besitz eines Smartphones, bzw. die Dauer der mobilen Internetnutzung, ist einer der auffälligsten Prädiktatoren für die persönliche HF-EMF Exposition. Ob man zuhause ein WLAN oder ein Schnurlostelefon hat, hat hingegen nur einen kleinen Einfluss auf die mittlere persönliche HF-EMF Exposition. Es besteht keine nennenswerte Korrelation zwischen der Exposition von Jugendlichen und ihren Eltern aus dem gleichen Haushalt. Das zeigt, dass für die persönliche HF-EMF Exposition das eigene Verhalten relevanter ist als die Expositionssituation am Wohnort.
Mit Exposimetermessungen, wie sie hier durchgeführt wurden, wird die Exposition gegenüber Umwelt HF-EMF Quellen, die etwas weiter vom Körper entfernt sind, adäquat erfasst. Jedoch wird die Exposition von Nahfeldquellen wie sie bei der eigenen Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen auftreten, typischerweise unterschätzt. Das liegt daran, dass das eigene Gerät den Körper berührt, aber vom Messgerät weiter entfernt ist. Da sich pro Verdoppelung der Distanz die elektrische Feldstärke ungefähr halbiert, kann der Unterschied zwischen den vom Körper absorbierten HF-EMF und den gemessenen HF-EMF beträchtlich sein. Aus diesem Grund wurde auf der Basis der gemessenen HF-EMF Exposition und der selbst geschätzten Nutzung von Kommunikationsgeräten während der Messphase die vom Gehirn und vom ganzen Körper absorbierte kumulative HF-EMF Dosis berechnet. Diese beträgt im Durchschnitt für den ganzen Körper 194 mJ pro 1 Kilogramm Körpergewicht und pro Tag und für das Gehirn 594 mJ/kg/Tag. Beim Gehirn stammt 96% der gesamten Dosis von körpernah betriebenen Kommunikationsgeräten. Am relevantesten sind Mobiltelefonanrufe, welche 78% zu der Gehirndosis beitragen. Mobilfunkbasisstationen tragen nur 2.1% zur kumulativ absorbierten Gehirndosis bei. Auch für die Ganzkörperdosis sind körpernah betriebene Kommunikationsgeräte am relevantesten und tragen 90% zur kumulativen Dosis bei. Davon stammen 33% von Mobiltelefonanrufen, 8% von Anrufen mit Schnurlostelefonen, 19% vom Datenverkehr mit dem eigenen Mobiltelefon und 29% vom Datenverkehr mit Computern, Laptops und Tablets. Mobilfunkbasisstationen tragen zur Ganzkörperdosis rund 5% bei. Es ist zu betonen, dass die Exposition durch körpernah betriebene Geräte von einer Reihe von Faktoren abhängt. Am wichtigsten sind dabei die Distanz zum Körper und die Verbindungsqualität. Je schlechter die Verbindungsqualität, desto höher die Emissionen. Das bedeutet, dass im Einzelfall bei schlechter oder sehr guter Verbindungsqualität die kumulative HF-EMF Dosis deutlich höher beziehungsweise tiefer sein kann.
Im Vergleich mit anderen, älteren Studien hat die HF-EMF Exposition in der Bevölkerung in den letzten Jahren nicht zugenommen. Dies scheint auf den ersten Blick erstaunlich, da sich mit der Einführung der Smartphones die Mobiltelefonnutzung insbesondere für mobile Datenkommunikation erheblich intensiviert hat. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Einführung von effizienteren Kommunikationstechnologien (z.B. UMTS statt GSM) die intensivere Nutzung in Bezug auf die gemessene persönliche Exposition kompensiert wird. Zurzeit gibt es noch sehr wenige Daten zu den Strahlungsemissionen von Mobiltelefonen in Abhängigkeit von der Verbindungsqualität oder der genutzten Übermittlungstechnik (GSM, UMTS, LTE oder WLAN). Ein besseres Verständnis solcher Faktoren wäre hilfreich für eine effiziente Planung der Kommunikationsinfrastruktur, um die nicht-ionisierende Strahlendosis in der Bevölkerung im Sinne der Vorsorge möglichst gering halten zu können. Einerseits zeigen Dosisabschätzungen in dieser Studie, dass für die meisten Leute mit moderatem Mobiltelefongebrauch eine Minimierung der Strahlung von Mobilfunkbasisstationen dafür nicht zielführend ist, da bei schlechter Verbindungsqualität die kumulativ absorbierte Strahlendosis durch den eigenen Gebrauch von drahtlosen Kommunikationsgeräten stark ansteigt. Andererseits tragen langfristig hohe Expositionen von Mobilfunkbasisstationen ebenfalls substanziell zur kumulativ absorbierten Strahlendosis des Körpers bei.
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Nicht erwähnte Begriffe | Anlagegrenzwert (für NIS), Ein Notebook pro StudentIn (ENpS), Immissionsgrenzwert (für NIS), LehrerIn, Notebooks an Schulen, Unterricht, Wireless Computing an Schulen |
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Zitationsgraph
2 Erwähnungen
- «Jugendliche, die ihr Handy oft nachts nutzen, sind häufiger erschöpft» (Martin Röösli, Carmen Roshard) (2016)
- Bericht Mobilfunk und Strahlung (Arbeitsgruppe Mobilfunk und Strahlung) (2019)
Volltext dieses Dokuments
Persönliche Messungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern bei einer Bevölkerungsstichprobe im Kanton Zürich: Gesamtes Buch als Volltext (: , 4843 kByte; : 2021-03-21) |
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Beat und dieses Buch
Beat hat dieses Buch während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.