BLIKK-Studie
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Bemerkungen
Die teilnehmenden Eltern und Jugendlichen sind nach subjektiver Einschätzung eher medienkritisch ein-zustufen, die Ergebnisse der Studie sind vermutlich besser als die Realität.
An der BLIKK-Studie lassen sich forschungsmethodische
Probleme aufzeigen, die in gleicher
Weise auch für die kulturpessimistischen Publikationen
von Manfred Spitzer gelten (Spitzer
2005, 2012, 2015).Es handelt sich um eine Querschnittsstudie, welche Korrelationen aufzeigen kann. Damit ist noch keine Aussage über die Richtung der Kausalität möglich. Signifikante Ergebnisse sind bei einer großen Stichprobe leicht zu finden. Relevant sind dabei die Effektgrößen. Screening-Instrumente sind nicht ausreichend für eine individuelle Diagnose bei einem Kind. Der Einfluss von Moderatorvariablen wird in ersten Analysen oft nicht geprüft. Die Auswahl der Indikatoren für problematische Mediennutzung ist meist einseitig, zum Beispiel wird nur die Medienzeit beachtet und nicht die Inhalte, die Kontexte und die Besonderheiten des Kindes. Barr (2018) spricht von den unverzichtbaren „drei Cs“, die man beachten müsse, wenn man die Wirkung von Mediennutzung erfassen will: Child, Content, Context.
Die Hürden der Wissenschaftskommunikation
akzentuieren die potenzielle Verkürzung
von Forschungsbefunden und deren Interpretation
zusätzlich. Findet man zum Beispiel im
Forschungsbericht der BLIKK-Studie noch sorgfältige
Hinweise auf die methodischen Limitationen,
so werden diese in den Medienmitteilungen
der Hochschulen bereits vernachlässigt,
da diese von den Marketingabteilungen verfasst
werden und man im Blick hat, was bei den
Medien Resonanz auslöst. Und schließlich formulieren
die Journalisten die Befunde nochmals
zugespitzt, wenn aus einer Studie eine Schlagzeile
werden soll, welche das Publikum emotionalisieren
will. Boulevardisierung, Thesenjournalismus
und die Macht der Nachrichtenwerte
fordern ihren Tribut. Und zuletzt werden Forschungsbefunde
von politischen Akteuren instrumentalisiert,
indem sie selektiv Folgerungen
ableiten und Forderungen stellen, welche auf
ihre persönliche Agenda oder diejenige ihrer Partei passen. Der „Negativity Credibility Bias“
trägt dazu bei, dass alarmistische Interpretationen
eher als glaubwürdig erscheinen als differenzierte
Aussagen, welche die Risiken relativieren.
Dies dürfte eine evolutionär bewährte Präferenz
sein, dass man lieber Fehlalarme in Kauf nimmt
als sich einmal zu viel in Sicherheit gewogen
zu haben. Das Sensationelle löst Resonanz aus
und kulturpessimistische Gesellschaftsanalysen
werden zu Bestsellern.
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