Bildung und Informationstechnik im WiderspruchZu finden in: Die neue Bildungskrise (Seite 13 bis 28), 1982
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Zusammenfassungen
Heutige Bildungsziele und der praktische Einsatz von Informationstechnik in Wirtschaft und Industrie stehen an vielen Stellen im Widerspruch: Bildung und Technik versuchen die gleichen Formen der Informationsverarbeitung verfügbar zu machen, wobei die Technik zunehmend obsiegt. - Das erste Kapitel stellt in Thesen die zentralen Aspekte dieses Widerspruchs dar. Es gibt erste Hinweise, warum es notwendig ist, eine Neuorientierung des Bildungswesens vorzunehmen, und wie das «neue» Bildungs- und Ausbildungsangebot aussehen müßte.
Von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 13Bemerkungen
Wie aber könnte ein neues Bildungswesen jenseits der Krise aussehen? Es erscheint hier sinnvoll, einen ersten Einblick in die Stoßrichtung zu geben, in der neue Ziele und Aufgaben des Bildungswesens nach Bewältigung der neuen Krise zu suchen sind. Thesenartig kann man die Vorstellungen wie folgt zusammenfassen:
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 04.01.2016- Das neue Bildungswesen rnuß den Menschen sehr viel stärker als bisher als soziales Wesen entfalten.
- Die starke Betonung der reinen Wissensvermittlung muß deutlich zurückgehen.
- Berufliche Lernziele, die Bereiche treffen, deren Automatisierung bevorsteht, müssen aus den Curricula entfernt und durch zukunftsorientierte und menschliche Ziele ersetzt werden.
- Der Ausbildung derjenigen, die hohe kognitive Leistungen erbringen können, muß hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie werden - bei annähernd gleicher Verfügbarkeit der Informationstechnik in allen Industrienationen - insbesondere für die rohstoffund energiearme Bundesrepublik eine große Bedeutung haben. Hieraus wird sich wahrscheinlich eine Zergliederung des jetzt relativ einheitlichen Bildungsangebots eines Jahrgangs ergeben; die Gesamtschule z. B. wird wieder zerfallen, da sie z. Z. Gefahr läuft, die Ausbildung der notwendigen geistigen Elite zu vernachlässigen. (Die in jüngster Zeit in den USA entflammte Diskussion um die Auflösung der dort ja seit langem praktizierten Gesamtschule weist in die gleiche Richtung.)
- Der Zugang zur Informationstechnik muß im Schul- und Hochschulalltag zur Selbstverständlichkeit gehören.
- Der Lehrer muß stärker aus der Rolle des Informationsvermittlers in die Rolle des Betreuers und Erziehers überwechseln.
- Dem Weiterbildungsbereich werden zahlreiche soziale, beschäftigungspolitische und psychologische Aufgaben zuwachsen, weil Notwendigkeit der Neugestaltung Weiterbildung im engeren Sinne und "Bildungs-Beschäftigung" als Sozialmaßnahme ineinander übergehen werden.
- Das Bildungswesen muß eine neue Begründung seiner hohen Aufwendungen darin finden, daß es sich zum einen stärker als Sozialsystem versteht, welches dem Menschen in den verschiedensten Lagen hilft, zum anderen muß sich das Bildungswesen intensiv eines neuen Typs von "Auszubildenden" annehmen : es muß informationstechnische Systeme mit Inhalten füllen und dem Bürger als Problemlösungssysteme an die Hand zu geben suchen. (Bei der Komplexität zukünftiger Informationssysteme werden deren Konzeption und Programmierung Schwierigkeiten machen, die denen, die das Bildungswesen bisher zu meistern gesucht hatte, nicht nachstehen.)
- Angesichts einer zunehmenden Integration menschlicher und technischer Informationsverarbeitung in vielen Bereichen werden sich mittelfristig einerseits die Programmierung eines Informationssystems und andererseits die Ausbildung von Menschen, die dies benutzen wollen, kaum mehr trennen lassen. So wie heute Hardware und Software ineinanderfließen, so werden am Ende der nächsten Dekade auch menschliche und technische Informnationsverarbeitung in vielen Bereichen untrennbar miteinander verwoben sein. Dem muß das Bildungswesen Rechnung tragen.
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Nicht erwähnte Begriffe | Digitalisierung, Informatik-Didaktik, Informatik-Unterricht (Fachinformatik), Kinder, LehrerIn, Lehrplan 21, Lernen, Schweiz, Unterricht, Wissensmanagement |
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Zitate aus diesem Text
These 2: Die erkennbaren Grenzen der Bildungs- und Ausbildungsfähigkeit der Menschen geben der Nutzung der Informationstechnik eine wachsende Chance, menschliches Denken in vielen Bereichen zu ersetzen.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 16These 3: Das Beschäftigungssystem gibt die traditionelle Aufgabe einer generellen Führungsrolle gegenüber dem Bildungssystem auf, da es seine Bedürfnisse an Informationsverarbeitung zunehmend technisch lösen kann.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 17These 4: Das Bildungswesen versäumt es, der breiten Bevölkerung den Zugang zur Informationstechnik als Basistechnologie der Zukunft angemessen zu vermitteln, der unreflektierte Einfluss der technischen Medien wächst.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 19These 1: Das nächste Jahrzehnt wird weltweit eine intensive Nutzung der Informationstechnik bringen; menschliches Denken und Handeln wird an vielen Stellen durch technische Informationsverarbeitung verändert oder abgelöst werden.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 15These 7: Wir brauchen in Zukunft Bildung und Ausbildung in allen Schichten und Nationen dringender als je zuvor in der Geschichte der Menschheit zur Verwirklichung eines seelisch stabilen Menschen, der in der Welt der Informationstechnik leben kann.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 25These 5: Das Bildungswesen ist grundsätzlich unvorbereitet auf eine rasche Anpassung seiner Ziele und Arbeitsmethoden an den sich überall vollziehenden Wandel der informationellen Umwelt des Menschen. Es besitzt aber auch weder die Kraft noch die Entschlossenheit, dem Wandel wirklich aktiv entgegenzutreten.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 20Das Bildungswesen muß zur Kenntnis nehmen, daß es zunehmend im Bereich der Sättigung der Bildungsfähigkeit des Menschen arbeitet - so wie andere gesellschaftliche Subsysteme den Grenzen des Möglichen näherkommen. Erwartungen an hohe Bildungszuwachse erscheinen unrealistisch - zumindest solange, wie biologische, biochemische oder medizinische Eingriffe in das Gehirn des Menschen tabu sind, worüber allerdings bisher Konsens herrscht.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 17These 6: Die sich aus der Informationsschwemme und dem breiten Eindringen der Informationstechnik ergebende Verschiebung der Informationsverarbeitung aus Gehirnen in technische Systeme führt im Bereich Bildung und Ausbildung zu einer doppelten Krise: (1) Zur Krise des Lernenden, der unsicher wird, was er in dieser Situation noch lernen soll und (2) zur Krise der Institution Bildungswesen, die - zunehmend entkoppelt vom Beschäftigungswesen - einen modifizierten Auftrag suchen müßte, aber dies nicht tut.
von Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise (1982) im Text Bildung und Informationstechnik im Widerspruch auf Seite 21Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
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Beat und dieser Text
Beat hat Dieser Text während seiner Assistenzzeit an der ETH Zürich ins Biblionetz aufgenommen. Die bisher letzte Bearbeitung erfolgte während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. (das er aber aus Urheberrechtsgründen nicht einfach weitergeben darf). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.