Wer ist GeRRI?Eine kritische Diskussion des Gemeinsamen Referenzrahmens Informatik
Natalie Kiesler
Zu finden in: DELFI 2021 (Seite 343 bis 348), 2021
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Zusammenfassungen
Im April 2020 wurde der Gemeinsame Referenzrahmen Informatik (GeRRI) als Produkt der Zusammenarbeit zwischen der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) und dem Verband zur Förderung des MINT-Unterrichts (MNU) veröffentlicht. Ziel der Empfehlungen ist die Verdeutlichung informatischer Grundkompetenzen in Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER). Dementsprechend werden fünf verschiedene Niveaustufen und drei grundlegende Inhaltsbereiche für informatische Bildung differenziert: Automatisierung, Digitalisierung und Informatiksysteme. Gleichwohl die Entwicklung eines gemeinsamen Rahmens zur Klassifizierung informatikbezogener Ausbildungsniveaus zu unterstützen ist, muss die erste Version der Mindeststandards als solche kritisch betrachtet werden. In diesem Positionspapier werden daher die drei größten Schwächen des GeRRI diskutiert. Dazu zählen vor allem die Methodik des Erstellungsprozesses, die Orientierung am Referenzrahmen für Sprachen und die nicht nachvollziehbare Klassifizierung von Kompetenzen. Damit reiht sich GeRRI in die Liste der Bildungsstandards ohne empirische Basis ein und bedarf daher dringend einer Erprobung in der Praxis.
Von Natalie Kiesler im Konferenz-Band DELFI 2021 (2021) im Text Wer ist GeRRI? Die Idee und Verständigung auf einen gemeinsamen Referenzrahmen für informatische Grundbildung erscheint nicht erst seit der Corona-Pandemie als relevante Aufgabe der Fachgesellschaften. Dennoch werden diverse Schwächen der ersten Version des GeRRI deutlich. Wie die Diskussion der Methodik aufzeigt, bleibt der Entstehungsprozess zur Entwicklung relativ undurchsichtig. Darüber hinaus erscheint die Orientierung an einem Referenzrahmen für Sprachen unpassend. Muttersprachliche Niveaustufen werden ausgeklammert und eine neue Stufe B1+ als Erweiterung eingeführt. Gleichzeitig bleiben die damit verbundenen kognitiven Prozesse scheinbar unberücksichtigt, sodass die Anordnung der Kompetenzziele auf den einzelnen Ebenen willkürlich wirkt. Anhand der Operatoren lassen sich keine Kompetenzen auf den angegebenen Niveaustufen ableiten, die in Einklang mit bestehenden Konzepten, wie etwa der AKT, zu bringen sind.
GeRRI bezieht sich außerdem auf die vorangegangenen Arbeiten der GI, die sich beispielsweise mit ihrer Kompetenzmodellierung im Rahmen der Empfehlungen für Bachelor und Master Studienprogramme [Ge16] durchaus zeitweise an der Anderson Krathwohl Taxonomie orientiert. Allerdings lässt sich feststellen, dass diese nach wie vor kaum praktisch oder empirisch durch die GI erprobt wurden. Dasselbe gilt für das andere von der GI mitentwickelte Modell für die Schulinformatik [Ar16]. Der Referenzrahmen erscheint dadurch lediglich als neue, lose Ideensammlung, die zwar eine Expertinnen-Sicht wiedergibt, jedoch theoretische Konstrukte aus der Bildungsforschung sowie empirische Befunde weitestgehend ignoriert.
Von Natalie Kiesler im Konferenz-Band DELFI 2021 (2021) im Text Wer ist GeRRI? Dieses Konferenz-Paper erwähnt ...
Personen KB IB clear | Lorin W. Anderson , Torsten Brinda , Christina Dörge , Michael Fothe , Martin Fricke , Steffen Friedrich , Marius Gevers , Alexander Hug , Bernhard Koerber , David R. Krathwohl , Daniel Losch , Hermann Puhlmann , Gerhard Röhner , Carsten Schulte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Begriffe KB IB clear | Bildungeducation (Bildung) , Bildungsstandards , Digitalisierung , Informatikcomputer science , informatische Bildung , Kompetenzcompetence , Minimalstandard , Unterricht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nicht erwähnte Begriffe | Informatik-Didaktik, Informatik-Unterricht (Fachinformatik), LehrerIn, Lernen, performance standards, Schule, Schweiz |
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