Schulbuch = heimlicher Lehrplan Textbooks = hidden curriculum
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Definitionen
Das Schulbuch repräsentiert den geheimen Lehrplan bzw. stellt das Leitmedium
des Unterrichts bei Planung und Durchftihrung dar und beeinflusst deshalb - zusammen
mit der Lehrperson, den Lernenden und anderen Lernmaterialien - ganz
wesentlich Lehrziele, -inhalte, -methoden und -ergebnisse.
Von Hermann Astleitner im Buch Schulbücher im Fokus (2012) im Text Schulbuch und neue Medien im Unterricht Bemerkungen
Auch heute wird Lehrbüchern noch attestiert, dass sie den Unterricht
wesentlich prägen (Niehaus, Stoletzki, Fuchs, & Ahlrichs, 2011).
Von Dominik Petko im Buch Einführung in die Mediendidaktik (2014) im Text Digitale Lern- und Unterrichtsmedien Als Konkretisierung für die Kompetenzbeschreibungen
im Lehrplan 21 werden die Lehrmittel auch 2030 die «heimlichen Lehrpläne» bleiben.
Von ILZ Interkantonale Lehrmittelzentrale, Urs Ingold im Text Arbeitshypothese «Lehrmittel 2030» (2020) Zahlreiche Experten weisen jedoch darauf hin, dass Lehrpersonen Lehrpläne nicht im staatlich gewünschten Masse beachten. Für Lehrpersonen sind Lehrmittel oft wichtiger als Lehrpläne und übernehmen so die Rolle von heimlichen Lehrplänen (Pöggeler 2003, Oelkers & Reusser 2008, Appius & Nägeli 2011, Künzli 2011).
Von Beat Döbeli Honegger, Michael Hielscher, Werner Hartmann im Buch Lehrmittel in einer digitalen Welt (2018) im Text Politische Rahmenbedingungen Wie groß der Einfluss der Verlage auf den Unterricht ist, lässt sich exemplarisch an einem Aspekt der Schulentwicklung verdeutlichen: Wenn – wie z.B. in NRW – schulinterne Lehrpläne geschrieben werden müssen, orientieren sich viele Fachschaften detailliert an den verfügbaren Schulbüchern. Das geschieht zumeist aus Zeitnot: Die inhaltlichen Vorschläge, die das jeweilige Lehrwerk liefert, werden dankbar angenommen, weil z.B. im Rahmen eines pädagogischen Tages nur wenige Stunden zur Verfügung stehen, um die schulinternen Curricula zu füllen.
Die Autor(inn)en eines Schulbuchs werden auf diese Weise indirekt zu Ko-Autor(inn)en zahlloser schulinterner Curricula. Cornelsen und Klett mögen weniger Umsatz machen als Apple und Microsoft. Schulbücher prägen die konkrete Unterrichtswirklichkeit (inhaltlich) dennoch stärker als digitale Technik.
Von Axel Krommer im Text Digitaler Lobbyismus und Whataboutismus (2019) Die Autor(inn)en eines Schulbuchs werden auf diese Weise indirekt zu Ko-Autor(inn)en zahlloser schulinterner Curricula. Cornelsen und Klett mögen weniger Umsatz machen als Apple und Microsoft. Schulbücher prägen die konkrete Unterrichtswirklichkeit (inhaltlich) dennoch stärker als digitale Technik.
Einen geheimen Lehrplan" befolgen manche Schulbücher insofern, als sie sich nicht einmal nach den heute geltenden Curricula richten, sondern nach Lehrplänen früherer Jahre, in denen diese Bücher erstmals auf den Lernmarkt gelangt sind. Da die Erarbeitung eines ganz neuen, aktuellen Schulbuchs eine kostspielige Investition erfordert, versuchen Verleger nicht selten, ein Buch solange wie möglich in der Schule wirken zu lassen, sei es auch mit geringen Überarbeitungen der Aktualisierung wegen. Weil so seit langem verfahren wird (auch aus Gründen der Sparsamkeit in der einzelnen Schule) wird der Unterricht insofern von einem "Gesetz der Verspätung" regiert, als veraltetes Wissen beibehalten wird, weil die Schulbehörden das insgeheim zulassen. Mit diesem ungeschriebenen Gesetz haben Autoren und Verleger von Schulbüchern aber auch bereits dann zu kämpfen, wenn an einem neuen Buch gearbeitet wird, und zwar zu lange, weil beim Erscheinen des neuen die fachliche Entwicklung schon längst weiter fortgeschritten ist, gerade in Wirtschaft und Technik. Zeitkritiker folgern daraus, dass auf Schulbücher ganz verzichtet werden und statt deren aktuelle fotokopierte Informationsmaterialien im Unterricht eingesetzt werden sollten, damit der Unterricht dem neuesten Sachstand gerecht werden kann. Es gibt bereits Schulen, die so verfahren und sich vor dem "Gesetz der Verspätung" nicht fürchten.
Von Franz Pöggeler im Buch Schulbuchforschung in Europa (2003) im Text Schulbuchforschung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 auf Seite 49Einträge in Beats Blog
Zitationsgraph
Zeitleiste
14 Erwähnungen
- Schulbuchforschung in Europa - Bestandesaufnahme und Zukunftsperspektive (Werner Wiater) (2003)
- Schulbuchforschung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 (Franz Pöggeler)
- Die Volksschule - zwischen Innovationsdruck und Reformkritik (Lucien Criblez, Barbara Müller, Jürgen Oelkers) (2011)
- Lehrmittel - mehr als Schulbücher (Stephanie Appius, Amanda Nägeli)
- Lehrplan 21 - Ein bildungspolitisches Projekt? - Vortrag am 7.10.2011 an der PHZH (Rudolf Künzli) (2011)
- Schulbücher im Fokus - Nutzungen, Wirkungen und Evaluation (Jörg Doll, Keno Frank, Detlef Fickermann, Knut Schwippert) (2012)
- Schulbuch und neue Medien im Unterricht - Theorie und empirische Forschung zur Hybridisierung und Komplementarität (Hermann Astleitner)
- E-Learning allgegenwärtig (Andrea Back, Gabi Reinmann) (2012)
- 2. iLegende Wollmilchsau? - Überlegungen zur Zukunft des Schulbuchs in Zeiten von iPads & Co. (Beat Döbeli Honegger) (2012)
- Das Schulbuch - überhaupt noch zeitgemäss? (Martin Ebner, Sandra Schön) (2013)
- Einführung in die Mediendidaktik - Lehren und Lernen mit digitalen Medien (Dominik Petko) (2014)
- Bildungsmedien online - Kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet: Marktsichtung und empirische Nutzungsanalyse (Dominik Neumann) (2014)
- Mehr als 0 und 1 - Schule in einer digitalisierten Welt (Beat Döbeli Honegger) (2016)
- hep magazin 9/2018 (2018)
- Rückgrat guten Unterrichts (Beat Döbeli Honegger, Peter Egger, Ursula Renold) (2018)
- Lehrmittel in einer digitalen Welt (Beat Döbeli Honegger, Michael Hielscher, Werner Hartmann) (2018)
- Schweizer Lehrkräfte im Korsett der Lehrmittel (Jörg Krummenacher) (2018)
- Digitaler Lobbyismus und Whataboutismus - eine kleine argumentative Fingerübung (Axel Krommer) (2019)
- Arbeitshypothese «Lehrmittel 2030» (ILZ Interkantonale Lehrmittelzentrale, Urs Ingold) (2020)