
Freerk Huisken untersucht das Phänomen Jugendgewalt. Er kritisiert die Diagnosen von Politik, Jugendforschung und Pädagogik. An den gängigen Unterrichtsrezepten entdeckt er die bewusste Entfernung des Verstandes aus der Erziehung, die sich "Wertepädagogik" nennt.
Seine These: Die Gewalt von Jugendlichen ist weder das Produkt einer "Ellenbogengesellschaft" noch auf die Gewalt in den Medien zurückzuführen. Sie ist nicht das Resultat eines fehlgeleiteten Aggressionstriebes und schon gar nicht ein Zeichen für fehlendes Selbstbewusstsein. Vielmehr ist sie der unerwünschte, weil radikalisierte Abkömmling all jener geistigen Techniken zur Bewältigung des bürgerlichen Alltags, die jedermann unter den Namen "Selbstbewusstsein", "Wunsch nach Anerkennung" oder "Geltungsstreben" kennt.
Der Autor will nicht Lehrern zu einer funktionierenden Schule und Eltern zu einer "intakten" Familie verhelfen. Es geht ihm um die Kritik der psychologischen Anpassungstechniken des bürgerlichen Individuums. Deswegen gelten seine Überlegungen dem falschen Bewusstsein von den Siegen und Niederlagen in der Konkurrenz, die der Kapitalismus seinem "Menschenmaterial" chronisch bereitet. Seine "Rezepte" zielen weniger auf die ausgerasteten Jugendlichen als auf die unter Benutzung ihres Verstandes eingerasteten Erwachsenen.