Contact-Tracing-App |
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Synonyme
Contact-Tracing-App, Contact-Tracing-Lösung
Definitionen
Hier kommen die sogenannten Contact-Tracing-Apps ins Spiel: Diese sollen bestehende und neu aufkommende Infektionsketten erkennen und rechtzeitig unterbinden. Der Trick: Das eigene Smartphone erkennt und speichert, wenn sich andere Geräte – und damit andere Menschen – für mehr als fünfzehn Minuten in geringem Abstand aufhalten, sei es bei der Arbeit oder im Zug. Wer selbst Symptome zeigt oder positiv auf Corona getestet wird, könnte per Knopfdruck anonym alle diese Geräte benachrichtigen, damit sich deren BesitzerInnen in Selbstisolation begeben oder testen lassen können. Vor allem in Singapur steht eine entsprechende App bereits hochgelobt im Einsatz.
Von Florian Wüstholz im Text Mit dem Handy die zweite Welle stoppen? (2020) Bemerkungen
Der Ehrgeiz, die globale Covid-19-
Pandemie mit einer App zu besiegen,
ist Solutionismus in Reinform.
Von Hannes Grassegger im Text (Er-)Lösung dank Technik (2020) Ausschlaggebend wird allerdings ein ganz anderer Faktor sein: Die menschliche Psyche wird freiwillige Tracking-Apps scheitern lassen.
Von Stefan Brink, Clarissa Henning im Text Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert (2020) Die App hat die ganz grossen Hoffnungen,
die in sie gesetzt wurden, enttäuscht.
Sie hat erstens die Pandemie
nicht beendet und zweitens nicht für
mehr Freiheit gesorgt.
Von Hannes Grassegger im Text Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (2021) Der epidemiologische Mehrwert von digitalem Contact Tracing ist bisher wissenschaftlich kaum erforscht. Somit gibt es weder einen bemessbaren Nutzen noch einen nachgewiesenen Schaden solcher Systeme.
Von Adrienne Fichter im Text Das grosse sozial-digitale Experiment (2020) Die SwissCovid App hat zwar die
grossen Erwartungen auf einen Quick
Fix enttäuscht. Zudem wurde klar,
dass staatliche digitale Infrastruktur
sich nicht auf Apple und Google verlassen
kann. Aber im Kleinen, beim Aufspüren
einzelner Infektionsketten,
leistet die App brav ihren Dienst. Das
Ding läuft.
Von Hannes Grassegger im Text Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (2021) Die Freiwilligkeit, solche Apps zu nutzen, hängt nicht bloss vom Fehlen behördlicher Vorschriften ab. Auch der gesellschaftliche Druck oder subtile Drohungen, dass andernfalls schärfere Massnahmen nötig wären, beeinflussen unser Verhalten. Da hilft es unter Umständen wenig, dass wir die App noch ganz selbstständig installieren dürfen.
Von Florian Wüstholz im Text Mit dem Handy die zweite Welle stoppen? (2020) Ob die Ankündigung der amerikanischen Tech-Konzerne die bisherigen App-Fahrpläne der europäischen Regierungen nun durcheinanderbringt, ist noch nicht klar. Es wäre für die meisten Staaten auf jeden Fall bequemer, zuzuwarten und eine offizielle Contact-Tracing-App rund um den fertigen technischen Baukasten von Apple und Google zu bauen.
Von Adrienne Fichter im Text Das grosse sozial-digitale Experiment (2020) Noch in der Planungsphase tat
sich ein Graben zwischen den App-
Entwicklern auf: auf der einen Seite
die Vertreter einer zentralisierten Lösung,
auf der anderen jene einer dezentralen
Lösung. Bei der zentralisierten
Lösung findet das Matching der infiziertenPersonundihrerNahkontakte
auf einem Server statt, beim dezentralen
System auf den Mobiltelefonen.
Von Hannes Grassegger im Text (Er-)Lösung dank Technik (2020) Die grosse App-Debatte war
wohl ihr grösster Erfolg. Dass die Bevölkerung
überhaupt eine staatliche
App akzeptierte, die Kontakte erfasst
und Infektionen mit Apple und Google
teilt, ist Ergebnis einer kritischen Diskussion,
die Datenflüsse hinterfragte –
und definierte. Die Debatte half zudem
offenbar, Ängste zu lindern. Sie
verhinderte ausufernde Verschwörungstheorien.
Von Hannes Grassegger im Text Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (2021) Apple and Google refused to allow any variance in the design of a contacttracing app. Their expose-notification API did not reveal the received exposure keys to an app, which would be necessary to implement a centralized solution. Also, the API’s license terms prevented apps from collecting physical location information. Moreover, the companies decreed that each country or state would be allowed only one COVID- 19 tracing app and that the national or state health authority must produce it.
Von James R. Larus im Text Whose SmartPhone Is It? (2021) Die Corona-App ist zwar Open
Source – der Programmcode ist für alle
einsehbar und die Software gratis -,
nicht aber die Schnittstelle zum Betriebssystem.
Was dahinter mit den
Daten passiert, ist unklar. Hier beginnt
das Reich von Google und Apple. Es
ist, als ob man die Bauanleitung einer
Tür veröffentlicht, aber nichts über das
Zimmer dahinter weiss. Theoretisch
könnten Google und Apple das Betriebssystem
anpassen und die Daten
extrahieren. Mathias Payer von der
EPFL geht davon aus, dass man dies
bemerken müsste. Doch die Experten
sind sich uneins.
Von Hannes Grassegger im Text (Er-)Lösung dank Technik (2020) Die Website des BAG zeigt rund
1,8 Millionen aktive Nutzer. Bis heute,
innerhalb von zehn Monaten, wurden
laut einem Sprecher des Bundesamts
rund 80’000 Covidcodes in die App
eingegeben. Dass diese Warnmeldungen
bei anderen Nutzern wirklich ankommen,
belegen die anschliessenden
Anrufe bei der Hotline, die in der
App angezeigt werden So dürften im
Verlauf von fünf bis zehn Monaten
etwa 2,5 bis 5 Prozent der Nutzer eine
Warnmeldung erhalten haben, schätzt
Viktor von Wyl, Mitglied der Digitalgruppe
der Science Task Force und
Professor an der Uni Zürich.
Von Hannes Grassegger im Text Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (2021) Die Diskussionen seien produktiv
gewesen, findet sogar Carmela Troncoso,
eine der Vordenkerinnen der
App. Marcel Salathé, Epidemiologe
und Mit-Initiator der App, sagt: «Im
Kern wurden hier über Monate in aller
Öffentlichkeit die fundamentalen
Prinzipien verhandelt, nach denen
künftig eine digitale Infrastruktur entstehen
soll.» Die Debatte habe gezeigt,
wie die Bevölkerung sich öffentliche
Digitalsysteme wünsche. «Open
Source, dezentral, mitentwickelt von
der Wissenschaft, getragen von der öffentlichen
Hand. Strikter Datenschutz
und maximale Sicherheit.»
Von Hannes Grassegger im Text Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (2021) Schlussendlich ist auch unter EpidemiologInnen ungeklärt, wie effektiv Contact Tracing per App bei der Unterbrechung von Infektionsketten tatsächlich ist. Selbst ein Blick nach Singapur beantwortet die Frage nach der Effektivität nicht abschliessend – zumal dort die Beteiligung bei weniger als zwanzig Prozent liegt. Weder gibt es genügend wissenschaftliche Studien, noch lassen sich die dortigen Erkenntnisse problemlos auf andere gesellschaftliche Modelle übertragen. Doch gerade solche Fragen sollten geklärt sein, bevor Contact Tracing als technischer Heilsbringer gehypt wird.
Von Florian Wüstholz im Text Mit dem Handy die zweite Welle stoppen? (2020) Die Gruppe, die es schaffte, den weltweiten Standard für eine datenschutzkonforme Contact-Tracing-Lösung zu prägen, ist ein bunt zusammengewürfeltes Team von Expats und Forscherinnen aus beteiligten Universitäten wie der KU Leuven in Belgien oder Oxford. Ein Netzwerk von Macherinnen und Forschenden, die aus Liechtenstein, Grossbritannien, Spanien, den Niederlanden und anderswo aus Europa kommen.
Was diese Gruppe Menschen einte, war die Mission: Zu verhindern, dass mit dem digitalen Contact-Tracing die grösste Überwachungsdatenbank aller Zeiten gebaut würde. Dazu war eine grosse Portion Pragmatismus nötig.
Von Adrienne Fichter im Text Die pragmatischen Puristen (2020) Was diese Gruppe Menschen einte, war die Mission: Zu verhindern, dass mit dem digitalen Contact-Tracing die grösste Überwachungsdatenbank aller Zeiten gebaut würde. Dazu war eine grosse Portion Pragmatismus nötig.
Bereits am 6. März formulierte der
deutsche Elektrotechniker Thomas
Wiegand, Professor an der Technischen
Universität Berlin, die Prinzipien,
auf denen die heute anwendbaren
Corona-Apps basieren: Bluetooth-basierteNahkontaktverfolgungmitwechselnden
Bitfolgen, dezentrale Speicherung
der Kontakthistorien, strenger
Datenschutz,europaweiteAnwendbarkeit.
Weder Apple noch Google haben
dieses Konzept erfunden. Wiegand kooperierte
unter anderen mit Marcel Salathé,
Schweizer Epidemiologe an der
EPFL in Lausanne; über Salathé wurde
daraus ein eigenes EPFL-Forschungsprojekt,
parallel wurde an weiteren
europäischen Universitäten geforscht.
Von Hannes Grassegger im Text (Er-)Lösung dank Technik (2020) Verwandte Objeke
Verwandte Begriffe (co-word occurance) |
Häufig erwähnende Personen
Statistisches Begriffsnetz
2 Erwähnungen auf anderen Websites im Umfeld von Beat Döbeli Honegger
Website | Webseite | Datum |
---|---|---|
Informatikdidaktik-Wiki der PHSZ | Contact Tracing App | 05.10.2020 |
Wiki zum Dagstuhl-Dreieck | Contact Tracing App | 01.10.2020 |
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
33 Erwähnungen
- Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert (Stefan Brink, Clarissa Henning) (2020)
- Mit dem Handy die zweite Welle stoppen? (Florian Wüstholz) (2020)
- Leben & Freiheit schützen - Apps, die Kontakte verfolgen (Nicky Case) (2020)
- Das grosse sozial-digitale Experiment (Adrienne Fichter) (2020)
- So funktioniert eine Corona-Tracing-App, die Ihre Privatsphäre schützt (Patrick Recher, Anna Traussnig) (2020)
- Die App, die bei einer Ansteckung warnt (Alexandra Bröhm) (2020)
- Setzt die Corona-App aus der Schweiz europaweit Standards? (Adrienne Fichter) (2020)
- Erfassen und modellieren - Covid-19 und die Politik von «Big Data» (Felix Stalder) (2020)
- Covid-19 als politischer Virus - oder: Die Corona-Welle reiten 03: Abbau von Grundrechten (Ralf Lankau) (2020)
- Die entscheidende Frage der Corona-App haben wir noch gar nicht besprochen (Gabriel Yoran) (2020)
- Rätsel um Infizierte ohne Symptome (2020)
- Island: Corona-App war kein «Game Changer» (Katharina Jochum) (2020)
- Treibjagd mit Halbwissen: Zoom und der Datenschutz (Peter Hogenkamp) (2020)
- Die pragmatischen Puristen (Adrienne Fichter) (2020)
- Nachhaltige Digitalisierung - eine noch zu bewältigende Zukunftsaufgabe (Michael von Hauff, Armin Reller) (2020)
- «Viele Menschen scheinen Angst zu haben, dass die App in ihre Privatsphäre eingreift und sie überwacht werden könnten» (Florent Thouvenin, Barnaby Skinner) (2020)
- Wirksamkeit nicht-pharmazeutischer Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus - Grundlagen für die Wirtschaftspolitik Nr. 15. Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Bern, Schweiz. (Samuel Rutz, Matteo Mattmann, Ann-Kathrin Crede, Michael Funk, Anja Siffert, Melanie Häner) (2020)
- (Er-)Lösung dank Technik (Hannes Grassegger) (2020)
- COVID-19: The Great Reset (Klaus Schwab, Thierry Malleret) (2020)
- Kritik der Digitalität (Jan Distelmeyer) (2021)
- 1. Digitalität und Kritik
- Digital Transformation at Scale - Why the Strategy Is Delivery (Andrew Greenway, Ben Terrett, Mike Bracken, Tom Loosemore) (2021)
- Data Lives - How Data Are Made And Shape Our World (Rob Kitchin) (2021)
- Login 195/196 (2021)
- Contact Tracing ohne Überwachung? (Mareen Przybylla, Beat Döbeli Honegger, Michel Hauswirth, Michael Hielscher) (2021)
- Soll man die SwissCovid App deinstallieren? (Hannes Grassegger) (2021)
- Gesslers Schatten (Anja Conzett) (2021)
- Whose SmartPhone Is It? (James R. Larus) (2021)
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- «Wir haben die Infodemie überwunden» (Audrey Tang, Kai Strittmatter, Christoph Giesen) (2021)
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- New Perspectives in Critical Data Studies - The Ambivalences of Data Power (Andreas Hepp, Juliane Jarke, Leif Kramp) (2022)
- Counting, Debunking, Making, Witnessing, Shielding - What Critical Data Studies Can Learn from Data Activism During the Pandemic (Stefania Milan)
- Technologien der Krise - Die Covid-19-Pandemie als Katalysator neuer Formen der Vernetzung (Dennis Krämer, Joschka Haltaufderheide, Jochen Vollmann) (2022)