
Die Nutzung des Internets wird zunehmend individueller und verschiebt die Koordinaten von Teilhabe an öffentlichen Prozessen. Das Subjekt gewinnt an Bedeutung und, indem es sich partizipierend verhält, gewinnen die anthropologischen Kategorien der Freiheit, der Authentizität und der Selbstbestimmung an Gewicht. Dieses Gewicht wird in aktuellen Bemühungen einer Ermöglichung von Medienbildung unter Zuhilfenahme des Konzepts der Peer-Education deutlich. Schließlich zielt die inhärente Partizipationsmöglichkeit Jugendlicher an ihrer eigenen Bildung eben auf Selbstbestimmung und Freiheit. Um diese Verschiebung von Teilhabe adäquat begreifen zu können, erscheint der Bezug auf die Philosophie der Existenz hilfreich. Kaum eine andere philosophisch-anthropologische Richtung hat derart vehement die Freiheit und die Autonomie des Subjekts betont. Doch pädagogisches und existenzphilosophisches Denken scheinen sich auf den ersten Blick auszuschließen: Während das eine Denken einen kontinuierlichen teleologischen Prozess anstrebt, weist das andere Denken auf die Unstetigkeit und Unabgeschlossenheit des Subjekts hin. Dieses Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Unstetigkeit, aber auch Nichtplanbarkeit und Selbstlosigkeit als Kategorien der Existenz will der vorliegende Beitrag sichtbar machen und die oben genannte Disjunktion an einem Beispiel partizipativ geprägter Peer-Education in der Schule darstellen, denn gerade hier werden diese Spannungen am ehesten sichtbar. Der Beitrag endet mit einem kritischen Blick auf das Bildungspotenzial von Peer-Education als Beispiel partizipativer Medienbildung.