
Inwiefern hat der Frühaufklärer Spinoza mit seinen – überraschend ganzheitlichen – philosophischen Ansätzen zur Ethik und Religion die neuesten Erkenntnisse der Neurobiologie vorgedacht? Wie kommt es, dass selbst rationale Entscheidungen maßgeblich nicht nur von unseren Gefühlen, sondern auch von körperlichen Empfindungen gesteuert werden? Welche Rolle spielen die »somatischen Marker« als körperliche Schaltstellen zwischen Gefühl und Verstand? Kann es sein, dass eine junge Frau nur deshalb alle sozialen Gefühle wie Schuld, Scham oder Mitgefühl vermissen lässt, weil bei einem Unfall im Kindesalter dieses Signalsystem beschädigt wurde? Und nicht zuletzt: Was haben Sozialverhalten und Ethik mit der Neurobiologie zu tun?Im Rückgriff auf Spinoza gelingt Damasio eine faszinierende Zusammenschau von Neurobiologie und Philosophie, mittels derer er die Neurobiologie nicht nur mit der Dialektik von Denken, Fühlen und körperlichen Empfindungen, sondern letztlich sogar auch mit der Spiritualität in Verbindung bringt. In diesem Sinne ist Der Spinoza-Effekt ein Appell an uns, unseren emotionalen Instinkten und körperlichen Signalen – auch in scheinbar vom Verstand gesteuerten Situationen – zu vertrauen.