Kontextualisierbarkeit
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Definitionen
Unter Kontextualisierbarkeit verstehen wir die Idee, einerseits die meist unscharfen Vorgaben einer realen Aufgabenstellung so im informatischen Sinne zu präzisieren, dass informatisches Vorgehen möglich wird, andererseits die informatischen Produkte innerhalb des gegebenen Kontextes zu interpretieren. Beide Aspekte zusammen bilden den Rahmen für informatisches Handeln, sie verankern die Informatik in der Welt. Es handelt sich um Interpretationsvorgänge, die die Aufgaben, Wünsche und Ziele von Informatikanwendern im informatischen Sinne auf informatische Begriffe abbilden. Sie identifizieren z. B. nicht nur die relevanten Teilsysteme, sondern sie begründet deren Relevanz aus der Problemstellung. Kontextualisierung interpretiert die Qualität der gefundenen informatischen Problemlösung vor dem Hintergrund der ursprünglichen Fragestellung. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Allgemeinbildung betrachten wir diese Vorgänge nicht als Teil des Modellbildungsprozesses, sondern als eigenständig.
Von Eckart Modrow, Kerstin Strecker im Buch Didaktik der Informatik (2016) im Text Der didaktische Rahmen Eng verwandt mit der Modellierbarkeit, aber im Schulsystem von anderer Qualität, ist die Idee der Kontextualisierbarkeit. Informatische Probleme sind meist nicht fachimmanent, sondern Informatikmethoden werden eingesetzt, um Probleme aus anderen Gebieten zu lösen. Fast immer sind solche Probleme in informatischer Hinsicht nicht scharf definiert. Stellen wir uns z. B. die Aufgabe, ein Hausnotrufsystem für ältere Menschen zu implementieren, dann erfordert die Dekontextualisierung eine Übersetzung von Begriffen wie Akzeptanz, Verfügbarkeit, Robustheit gegen Fehlbedienungen, … in das informatische Begriffssystem. Sie macht also aus einem weltbezogenen Problem ein informatikbezogenes, transformiert die weltlichen Aufgabenstellungen in eine informatikgerechte Form. Auf diese können die informatik-spezifischen Methoden, die den Ideen der Modellierbarkeit und Algorithmisierbarkeit zugeordnet sind, angewendet werden, und die dabei als relevant angesehenen Größen müssen durch Digitalisierung den Maschinen zugänglich gemacht werden. Ein für das Problem konfigurierter Modelltyp bildet das System dann z. B. auf ein ER-Modell ab und ermöglicht die Implementation der Algorithmen, die in diesem Fall mit einer Datenbank arbeiten. In einer Rekontextualisierung der Problemlösung, die das entstandene Informatiksystem wieder zurück auf das weltliche Ausgangssystem transformiert, ist z. B. zu diskutieren, ob die Resultate der informatisch interpretierten und somit veränderten Begriffe den ursprünglichen Intentionen noch entsprechen. Da dieses Vorgehen einerseits einen besonders engen Bezug zur Lebenswelt herstellt, andererseits in seinen Konsequenzen die Auswirkungen des Einsatzes von Informatiksystemen in der Gesellschaft thematisiert, sehen wir es nicht wie meist üblich als Vorstufe bei Modellierungsprozessen, sondern betrachten es als eigenständige Fundamentale Idee der Schulinformatik, die den Fokus auf die allgemeinbildenden Aspekte nach Klafki und Heymann richtet, etwa im Sinne der Weltorientierung und der Anleitung zum kritischen Vernunftgebrauch.
im Buch Didaktik der Informatik (2016) im Text Der didaktische Rahmen Bemerkungen
Die Einbettung informatischer Probleme in einen Kontext beschreibt die Informatik als ein technisches Fach, dessen Produkte nicht isoliert zu sehen, sondern nach ihrer Wirkung in ihrem Umfeld zu beurteilen sind. Ihre allgemeinbildende Bedeutung ist deshalb evident. Das möglicherweise nicht zu erreichende Ziel der Kontextualisierbarkeit ist es, Informatiksysteme zu entwickeln, die den Vorstellungen ihrer Nutzer entsprechen, die tun, was sie sollen. Nicht mehr und nicht weniger.
Von Eckart Modrow, Kerstin Strecker im Buch Didaktik der Informatik (2016) im Text Der didaktische Rahmen Verwandte Objeke
Verwandte Begriffe (co-word occurance) | Fundamentale Ideen der Schulinformatik(0.16), Realisierbarkeit(0.14), Modellierbarkeit(0.12), GP / Hyperblocks(0.12), Algorithmisierbarkeit(0.05), Digitalisierbarkeit(0.04), ikonische Repräsentationiconic representation(0.03), Repräsentationstrias / EIS-Prinzip(0.03) |