Mindestlohn
Diese Seite wurde seit mehr als 7 Monaten inhaltlich nicht mehr aktualisiert.
Unter Umständen ist sie nicht mehr aktuell.
BiblioMap
Bemerkungen
Nur zwei Prozent der Erwerbstätigen beziehen den Mindestlohn. Wenn man ihn erhöht, hat dies kaum volkswirtschaftliche Folgen. Es ist schlicht kein grosses Thema.
Von Tyler Cowen im Text «Wir haben bald Yoga-Lehrer mit Doktortitel» (2014) Nochmals: Es ist eine Debatte unter Intellektuellen. Dazu kommt, dass an der Nachrichtenfront eine tote Zeit herrscht und die Medien das Thema hochspielen. Die normalen Menschen hingegen vergleichen sich nicht mit den Superreichen, sondern mit ihren Freunden, ihren Verwandten und ihren ehemaligen Schulfreunden.
Von Tyler Cowen im Text «Wir haben bald Yoga-Lehrer mit Doktortitel» (2014) Die zweite, weniger offensichtliche und bisher ungern diskutierte Seite der Mindestlohndebatte ist, daß ein Mindestlohn nahezu zwangsläufig dazu führt, daß die wirtschaftlichen Anreize für die nächsten Automatisierungswellen deutlich steigen. Hinter vorgehaltener Hand sagen etliche Vertreter der Automatisierungsindustrie, daß sie große Fans von Mindestlöhnen seien. Selbst wenn die Technologie, wie wir gesehen haben, heute bei etlichen Tätigkeiten noch nicht so weit ist, daß die Mindestlohn-Arbeitsplätze ersetzt werden könnten, wäre eine fixe Untergrenze für die Kosten menschlicher Arbeit für die Branche der Automatisierer sehr hilfreich. Ein festes kalkulatorisches Ziel, einen maximalen Kostenrahmen pro zu ersetzenden Arbeitsplatz zu haben wäre ein großer Anreiz für Innovation und Erfindergeist. Bisher ist es gerade in von Niedriglohnarbeiten dominierten Branchen häufig so, daß ein Angebot für eine automatisierte Anlage als Ersatz für menschliche Arbeiter nicht beauftragt wird, sondern nur als Grundlage dient, die Löhne weiter zu drücken oder – zunehmend weniger – durch Verlagerung der Produktion ins Billiglohnausland zu senken.
Von Constanze Kurz, Frank Rieger im Buch Arbeitsfrei (2013) im Text Epilog Die aktuelle politische Diskussion um einen flächendeckenden Mindestlohn hat hier zwei Seiten, wenn man vom Standpunkt der Technisierung und Roboterisierung darauf blickt: Die offensichtliche ist, daß ein Mindestlohn, der ein menschenwürdiges Auskommen ermöglicht, unausweichlich ist. Die große Zahl von Menschen, die zusätzlich zu ihrem Lohn Beihilfen beantragen müssen, ist ein glasklares Indiz dafür, daß der Mensch in der Konkurrenz mit den Maschinen in vielen Bereichen nicht mehr mithalten kann. Dabei geht es nicht unbedingt im einzelnen darum, ob eine konkrete Tätigkeit automatisiert werden könnte. Aus dem Blickwinkel der technischen Veränderung geht es auch nicht um die Frage, welcher Mensch die Tätigkeit anderswo auf der Welt für noch weniger Geld leisten kann.
Das Problem ist vielmehr, daß genügend andere Arbeitsplätze auf einem vergleichbaren Niveau von Talent und Bildung des Arbeitenden schon wegautomatisiert wurden, so daß die Menge an Menschen, die um einen Niedriglohn-Arbeitsplatz konkurrieren, so groß geworden ist, daß man ohne weiteres Löhne zahlen kann, die deren Lebenskosten nicht mehr decken. Die hohe Arbeitslosigkeit bei Ungelernten und Niedriggebildeten – in Deutschland derzeit über zwanzig Prozent – zeigt deutlich, daß dieser Punkt bereits erreicht ist.
Ein klassisches Beispiel aus der Vergangenheit ist die Ablösung von Pferdefuhrwerken durch Lastkraftwagen. Natürlich hätte man noch weiter Waren und Menschen mit Pferdekraft transportieren können, indem man den Preis dafür auf das Niveau gesenkt hätte, das mit Motorwagen erzielbar wurde. Doch die Einnahmen hätten nicht mehr gereicht, den Pferden das Futter und dem Kutscher den Lebensunterhalt zu zahlen. Diese Arbeit weiter zu subventionieren, indem man sie aus dem Sozialsystem bezuschußt, ist nicht einmal mittelfristig tragbar.
Von Constanze Kurz, Frank Rieger im Buch Arbeitsfrei (2013) im Text Epilog Das Problem ist vielmehr, daß genügend andere Arbeitsplätze auf einem vergleichbaren Niveau von Talent und Bildung des Arbeitenden schon wegautomatisiert wurden, so daß die Menge an Menschen, die um einen Niedriglohn-Arbeitsplatz konkurrieren, so groß geworden ist, daß man ohne weiteres Löhne zahlen kann, die deren Lebenskosten nicht mehr decken. Die hohe Arbeitslosigkeit bei Ungelernten und Niedriggebildeten – in Deutschland derzeit über zwanzig Prozent – zeigt deutlich, daß dieser Punkt bereits erreicht ist.
Ein klassisches Beispiel aus der Vergangenheit ist die Ablösung von Pferdefuhrwerken durch Lastkraftwagen. Natürlich hätte man noch weiter Waren und Menschen mit Pferdekraft transportieren können, indem man den Preis dafür auf das Niveau gesenkt hätte, das mit Motorwagen erzielbar wurde. Doch die Einnahmen hätten nicht mehr gereicht, den Pferden das Futter und dem Kutscher den Lebensunterhalt zu zahlen. Diese Arbeit weiter zu subventionieren, indem man sie aus dem Sozialsystem bezuschußt, ist nicht einmal mittelfristig tragbar.
Verwandte Objeke
Verwandte Begriffe (co-word occurance) | negative Einkommensteuer(0.05) |
Verwandte Aussagen | Mindestlohn fördert Automatisierung Mindestlohn fördert Arbeitslosigkeit |
Statistisches Begriffsnetz
Zitationsgraph
Zeitleiste
20 Erwähnungen
- Einkommen für alle (Götz W. Werner)
- Arbeit - Womit wir uns in Zukunft beschäftigen werden (Gottlieb Duttweiler Institut) (2006)
- Letzte Hoffnung Nächstenliebe (Maria Anastasiadis)
- Superkapitalismus - Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt (Robert Reich) (2007)
- Neoliberalismus - Analysen und Alternativen (Christoph Butterwegge, Bettina Lätsch, Ralf Ptak) (2008)
- Aus der schönen neuen Welt - Expeditionen ins Landesinnere (Günther Wallraff) (2009)
- BarCamp-Kultur - Lernökologie mit Potentialen zur Netzwerk- und Communitybildung? - Eine quantitative Untersuchung (Marcel Bernatz) (2009)
- Gleichzeitige Ungleichzeitigkeiten - Eine Einführung in die Komplexitätsforschung (Manfred Füllsack) (2011)
- Irrweg Grundeinkommen (Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker, Volker Meinhardt, Dieter Vesper) (2012)
- Philip Mosimann: «Verdiene mehr, als ich brauche» (Philip Mosimann, Bernhard Fischer, Pascal Ihle) (2013)
- Arbeitsfrei - Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (Constanze Kurz, Frank Rieger) (2013)
- «Wir haben bald Yoga-Lehrer mit Doktortitel» (Tyler Cowen, Philipp Löpfe, Markus Diem Meier) (2014)
- Der Mindestlohn ist ein Gebot der ökonomischen Vernunft - Wer in der Schweiz vollzeitlich arbeitet, soll ohne Sozialhilfe leben können: vom Lohn. (Rudolf Strahm) (2014)
- Was ist die Berufslehre wert? (Anja Burri) (2014)
- Der Sieg der Algorithmen (Markus Dettmer, Janko Tietz) (2014)
- Die nachgeholte amerikanische Revolution (Walter Niederberger) (2014)
- schwarmdumm - So blöd sind wir nur gemeinsam (Gunter Dueck) (2015)
- «Die Mittelklasse wird ausgehöhlt» (Erik Brynjolfsson, Angela Barandun, Markus Diem Meier) (2015)
- Mehr als 0 und 1 - Schule in einer digitalisierten Welt (Beat Döbeli Honegger) (2016)
- Ökonomie der Ungleichheit (Thomas Piketty) (2016)
- «Künstliche Intelligenz wird die Ungleichheit verringern» (David Autor, Armin Müller) (2023)