

Der kleine Markus will endlich an die Reihe kommen. Ungeduldig schiebt er seine „Kollegen“ zur Seite, die auch auf ihre Chance hoffen. Ein Kreis aus zehn Kindern, Köpfe nach innen – und ein Tablet in der Mitte. Die Vier‐ bis Sechsjährigen belagern das neue Spiel Max auf dem Bauernhof, das ihre Erzieherin als App mitgebracht hat. Max ist ein gemütlicher Bernhardiner, der die Kinder begleitet, wenn sie im Stall oder auf dem Feld Tiere suchen. Wie viele Kühe hat der Bauer? Kurz geht die Stalltür auf, und die Spieler müssen schnell zählen … für jedes gefundene Tier gibt es eine Max‐Münze. Das Gleiche passiert beim Holzstapel, am Ententeich oder im Hühnerstall. „Fünf Hennen!“, ruft Markus, der endlich zum Zug kommt. So soll er zählen lernen, denn die Werbung verspricht: Mathematische Fähigkeiten lassen sich spielerisch auf dem virtuellen Bauernhof vermitteln. Solche Spiele gehören in den Kindergarten – dieser Meinung ist Antje Bostelmann: „Die Lebenswelt der Kinder muss sich in dem abbilden, was wir tun“, sagte die Pädagogin der Berliner Morgenpost, „und da gehören die digitalen Medien dazu.“ Bostelmann ist Hauptgeschäftsführerin der Klax‐Gruppe, die zahlreiche Krippen, Kindergärten und Schulen betreibt. Eltern sollten ihre Kinder nicht von digitalen Medien fernhalten, zumal sie selbst ständig damit beschäftigt sind. Ob Schlüsselbund oder Smartphone: „Beide Gegenstände […] faszinieren schon Kleinkinder, weil sie sehen, welche großen Emotionen diese Dinge bei Erwachsenen hervorrufen“, so Bostelmann. „Das ist ein toller Ansatz zum Lernen“ [1].