Vor einigen Jahren verstand man unter digitalem Graben noch die Kluft, welche die Informationstechnologie zwischen solchen schafft, die Zugang dazu haben und jenen, die keinen Zugang haben. Immer mehr zeichnet sich ab, dass das Problem an ganz anderer Stelle liegt. Fast alle haben die Möglichkeit heute, aber nicht alle nutzen sie auf sinnvolle Weise. Der digitale Graben öffnet sich zwischen jenen, die Technologie zur persönlichen Entwicklung zu gebrauchen verstehen, und jenen, die damit einzig aus der Realität flüchten. Der Fachausdruck dafür heisst Eskapismus. An sich ist das kein neues Phänomen. Schon bisher gibt es beispielsweise Leser von Büchern, die daraus nichts lernen (in einem weiten Sinn verstanden) und nur ihre Zeit totschlagen, und solche, die privat, beruflich und/oder in ihrer Sozialkompetenz aus Büchern lernen. Die neuen Technologien mit ihrem immensen Potenzial verstärken diese Kluft in der Wissensgesellschaft, wo Informationen zwar vorhanden sind wie nie zuvor, diese an sich aber noch nichts nützen, wenn man nicht versteht, aus Informationen sinnvolle Inhalte zu destillieren.
von Georges T. Roos im Text Das iPhone in der Schultheke (2009)