aufgelistet.
Dienste-Plattform | Diensteplattformen basieren auf zentralisierter
Datenhaltung, meist über Server im
Internet. Die Verbindungen sind hier lediglich
Einträge in der Datenbank, was die
Weiterentwicklung beschleunigt und den
Dienst für Nutzende schnell und bequem
macht, aber den Betreibern auch eine enorme
Kontrolle über die stattfindenden Interaktionen
erlaubt. Beispiele sind Facebook,
AirBnB, Tinder und Github.
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Graph-Regime | Das Graphregime ist die übergeordnete Kontrolle
über das Netzwerk, also die Einsicht
in die tatsächlichen Verbindungen: Wer
kommuniziert mit wem, wer interagiert mit
welchem Inhalt, wer bucht welchen Service,
etc. Man spricht in diesem Zusammenhang
auch oft von Metadaten. Die hier getroffenen
Pfadentscheidungen betreffen, welche
Daten aus dem Netzwerk gesammelt, wie sie aufbereitet und wie sie genutzt werden. Wie
misst man Engagement, wie definiert man
ein erfolgreiches Posting, wie schätzt man
Bildungserfolg ein, etc?
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Infrastruktur-Regime | Das Infrastrukturregime ist die einfache Tatsache
des Soseins einer Plattform, d. h., es
umfasst alle grundlegenden Designentscheidungen,
die im Laufe der Entwicklung getroffen
wurden. Die Politik des Infrastukturregimes
besteht entsprechend ausschließlich
aus der Summe ihrer infrastrukturellen
Pfadentscheidungen.
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Interface-Regime | Das Interfaceregime besteht aus den Entscheidungen,
wie Benutzeroberflächen gestaltet
sind, und weil diese Oberflächen einen statistisch
messbaren Einfluss darauf haben,
wie wir die Systeme verwenden, finden wir
auch hier wirkmächtige Pfadentscheidungen.
Für besonders manipulative Interfaces
hat sich hier der Begriff der »Dark Patterns«
entwickelt (vgl. Bogenstahl, 2019).
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Protokoll-Plattform | Protokollplattformen bestehen aus multilateral
definierten Schnittstellen, die Interaktionen
über Systemgrenzen hinweg erlauben.
Hier haben die Betreiber noch weniger
Kontrolle, weil sie die Schnittstellen nicht
selbstständig, also unilateral, ändern können.
Populäre Beispiele sind E-Mail, das
Internet und Bitcoin.
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Query-Regime | Das Queryregime bestimmt die algorithmisch
verstärkte Sichtbarkeit von Inhalten
und Personen auf der Plattform. Wie wirkmächtig
die darunter liegenden Pfadentscheidungen
sind, kann man den Kontroversen
über Facebook der letzten Jahre entnehmen.
So hat die Pfadentscheidung, den
Newsfeed-Algorithmus auf »Engagement«
zu optimieren, Anreize für emotionalisierende
Inhalte gesetzt, was maßgeblich mit
zum Aufstieg von Rechtspopulist*innen und
Desinformationen geführt haben dürfte (vgl.
Oremus, 2021).
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Schnittstellen-Plattform | Schnittstellenplattformen sind Plattformen,
die aus der einseitigen Bereitstellung von
Schnittstellen durch den Plattformbetreiber
heraus entstehen. Sie richten sich z. B.
gezielt an Programmierende, die für die
jeweilige Plattform Software entwickeln
sollen. Diese Software macht die Plattform
dann für Nutzende attraktiver, und je
mehr Nutzende auf die Plattform strömen,
desto interessanter wird sie umgekehrt für
Programmierende, etc. Schnittstellenplattformbetreiber
haben nur ein geringes Maß
an Kontrolle über die Plattform, denn sobald
sie in Betrieb genommen wird, können
sie in die Interaktion der Nutzenden nicht
mehr eingreifen. Beispiele sind der PC,
Betriebssysteme und Programmierframeworks.
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Verbindungs-Regime | Das Verbindungsregime ist wie das Zugangsregime
ein Werkzeug der unmittelbaren
Kontrolle, denn hier geht es darum, bestimmte
Verbindungen zu kappen oder
aufzuzwingen. Auch hier wirken Pfadentscheidungen
eher indirekt durch etablierte
Moderationserwartungen.
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Zugangs-Regime | Das Zugangsregime ist die Kontrolle des Zugangs
zur Plattform und entscheidet darüber,
wer unter welchen Bedingungen die
Plattform benutzen darf, wer ausgeschlossen
wird, usw. Auch wenn dieser Hebel
in seiner Wirkung viel direkterer wirkt,
werden auch durch Zugangsentscheidungen
immer implizite Pfadabhängigkeiten
produziert. So beeinflusst eine bestimmte
Moderationspraxis maßgeblich mit, welcher
Umgangston herrscht, welche Arten
von Communitys sich ansiedeln und welche
nicht.
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