Marshmallow-Test Delay-of-Gratification Task |
Synonyme
Marshmallow-Test, Delay-of-Gratification Task, marshmallow test, Marshmallow Task
Definitionen
Ein wunderbares
Video ist auf Youtube mit dem
Suchbegriff «Marshmallow Test»
zu finden. Dabei bekamen 4-jährige
Knirpse ein Marshmallow
(eine Süssigkeit) vorgesetzt und
wurden vor die Wahl gestellt, es
entweder gleich zu essen oder ein
zweites zu bekommen, wenn sie
einige Minuten warten würden,
ohne das erste Marshmallow zu
essen. Erstaunlich: Nur die wenigsten
Kinder konnten warten.
Von Rolf Dobelli im Buch Die Kunst des klaren Denkens im Text Hyperbolic Discounting (2011) A four-year-old is presented with alternative rewards: one marshmallow or two marshmallows. He is told that he can have a single marshmallow anytime—but if he can wait for a while, he can have two marshmallows. The experimenter then leaves the room and measures the amount of time until the child says screw it, and takes the single marshmallow. (After fifteen minutes of open-ended waiting, a child who has not yet given up receives the two-marshmallow reward. But seriously—do you remember how long fifteen minutes seemed at that age?)
Von Carl T. Bergstrom, Jevin D. West im Buch Calling Bullshit (2020) im Text Causality Im Jahr 1989 wurde ein Experiment in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science publiziert, das einfacher nicht hätte sein können: Ein Kind sitzt an einem Tisch, auf dem sich eine Süßigkeit und eine Glocke befinden. Der Versuchsleiter sagt zum Kind: »Ich verlasse jetzt den Raum. Wenn ch in ein paar Minuten wiederkomme, und du hast die Süßigkeit nicht aufgegessen, bekommst du zwei davon. Wenn du die Süßigkeit vorher isst, bekommst keine zweite Süßigkeit.« Das Ganze war ein Test zur Selbstbeherrschung - der sogenannte Marshmallow-Test. Er prüft, ob die Kinder zum Belohnungsaufschub (englisch: delay of gratification) fähig sind. Sie werden vor die Wahl gestellt, entweder einen Marshmallow sofort zu essen oder aber zu warten, bis sie einige Minuten später zwei der von ihnen so begehrten Süßigkeit essen können. Belohnt wird also das Warten, und das fällt gerade kleinen Kindern sehr schwer.
Von Manfred Spitzer im Buch Digitale Demenz (2012) im Text Selbstkontrolle versus Stress auf Seite 242Der amerikanische Psychologe Walter Mischel hatte Ende der 1960er-Jahre, also bereits einige Zeit vor dem Start der Dunedin-Studie, eine einfache, aber geniale Idee. Einem Kind wird von einer freundlichen Versuchsleiterin angeboten, einen auf einem kleinen Teller verführerisch präsentierten Marshmallow entweder sofort essen zu dürfen, oder aber ihn liegen zu lassen und zu warten, bis die Versuchsleiterin, die sich anschließend entfernt, zurückgekehrt sein würde. Wenn das Kind bis dahin gewartet haben sollte, würde es mit einem zweiten Marshmallow belohnt werden. Ein Verbot, den einen, bereits aufliegenden Marshmallow zu essen, wird nicht ausgesprochen. Das Kind ist aber informiert, dass es nur dann doppelt belohnt wird, wenn es die Rückkehr der Erwachsenen abwarten kann. Die Fähigkeit des Kindes, der vor ihm liegenden Versuchung zu widerstehen, kann in Minuten gemessen werden, die das Kind warten kann, bevor es seinem Impuls vielleicht doch erliegt. Der Test wird im Englischen als Delay-of-Gratification Task oder auch Marshmallow Task, im Deutschen in der Regel als Marshmallow-Test bezeichnet. Er wird mit jedem Kind jeweils einzeln durchgeführt.
Von Joachim Bauer im Buch Selbststeuerung (2015) Bemerkungen
A number of studies have shown that children who can wait longer at age four have higher SAT scores in high school, and are rated by their parents as better-adjusted during adolescence. The authors of the original studies were careful to explain that their results demonstrated correlation: Delayed gratification is predictive of later academic success and emotional well-being. They did not demonstrate causation: The ability to delay gratification does not necessarily cause later success and well-being.* But as these results filtered through the popular press, the line between correlation and causation became blurred. The results of the marshmallow test and other related studies were reported as evidence that ability to delay gratification causes success later in life.
Von Carl T. Bergstrom, Jevin D. West im Buch Calling Bullshit (2020) im Text Causality When a research team went back and attempted to replicate the original marshmallow studies with a larger sample size and additional controls, they found only a fraction of the original effect. Moreover, there was a single factor that seemed responsible both for a child’s ability to delay gratification and for success during adolescence: the parents’ socioeconomic status.*7 Children from wealthy families were better able to wait for the second marshmallow. Why? Perhaps they felt a greater sense of overall stability, had greater trust in adults, recalled previous situations in which waiting had proven fruitful, and felt relative indifference—a marshmallow might not be such a special treat for these children. Parental wealth also is a major determinant of an adolescent’s educational success. So both the ability to delay gratification and academic success are consequences of parental wealth. Neither effect causes the other.
Von Carl T. Bergstrom, Jevin D. West im Buch Calling Bullshit (2020) im Text Causality Der Marshmallow-Test bedeutet für Kinder eine Herausforderung der Selbstkontrolle, wie sie auch uns Erwachsenen im realen Leben fortlaufend begegnet. Täglich stehen Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor der Wahl, sich entweder einen naheliegenden Wunsch schnell zu erfüllen oder aber, um wichtigerer oder längerfristiger Ziele willen, zu verzichten oder eine Bedürfnisbefriedigung zumindest aufzuschieben. Nicht nur für die Spezies Mensch war die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstkontrolle ganz offensichtlich eine evolutionäre Erfolgsstrategie. Sie ist es auch für jeden einzelnen Menschen. Die Marshmallow-Forscher kamen jedenfalls zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Autoren der Dunedin-Studie: Der Erwerb guter Selbstkontrolle hat nachhaltige positive Auswirkungen auf unser späteres Leben. Jugendliche, die als Vierjährige im Marshmallow-Test länger als andere warten konnten, zeigen als 14-Jährige eine höhere soziale Kompetenz und haben ein größeres Selbstbewusstsein. Zudem zeigen diese Jugendlichen eine überlegene Konzentrationsfähigkeit, sind stressresistenter und verhalten sich allgemein stärker vernunftgesteuert. Nicht zuletzt haben sie auch die besseren Schulnoten.
Von Joachim Bauer im Buch Selbststeuerung (2015) Der amerikanischen Psychologin Celeste Kidd gelang eine eindrucksvolle Demonstration des Einflusses, den die Verlässlichkeit Erwachsener auf die Entwicklung der kindlichen Selbstkontrolle hat. Sie wiederholte den Marshmallow-Test mit dreieinhalb Jahre alten Kindern, jedes Kind wurde auch hier einzeln getestet. Vor dem eigentlichen Test ließ die Forscherin jedes Kind zunächst eine Erfahrung mit der Zuverlässigkeit der Testleiterin machen: Diese trat wie immer freundlich auf, legte dem Kind Malpapier auf den Tisch und dazu einige stark abgenützte Malstifte. Dann teilte sie dem Kind – als sei ihr das eben erst eingefallen – mit, es gebe in einem anderen Zimmer einen Schrank, in dem sich wunderbare Farbstifte mit leuchtenden Farben befinden. Ob sie diese holen solle? Nachdem das Kind die Frage wie erwartet bejaht hatte, verschwand sie für einen kurzen Moment und kehrte zurück, wobei sie bei der einen Hälfte der einzeln getesteten Kinder die versprochenen Stifte auf den Tisch legte. Bei der anderen Hälfte der Kinder drückte sie ihr großes Bedauern aus, sie habe sich leider geirrt, die Stifte seien nicht da gewesen. Jedem Kind wurde nun noch etwas Zeit zum Malen gelassen, dann folgte der Marshmallow-Test. Die durchschnittliche Wartezeit, die Kinder durchhielten, ohne den vor ihnen liegenden Marshmallow zu vernaschen, betrug bei denen, die erlebt hatten, dass die Versuchsleiterin ihre Zusage einhielt, zwölf Minuten. Bei den zuvor enttäuschten Dreieinhalbjährigen war sie auf durchschnittlich drei Minuten verkürzt.
Von Joachim Bauer im Buch Selbststeuerung (2015) Verwandte Objeke
Verwandte Begriffe (co-word occurance) | delay of gratificationdelay of gratification(0.12) |
Häufig co-zitierte Personen
Walter
Mischel
Mischel
Philip K.
Peake
Peake
Yuichi
Shoda
Shoda
Alexander
Markowetz
Markowetz
Statistisches Begriffsnetz
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
32 Erwähnungen
- Thinking in bets - making smarter decisions when you don’t have all the facts (Annie Duke)
- Predicting Adolescent Cognitive and Self-Regulatory Competencies From Preschool Delay of Gratification - Predicting Adolescent Cognitive and Self-Regulatory Competencies From Preschool Delay of Gratification (Yuichi Shoda, Walter Mischel, Philip K. Peake) (1990)
- Rational snacking - Young children’s decision-making on the marshmallow task is moderated by beliefs about environmental reliability (Celeste Kidda, Holly Palmeri, Richard N. Aslin) (2003)
- Lob der Disziplin (Bernhard Bueb) (2006)
- 9. Wie Sie Ihr Kind stark machen (Roy F. Baumeister, John Tierny)
- Das neue Buch der verrückten Experimente (Reto U. Schneider) (2009)
- Die Kunst des klaren Denkens - 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen (Rolf Dobelli) (2011)
- Hyperbolic Discounting - Carpe Diem - aber bitte nur am Sonntag! (2011)
- The Information Diet (Clay Johnson) (2012)
- Medienmündig - Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen (Paula Bleckmann) (2012)
- Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Manfred Spitzer) (2012)
- Macht uns der Computer dumm? (Conny Schmid, Balz Ruchti, Rebecca Wyss) (2012)
- Warum französische Kinder keine Nervensägen sind - Erziehungsgeheimnisse aus Paris (Pamela Druckerman) (2013)
- Wie Kinder heute wachsen - Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Fühlen und Denken (Herbert Renz-Polster, Gerald Hüther) (2013)
- Die Schule schwänzt das Lernen - Und niemand sitzt nach (Andreas Müller) (2013)
- 4. Es geht um Kompetenzen - Und die sollen fit machen fürs Leben
- The Marshmallow Test - Mastering Self-Control (Walter Mischel) (2014)
- Selbststeuerung - Die Wiederentdeckung des freien Willens (Joachim Bauer) (2015)
- 50 Schlüsselideen Hirnforschung (Moheb Costandi) (2015)
- Die Lüge der digitalen Bildung - Warum unsere Kinder das Lernen verlernen (Gerald Lembke, Ingo Leipner) (2015)
- 4. Impulskontrolle - Warum Verzicht glücklich macht - und digitale Medien das verhindern
- Grit - The Power of Passion and Perseverance (Angela Duckworth) (2016)
- Algorithms to Live By - The Computer Science of Human Decisions (Brian Christian, Tom Griffiths) (2016)
- Digitale Depression - Wie neue Medien unser Glücksempfinden verändern (Sarah Diefenbach, Daniel Ullrich) (2016)
- Der Feind in meiner Hand (Uwe Buse, Fiona Ehlers, Özlem Gezer, Christine Luz, Dialika Neufeld, Martin Schlak) (2016)
- What Every Teacher Needs to Know About Psychology (David Didau, Nick Rose) (2016)
- ON/OFF - Risks and Rewards of the Anytime-Anywhere Internet (Sarah Genner) (2017)
- Data for the People - Wie wir die Macht über unsere Daten zurückerobern (Andreas Weigend) (2017)
- enter 10/2017 - Ratgeber digitale Medien (Swisscom) (2017)
- Tech Generation (Mike Brooks, Jon Lasser) (2018)
- Factfulness - Wie wir lernen die Welt so zu sehen wie sie wirklich ist (Hans Rosling) (2018)
- Fluffige Forschung (Sebastian Herrmann) (2018)
- Angewandte Psychologie - Beiträge zu einer menschenwürdigen Gesellschaft (Daniel Süss, Christoph Negri) (2019)
- 1. Selbstregulation als Schlüssel zum Erfolg. Förderung von sozial-emotionalen Kompetenzen im Jugendalter (Ulrike Petermann, Franz Petermann)
- «Eine Grundschule ohne Tablets ist das Gegenteil von weltfremd» (Paula Bleckmann, Peter Hanack) (2019)
- Calling Bullshit - The Art of Skepticism in a Data-Driven World (Carl T. Bergstrom, Jevin D. West) (2020)
- Dopamine Nation - Finding Balance in the Age of Indulgence (Anna Lembke) (2021)
Externe Links
Marshmallow experiment: Eintrag bei Wikipedia (englisch) ( : 2021-03-21) |