
Noch gibt es keine offizielle klinische Definition von Internetsucht — dennoch hat sich in der Praxis eine Vorstellung von pathologischem hiediengebrauch etabliert In dieser Arbeit wird der Frage, welche Diagnosekriterien für pathologischen Mediengebrauch aus
der Literatur Praktikerinnen und Praktiker als relevant für die Praxis erachten. Des Weiteren wird untersucht, ob Praktikerinnen und Praktiker aufgrund ihrer Erfahrung eigene Diagnosekriterien zur Erfassung von pathologischem Mediengebrauch generiert haben und ob sie
das Phänomen als psychische Störung erachten, welche in die Diagnosemanuals aufzunehmen wäre. Der Gegenstandsbereich wird anhand von nichtstandardisierten Leitfadeninterviews mit Expertinnen und Experten verschiedener Suchtberatungs- und Suchtpräventionsstellen in der Schweiz erschlossen. Die gewonnenen Daten werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Resultate der Untersuchung haben aufgezeigt, dass von den Expertinnen und Experten vor allem Diagnosekeiterien aus der Literatur als relevant
erachtet wurden, dass sie aber aufgrund ihrer Erfahrung auch eigene Diagnosekriterien generiert haben. Des Weiteren konnte dargelegt werden, dass die grosse Mehrheit der Praktikeiinnen und Praktiker pathologischen Mediengebrauch als eigenständige psychische Störung
ansehen, welche in den Diagnosemanuals aufzunehmen wäre. Aus den Untersuchungsergebnissen geht hervor, dass eine Diskrepanz besteht zwischen der Tatsache, dass die Nachfrage von Personen steigt, welche aufgrund ihres exzessiven Mediengebrauchs bei den Suchtberatungsstellen Hilfe suchen und dem Faktum, dass keine offizielle klinische Diagnose von pathologischem Mediengebrauch existiert.