Wer hat Angst vor Schulwahl?SKBF Staff Paper 3
Andrea Diem, Stefan C. Wolter
Publikationsdatum:
|
|
Diese Seite wurde seit mehr als 7 Monaten inhaltlich nicht mehr aktualisiert.
Unter Umständen ist sie nicht mehr aktuell.
Zusammenfassungen
Diese Untersuchung prüft anhand von Befragungsdaten die Einstellung der Schweizer Wahlbevölkerung zu verschiedenen
Formen freier Schulwahl. Die Befunde zeigen, dass eine Finanzierung der privaten Schulen mit öffentlichen
Geldern klar abgelehnt wird, während eine freie Schulwahl zwischen öffentlichen Schulen mehrheitsfähig sein dürfte.
Die Analysen zeigen, dass die Heterogenität der Befürwortung oder Ablehnung mehrheitlich einem erklärbaren rationalen
Nutzenkalkül folgt. Personen(-gruppen), die sich eher einen Vorteil durch mehr Schulwahl versprechen, wie
Eltern mit schulpflichtigen Kindern, in Städten oder Grossagglomerationen lebende Personen sowie solche mit tiefem
Einkommen, haben signifikant höhere Zustimmungsraten. Personen aus kleinen/mittleren Gemeinden, mit hohem
Einkommen oder mit einer Lehrerausbildung sind dagegen ablehnend. Die Analysen zeigen auch sprachregionale Unterschiede,
welche mit einem kulturell anders bedingten Staatsverständnis erklärt werden können.
Von Andrea Diem, Stefan C. Wolter im Text Wer hat Angst vor Schulwahl? (2011) Auf Basis von Befragungsdaten konnten für die Schweiz erstmals differenzierte Erkenntnisse
über die Einstellung der Wahlbevölkerung zu zwei verschiedenen Formen grösserer
Schulwahl gewonnen werden. Die Ergebnisse zeigen erstens, dass die Stimmbürger
deutlich zwischen verschiedenen Formen von Schulwahl differenzieren. Während sie
eine grössere staatliche Unterstützung der Privatschulen (analog von Bildungsgutscheinen),
welche eine freiere Wahl zwischen öffentlichen und privaten Schulen ermöglichen
sollte, mehrheitlich ablehnen (74%), würde sich eine klare Mehrheit (64%) für eine
Wahlfreiheit zwischen öffentlichen Schulen aussprechen.
Die Ergebnisse zeigen zweitens, dass die Individuen ihre Präferenzen entlang einem rationalen individuellen Nutzenkalkül bilden. Wer glaubt, bei mehr Schulwahl mehr Nutzen zu haben, stimmt beiden Vorlagen eher zu et vice versa. So verhalten sich Personen mit hohen Einkommen, für die eine freie Schulwahl schon heute durch Privatschulbesuch oder Wohnortswechsel jederzeit möglich ist, durchgehend ablehnend, während Personen mit tiefen Haushaltseinkommen den Vorlagen positiver gegenüberstehen. Das nutzenmaximierende Verhalten zeigt sich zudem insbesondere auch bezogen auf die Familiensituation (Kinder im schulpflichtigen Alter) oder den Wohnort. Personen, die auf dem Land wohnen und von keiner der Vorlagen wirklich profitieren dürften, stehen beiden Vorlagen negativer gegenüber. Eine starke Ablehnung zeigt sich auch bei den Direktbetroffenen im Bildungswesen selbst. Personen mit einem Hintergrund als Lehrperson lehnen jede Form von mehr Schulwahl deutlich häufiger ab.
Die Befunde legen drittens nahe, dass die Zustimmung oder Ablehnung zu mehr Schulwahl auch durch historisch-kulturelle Faktoren beeinflusst wird. So zeigen sich markante Unterschiede zwischen den Sprachregionen, welche mit einer unterschiedlichen Bewertung der Rolle des Staates erklärt werden können. Keinen bedeutenden Einfluss auf die Ausprägung der Präferenzen hat hingegen die individuelle politische Überzeugung (Links-Rechts-Schema), der Ausbildungsstand sowie die wahrgenommene Qualität des öffentlichen Bildungswesens.
Es ist zu unterstreichen, dass die Ergebnisse vor dem Hintergrund des aktuellen schweizerischen Bildungswesens zu interpretieren sind, in welchem es zurzeit einen extrem kleinen Anteil von Privatschulen gibt, die Bevölkerung mit der Qualität des öffentlichen Bildungswesens mehrheitlich zufrieden ist, aber in fast allen Kantonen keinerlei Wahlmöglichkeiten zwischen öffentlichen Schulen besteht (zumindest nicht auf der Stufe der obligatorischen Schule). Die empirischen Erkenntnisse können somit nicht direkt auf andere Länder (oder andere zeitliche Perioden) übertragen werden. Vielmehr ist zu erwarten, dass die Zustimmung zu Schulreformen zwischen verschiedenen Ländern deutlich variiert, da sich ihre Bildungssysteme (öffentliche und private Schulen und die jeweilige relative Stellung zueinander), die sozio-demographische Zusammensetzung der Bevölkerung sowie die kulturellen Präferenzen unterscheiden.
Von Andrea Diem, Stefan C. Wolter im Text Wer hat Angst vor Schulwahl? (2011) Die Ergebnisse zeigen zweitens, dass die Individuen ihre Präferenzen entlang einem rationalen individuellen Nutzenkalkül bilden. Wer glaubt, bei mehr Schulwahl mehr Nutzen zu haben, stimmt beiden Vorlagen eher zu et vice versa. So verhalten sich Personen mit hohen Einkommen, für die eine freie Schulwahl schon heute durch Privatschulbesuch oder Wohnortswechsel jederzeit möglich ist, durchgehend ablehnend, während Personen mit tiefen Haushaltseinkommen den Vorlagen positiver gegenüberstehen. Das nutzenmaximierende Verhalten zeigt sich zudem insbesondere auch bezogen auf die Familiensituation (Kinder im schulpflichtigen Alter) oder den Wohnort. Personen, die auf dem Land wohnen und von keiner der Vorlagen wirklich profitieren dürften, stehen beiden Vorlagen negativer gegenüber. Eine starke Ablehnung zeigt sich auch bei den Direktbetroffenen im Bildungswesen selbst. Personen mit einem Hintergrund als Lehrperson lehnen jede Form von mehr Schulwahl deutlich häufiger ab.
Die Befunde legen drittens nahe, dass die Zustimmung oder Ablehnung zu mehr Schulwahl auch durch historisch-kulturelle Faktoren beeinflusst wird. So zeigen sich markante Unterschiede zwischen den Sprachregionen, welche mit einer unterschiedlichen Bewertung der Rolle des Staates erklärt werden können. Keinen bedeutenden Einfluss auf die Ausprägung der Präferenzen hat hingegen die individuelle politische Überzeugung (Links-Rechts-Schema), der Ausbildungsstand sowie die wahrgenommene Qualität des öffentlichen Bildungswesens.
Es ist zu unterstreichen, dass die Ergebnisse vor dem Hintergrund des aktuellen schweizerischen Bildungswesens zu interpretieren sind, in welchem es zurzeit einen extrem kleinen Anteil von Privatschulen gibt, die Bevölkerung mit der Qualität des öffentlichen Bildungswesens mehrheitlich zufrieden ist, aber in fast allen Kantonen keinerlei Wahlmöglichkeiten zwischen öffentlichen Schulen besteht (zumindest nicht auf der Stufe der obligatorischen Schule). Die empirischen Erkenntnisse können somit nicht direkt auf andere Länder (oder andere zeitliche Perioden) übertragen werden. Vielmehr ist zu erwarten, dass die Zustimmung zu Schulreformen zwischen verschiedenen Ländern deutlich variiert, da sich ihre Bildungssysteme (öffentliche und private Schulen und die jeweilige relative Stellung zueinander), die sozio-demographische Zusammensetzung der Bevölkerung sowie die kulturellen Präferenzen unterscheiden.
Dieser Text erwähnt ...
Begriffe KB IB clear | Bildungeducation (Bildung) , Elternparents , Freie Schulwahl , Geldmoney , Kinderchildren , LehrerInteacher , Öffentliche Schule , Privatschule , Schuleschool , SchweizSwitzerland , Staat |
Dieser Text erwähnt vermutlich nicht ...
Nicht erwähnte Begriffe | Digitalisierung, Lehrplan 21, Lernen, Primarschule (1-6) / Grundschule (1-4), Unterricht |
Tagcloud
Volltext dieses Dokuments
Wer hat Angst vor Schulwahl?: Artikel als Volltext (: , 596 kByte; : 2021-03-21) |
Anderswo suchen
Beat und dieser Text
Beat hat Dieser Text während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.