Schulbücher sind für Lehrpersonen wichtiger als Lehrpläne For teachers, textbooks are often more important than curricula
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Bemerkungen
Die praktische
Bedeutung der Lehrmittel ist auch durch die wachsende Einsicht aufgewertet
worden, dass die heutigen Lehrpläne nicht das Geschehen im Klassenzimmer bestimmen.
Oft unterlaufen die Lehrkräfte die Empfehlungen des Lehrplans, weil sie auf eine
bestimmte Situation reagieren müssen, die nicht allgemein antizipiert werden kann. Es
ist daher weitaus sinnvoller, auf die Strukturierung des Unterrichts durch Lehrmittel zu
vertrauen und diese individuell anzupassen.
Von Jürgen Oelkers im Journal Lehrmittel (2010) im Text Bildungsstandards und deren Wirkung auf die Lehrmittel Lehrmittel und Schulbücher sind für Lehrpersonen häufig weit wichtiger
als Lehrpläne. Das lässt sich an einem Beispiel zeigen. Im Kanton
Zürich wurde vor zehn Jahren ein neuer Lehrplan der Volksschule in
Kraft gesetzt, vergleichbar den 2004 vorgelegten neuen Bildungsplänen
in Baden-Württemberg. An der Erstellung des Zürcher Volksschullehrplans
waren viele sehr engagierte Lehrkräfte beteiligt. Der Lehrplan
stieß in der Vernehmlassung172 auf große Zustimmung und wurde am
Ende einhellig begrüßt. Man sah sich nach einer aufwändigen Erprobung
in der Lehrplanarbeit auf einem guten Weg und größere Probleme
bestanden nicht.
Wenige Jahre später wurde eine kantonsweite Evaluation des Nutzungsverhaltens
durchgeführt. Ihr zentrales Ergebnis war, dass auch
dieser neue – an sich schlanke – Lehrplan in den Schulen nicht systematisch
verwendet wurde und eher nur geringen Einfluss auf den Unterricht
hatte (Landert/Stamm/Trachsler 1998). Routine und Repertoire
der Lehrkräfte waren davon nicht wirklich berührt, und die Unterrichtspraxis
wurde nicht auf eine neue Basis gestellt, wie bei der Einführung
erwartet wurde. Lehrpläne wollen Ideale sein, die gleichwohl Bindungscharakter
haben sollen (Fries 1998), ohne dadurch mehr zu sein
als ein Rahmen, der den tatsächlichen Unterricht nicht wirklich vorschreiben
kann. Die Lehrkräfte unterrichten nicht strikt „nach Lehrplan“,
sondern benutzen Lehrpläne in verschiedenen Funktionen, darunter
auch derjenigen der Legitimation ihres Unterrichts.
Von Jürgen Oelkers, Kurt Reusser im Buch Qualität entwickeln, Standards sichern, mit Differenz umgehen (2008) im Text Werkzeuge und Verfahren der Implementation auf Seite 3384 Vorträge von Beat mit Bezug
- Digitale Schulbücher
Warum alles ganz einfach ist und welche Schwierigkeiten daraus erwachsen
edu-ict-Tagung, Zürich, 21.11.2012 - Digitale Lehrmittel für die Schule von morgen
ILZ-Lehrmittelsymposium 2014
Wolfsberg, Ermatingen (TG), 24.01.2014 - The Future of «Text»-Books in Schools
Keynote at EdMedia 2019
Amsterdam, 26.06.2019
Zitationsgraph
5 Erwähnungen
- Qualität entwickeln, Standards sichern, mit Differenz umgehen - Expertise (Jürgen Oelkers, Kurt Reusser) (2008)
- Lehrmittel - BZL, 28. Jahrgang Heft 1/2010 (Anni Heitzmann, Alois Niggli) (2010)
- Lehrplan 21 - Ein bildungspolitisches Projekt? - Vortrag am 7.10.2011 an der PHZH (Rudolf Künzli) (2011)
- E-Learning allgegenwärtig (Andrea Back, Gabi Reinmann) (2012)
- 2. iLegende Wollmilchsau? - Überlegungen zur Zukunft des Schulbuchs in Zeiten von iPads & Co. (Beat Döbeli Honegger) (2012)
- Die Entstehung des ersten offenen Biologieschulbuchs (Martin Ebner, Martin Schön, Sandra Schön, Gernot Vlaj) (2014)