
Der Beitrag behandelt die Frage, wie unsere mediatisierte Gesellschaft mit den Schattenseiten einer digitalen Ökonomie der Aufmerksamkeit umgeht. Im öffentlichen Diskurs, aber auch in der wissenschaftlichen Psychologie und Pädagogik, wird auf die zunehmende Überlastung von Mediennutzern durch eine stark zugespitzte und grenzenlose Online-Kommunikation hingewiesen. Darunter fallen Suchterscheinungen, Erschöpfungssyndrome und Angstzustände. Im theoretischen Teil wird deshalb erläutert, wie die Mediatisierung die Funktionslogik der öffentlichen und privaten Kommunikation verändert. Wichtige Basiskonstrukte sind hierbei Uwe Schimanks Akteur-Struktur-Dynamiken in gesellschaftlichen Teilsystemen, der Medienlogik-Ansatz nach David Altheide und Robert Snow sowie die systematisierenden Beiträge zur Mediatisierung der Gesellschaft nach Michael Meyen und Friedrich Krotz. Ausgehend vom stark prozessbezogenen empirischen Forschungsstand wird hier eine kritische Folgenperspektive eingenommen. In 19 Leitfaden-Interviews mit Experten aus der praktischen Psychologie, Pädagogik und Massenkommunikation zeigt sich: Mentale Grenzüberschreitungen in einer digitalen Ökonomie der Aufmerksamkeit sind eine reale und gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die der einzelne Nutzer oft nicht bewältigen kann. Appelliert wird deshalb an intensivere Medienkompetenzvermittlung über alle Altersgruppen hinweg. Befürwortet werden zudem interdisziplinäre Projekte, die den Nutzer und sein soziales Umfeld präventiv und kurativ begleiten.