Hört auf, die Aluhüte auszulachen!Alexander Brentler
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Zusammenfassungen
Die liberale Beschwerdeliste über die uneinsichtigen Subjekte des 21. Jahrhunderts ist lang. Statt brav Zeit und Süddeutsche zu lesen, gucken sich die Leute krude Verschwörungsvideos auf Youtube an, anstelle »vernünftiger« Optionen wählen sie »populistische« Parteien. Sie vertrauen auf homöopathische Globuli, »Alternativmedizin« und Quacksalberei statt auf den Rat ihrer Ärztinnen und verweigern Impfungen mit Verweis auf Autismus oder Bill Gates.
Sie himmeln Putin an, empören sich nicht genug über Trump, haben Angst vor »Ausländern« und dem »großen Austausch«, leugnen den Klimawandel oder zumindest seine menschengemachten Ursachen und glauben im Gegenzug, die Bundesrepublik habe die Rechtsform einer GmbH.
Viele sind von der Existenz von Ufos überzeugt, die wahlweise von Außerirdischen oder einer weiterhin unbesiegten Reichsluftwaffe mit Stützpunkten in der Antarktis gesteuert werden. Und zu allem Überfluss lesen sie auch noch die Horoskope in Promi-Magazinen.
Aus so krummem Holz – so die resignierte Feststellung liberaler Rationalistinnen – kann nichts Gerades gezimmert werden. »Die Leute« sind einfach zu dumm, um etwa in dieser Krise dem Rat von Expertinnen und Experten zu folgen und gefährden damit die Gesundheit von sich und anderen. Ohne Maske, dafür mit Aluhut auf der Corona-Demo, Seite an Seite mit Reichsbürgerinnen, Esoterikern, Antisemitinnen und anderen Rassisten, treten die Corona-Wutbürger die Errungenschaften von Wissenschaft und Aufklärung mit Füßen.
Linke dürfen diesem liberalen Überheblichkeitsdiskurses nicht auf den Leim gehen. Sicher: Die Anhängerinnen und Anhänger von Corona-Verschwörungstheorien sind teils merkwürdige Gestalten und wir sollten uns bei ihren Demonstrationen unter keinen Umständen blicken lassen. Ganz abgesehen von den Verbindungen nachts rechts außen würde ihr Ansinnen, die Hygieneauflagen auf Basis nicht-wissenschaftlicher Kriterien zurückzunehmen, tausende Menschen in Risikogruppen und medizinischen Berufen das Leben kosten. Es ist fundamental unsolidarisch.
Dennoch müssen wir uns hüten, Menschen dafür zu verurteilen, »das Falsche« zu glauben und sie für ihre Verstöße gegen den ordnungsgemäßen öffentlichen Vernunftgebrauch an den Pranger zu stellen. Wir sollten stattdessen fragen, wie der Nährboden für das weitverbreitete Unbehagen an der Aufklärung entstehen konnte: Welche Funktion nehmen die Glaubenssysteme der Gegenaufklärung in unserer Gesellschaft ein? Und welche strukturellen Eigenschaften müsste eine öffentliche Rationalität aufweisen, um das Vertrauen der breiten Bevölkerung zurückgewinnen zu können?
Von Alexander Brentler im Text Hört auf, die Aluhüte auszulachen! (2020) Sie himmeln Putin an, empören sich nicht genug über Trump, haben Angst vor »Ausländern« und dem »großen Austausch«, leugnen den Klimawandel oder zumindest seine menschengemachten Ursachen und glauben im Gegenzug, die Bundesrepublik habe die Rechtsform einer GmbH.
Viele sind von der Existenz von Ufos überzeugt, die wahlweise von Außerirdischen oder einer weiterhin unbesiegten Reichsluftwaffe mit Stützpunkten in der Antarktis gesteuert werden. Und zu allem Überfluss lesen sie auch noch die Horoskope in Promi-Magazinen.
Aus so krummem Holz – so die resignierte Feststellung liberaler Rationalistinnen – kann nichts Gerades gezimmert werden. »Die Leute« sind einfach zu dumm, um etwa in dieser Krise dem Rat von Expertinnen und Experten zu folgen und gefährden damit die Gesundheit von sich und anderen. Ohne Maske, dafür mit Aluhut auf der Corona-Demo, Seite an Seite mit Reichsbürgerinnen, Esoterikern, Antisemitinnen und anderen Rassisten, treten die Corona-Wutbürger die Errungenschaften von Wissenschaft und Aufklärung mit Füßen.
Linke dürfen diesem liberalen Überheblichkeitsdiskurses nicht auf den Leim gehen. Sicher: Die Anhängerinnen und Anhänger von Corona-Verschwörungstheorien sind teils merkwürdige Gestalten und wir sollten uns bei ihren Demonstrationen unter keinen Umständen blicken lassen. Ganz abgesehen von den Verbindungen nachts rechts außen würde ihr Ansinnen, die Hygieneauflagen auf Basis nicht-wissenschaftlicher Kriterien zurückzunehmen, tausende Menschen in Risikogruppen und medizinischen Berufen das Leben kosten. Es ist fundamental unsolidarisch.
Dennoch müssen wir uns hüten, Menschen dafür zu verurteilen, »das Falsche« zu glauben und sie für ihre Verstöße gegen den ordnungsgemäßen öffentlichen Vernunftgebrauch an den Pranger zu stellen. Wir sollten stattdessen fragen, wie der Nährboden für das weitverbreitete Unbehagen an der Aufklärung entstehen konnte: Welche Funktion nehmen die Glaubenssysteme der Gegenaufklärung in unserer Gesellschaft ein? Und welche strukturellen Eigenschaften müsste eine öffentliche Rationalität aufweisen, um das Vertrauen der breiten Bevölkerung zurückgewinnen zu können?
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Begriffe KB IB clear | Atemmaske , Corona-Pandemie , Gesellschaftsociety , Gesundheithealth , Klimawandel , Machtpower , Mensch , Neoliberalismus , Vernunft , Verschwörungsmythos , Vertrauentrust , Wissenschaftscience , YouTube |
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Nicht erwähnte Begriffe | Schulschliessung aufgrund Corona-Pandemie, Virus |
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Hört auf, die Aluhüte auszulachen!: Artikel als Volltext (: , 5835 kByte; : 2021-03-21) |
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Beat hat Dieser Zeitschriftenartikel während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.