
Als Praktikerin möchte ich beginnen mit den Ergebnissen einer repräsentativen
Umfrage unter Studierenden und Lehrenden der Universität
Freiburg, die ich vor zwei Jahren zum Thema ,Digitale Lehre‘ durchgeführt
habe: Studierende wünschen sich zu 80 Prozent mehr multimediale
Lehrinhalte, unter anderem mehr Vorlesungsaufzeichnungen,
mehr Videos, mehr Testmöglichkeiten zur Überprüfung des eigenen
Lernfortschritts. Sie sprechen sich aber auch mit deutlicher Mehrheit
gegen einen Ersatz der Präsenzlehre durch digitale Lehre aus; sie sehen
Probleme bezüglich ausreichender Motivation, fehlender Lerndisziplin
sowie die verstärkte Gefahr der Prokrastination (die sowieso eines der
großen studentischen Probleme ist). Lehrende würden zu 80 Prozent
gern mehr digitale Lehre anbieten – ein erstaunliches Ergebnis –, geben
aber an, dies nur bei erhöhtem Ressourceneinsatz tun zu können: Sie
brauchen vor allem Zeit zur Entwicklung digitaler Formate, bessere
technische Ausstattung und Unterstützung, bessere Beratung. Auffallend
ist die starke Differenzierung nach Fachkultur: die Technische Fakultät,
die Fakultäten für Biologie und Medizin, die sowieso schon führend sind
im Einsatz digitaler Lehre (einschließlich Virtual Reality), würden gerne
mehr tun, andere Fakultäten zeigen kaum Bedarf. Wie lässt sich dieses
Ergebnis in eine Strategie der Digitalisierung der Lehre integrieren?