
Seit längerem wird von politischen und gesellschaftlichen Akteuren ein Bild von der unpolitischen Jugend gezeichnet und die
Politikverdrossenheit Jugendlicher beklagt. Belegt wird dies unter anderem mit Ergebnissen von Shell-Studien (z.B. Shell Deutschland Holding 2006 Deutsche Shell 2002), die seit Jahren ein rückläufiges Politikinteresse bei der jungen Generation diagnostizieren. 2002 erreichte dies seinen
(vorläufigen) Tiefpunkt als sich lediglich 34 Prozent der Jugendlichen selbst als politisch interessiert bezeichneten. Auch
wenn die Werte für 2006 wieder leicht gestiegen sind, ist eine echte Trendwende wohl nicht in Sicht (vgl. <cite>Schneekloth 2006</cite>). Das diagnostizierte geringe Politikinteresse wird vielfach als Indikator für die Distanzierung Jugendlicher zur Demokratie,
den demokratischen Institutionen sowie den politischen Spielregeln in einem demokratischen System interpretiert. Dem ist zumindest
dahingehend zuzustimmen, dass ein geringes Interesse an Politik und den Institutionen der politischen Willensbildung für die
gesamtgesellschaftliche Konsensbildung und damit die politische Handlungsfähigkeit nicht zuträglich ist. Das demokratische
System — soll es seinem Sinn entsprechend funktionstüchtig sein — könnte mit einer misslungenen Integration der jungen Generation
zunehmend seine Basis und damit seine Legitimation verlieren. Dem steht entgegen, dass auf Seiten der Jugendlichen wohl weniger
eine Politikverdrossenheit und Distanz zur Demokratie besteht, sondern eher eine Verdrossenheit gegenüber PolitikerInnen und
Parteien, gegenüber der offiziellen Politik und den bestehenden realpolitischen Verfahrensweisen (vgl. Hurrelmann et al. 2006; Burdewick 2003).