Pastoralmacht
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Definitionen
Pastoralmacht bezeichnet einen im Christentum sehr zentralen Machttypus, der in der metaphorischen Beziehung zwischen Hirte und Herde symbolisiert wird. Das Endziel dieser Regierung der Seelen ist die Erlangung eines jenseitigen Heils, welches durch das richtige, selbstlose Streben erreicht wird. Der Hirte oder Pastor muss sich nicht nur um die Gemeinde im Ganzen, sondern auch um jedes einzelne Individuum kümmern. Daraus resultiert, dass Pastoralmacht ohne ein detailliertes Wissen über den Geistes- oder Seelenzustand der Individuen nicht ausgeübt werden kann.
Von Julia Franz in der Diplomarbeit Die Regierung der Qualität (2004) im Text Foucaults Konzept der Gouvernementalität auf Seite 38Innerhalb seiner Machtanalytik rekonstruiert Foucault den Begriff der Pastoralmacht. Diese
bezeichnet einen im Christentum sehr zentralen Machttypus, der in der metaphorischen
Beziehung zwischen Hirte und Herde symbolisiert wird (vgl. Foucault 1994b). Der Hirte oder
Pastor muss sich nicht nur um die Gemeinde im Ganzen, sondern auch um jedes einzelne
Individuum kümmern. Daraus resultiert, dass Pastoralmacht ohne ein detailliertes Wissen
über den Geistes- oder Seelenzustand der Individuen nicht ausgeübt werden kann. Die
Anhäufung von Wissen bzw. Wahrheit über die Individuen wurde durch die Entwicklung von
Analyse- und Reflexionsmethoden, wie der Beichte oder der Selbstprüfung, sichergestellt.
Durch diese Methoden sollte die innere Wahrheit des Individuums ans Licht gebracht werden,
um sie als Subjekte zu formieren (vgl. Lemke et al, 2000, S. 11).
Von Julia Franz in der Zeitschrift Erkundungen des Bloggens (2005) im Text Praktiken des Bloggens im Spannungsfeld von Demokratie und Kontrolle Bemerkungen
Die Säkularisierung der Pastoralmacht hat erhebliche Veränderungen zur Folge. Die
Regierung der Seelen erfährt eine Übertragung zur Regierung der Menschen. Wenn
theologische Heilsvorstellung oder die Figur des Fürsten als Legitimationsbasis für
Regierung wegfallen, resultiert eine Notwendigkeit zur Reflexion über die
anzustrebenden (staatlichen) Regierungsziele.
Von Julia Franz in der Diplomarbeit Die Regierung der Qualität (2004) im Text Foucaults Konzept der Gouvernementalität auf Seite 40Verwandte Objeke
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Zitationsgraph
3 Erwähnungen
- Die Regierung der Qualität - Eine Rekonstruktion neoliberaler Gouvernementalität am Beispiel von Qualitätsmanagement in der Erwachsenen- und Weiterbildung (Julia Franz) (2004)
- 3. Foucaults Konzept der Gouvernementalität
- Erkundungen des Bloggens - Sozialwissenschaftliche Ansätze und Perspektiven der Weblogforschung. Sonderausgabe der Zeitschrift kommunikation@gesellschaft (2005)
- Selbstlernarchitekturen und Lehrerbildung - Zur inneren Modernisierung der Lehrerbildung (Hermann Forneck, Mathilde Gyger, Christiane Maier Reinhard) (2006)