
Wenn man sich in aktuellen Debatten ablehnend zu Vorschlägen aus dem Bereich der
Bildung unter den Bedingungen der Digitalität (kurz: „digitale Bildung“) äußert, d.h. wenn man
z.B. das Konzept des Flipped Classrooms, den Einsatz von Kahoot, H5P, Classcraft,
LearningApps etc. kritisiert, trifft man immer häufiger auf das folgende argumentative
Muster:
- Dem Kritiker wird vorgeworfen, er sei im Hinblick auf X (z.B. die Gestaltung einer
Unterrichtsstunde mit digitalen Medien) lediglich destruktiv-ablehnend und habe
selbst keine konstruktiv-weiterführenden Alternativen anzubieten.
- Aus (1) wird dann das Recht abgeleitet, die Kritik so lange zu ignorieren bzw. nicht
ernst zu nehmen, bis der Kritiker selbst (zumindest theoretisch) gezeigt hat, wie X
besser geht.
- Verschärft wird (2) häufig durch die Forderung, dass der Kritiker auch beweisen
müsse, dass er X (in der Unterrichtspraxis) besser könne als der Kritisierte.
Auf den ersten Blick mag dieses Reaktions-Schema zumindest dann seine Berechtigung
haben, wenn man sich mit besserwisserischen Nörglern auseinandersetzt, die selbst keine
guten Ideen haben.
Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass auch die Kritik an einer Position X, die keine
konkreten Alternativen zu X aufzeigt, durchaus konstruktiv sein kann. Diese These soll im
Folgenden kurz erläutert werden.