
In der Zwischenzeit gibt es viele Arbeiten sowohl in der Psychologie als auch in der Ökonomie, die versucht haben, diesen Verdrängungseffekt für unterschiedlichste Tätigkeiten empirisch zu bestätigen oder zu widerlegen. Mit diesen empirischen Messversuchen des Verdrängungseffekts verhält es sich aber ähnlich wie mit der Leistungsmessung allgemein: man kann ihn dort relativ gut messen, wo er gar nicht besonders relevant ist. Und dort, wo er relevant ist, entzieht er sich einer exakten Messbarkeit. Dennoch gibt es aber einige interessante Resultate. So zeigt sich, dass Menschen, die eine Belohnung für Freiwilligenarbeit erhalten, weniger Arbeitsstunden leisten als solche, die keine Belohnung erhalten (Frey und Götte 1999). Das gilt zumindest solange, wie die Belohnung nicht ein gewisses Mindestmaß erreicht, bei der die Freiwilligenarbeit dann wieder zunimmt. Die Erklärung ist dieselbe wie schon beim Blutspenden. Durch Belohnungen wird Freiwilligenarbeit zu einer normalen Arbeitstätigkeit, die sich umso mehr lohnt, je höher die Belohnung ist. Die ursprünglich vorhandene intrinsische Motivation wird hingegen verdrängt und spielt für die Arbeit keine Rolle mehr, worunter auch die Qualität der Leistung zu leiden beginnt. Ist jemand beispielsweise nur politisch tätig, weil er dafür von Interessengruppen belohnt wird, dann wird der für einen guten Politiker ebenfalls notwendige Enthusiasmus verdrängt, und die Politik verkommt zur reinen Interessenvertretung.