Kobra-Effekt |
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Synonyme
Kobra-Effekt, Cobra effect, rat effect, Ratten-Effekt
Definitionen
Der Kobra-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Maßnahmen, die getroffen werden, um ein bestimmtes Problem zu lösen, dieses auch verschärfen können.The cobra effect occurs when an attempted solution to a problem makes the problem worse, as a type of unintended consequence. The term is used to illustrate the causes of incorrect stimulation in economy and politics.
erfasst im Biblionetz am 14.10.2017
Während der britischen Kolonialherrschaft in Indien
kam es zu einer Kobraschlangenplage. Die Regierung
entschied sich für eine ungewöhnliche Massnahme:
Es wurde ein Kopfgeld für jede tote Kobra ausgelobt.
Das ging nach hinten los, denn bald stellte sich heraus,
dass geschäftstüchtige Menschen damit begonnen
hatten, Kobraschlangen zu züchten und dann zu
töten, um die Prämie zu erhalten.
Das Phänomen, wenn man ein Problem lösen
will und es dabei verschlimmert, nennt sich darum
Kobra-Effekt. Bekannt wurde es 2001 durch das
gleichnamige Buch des Ökonomen Horst Siebert.
Bemerkungen
Das zweite Beispiel betrifft wiederum China. Im 19. Jahrhundert wurden dort Knochen von Dinosauriern entdeckt; die mit diesen Knochen beschäftigten Wissenschaftler (Paläontologen) versuchten, die chinesischen Bauern dazu zu animieren, sich ebenfalls an der Knochensuche zu beteiligen. Zu diesem Zweck bezahlten sie ihnen für jeden abgelieferten Teil eines Knochens eine Geldprämie. Die Bauern ließen sich diese Chance zur Aufbesserung ihres Einkommens nicht entgehen. Wann immer sie jetzt einen größeren Knochen fanden, zerschlugen sie diesen in kleinere Teile, um auf diese Weise möglichst hohe Geldprämien zu kassieren. Auch in diesem Fall stand der messbare Indikator (Zahl der abgelieferten Knochenteile) nach kürzester Zeit in einer negativen Korrelation zur eigentliche erwünschten Leistung (Möglichkeit der Rekonstruktion von Dinosauriern).
Auch das zweite Beispiel (Dinosaurierknochen) ist hochaktuell. So werden Wissenschaftler heute danach beurteilt, wie viele Artikel sie in angesehenen Fachzeitschriften publizieren. Das führt zu einem gnadenlosen Publikationswettbewerb. Zuviel Inhalt in einen einzigen Artikel hineinzupacken wäre deshalb unklug. Also zerstückeln Wissenschaftler eine Idee in mehrere kleine Teilideen. Mit dieser „Salamitaktik“ werden neue Ideen oder interessante Datensätze so dünn wie Salamischeiben aufgeschnitten, um die Anzahl der Publikationen zu maximieren. Damit dann der einzelne Artikel trotzdem noch nach etwas aussieht, werden inhaltliche Belanglosigkeiten zu hochkomplexen formalen Modellen aufgeblasen oder in schwülstigen Wissenschaftsjargon verpackt, um von der Banalität des Inhalts abzulenken. Aufgrund dieses Zerstückelungsprozesses sind Inhalte in vielen wissenschaftlichen Artikeln zu einer Nebensache verkommen, was zählt, ist die Form: ein schönes Modell, ein komplexes Gleichungssystem, raffinierte Experimente, Daten, die mit ausgeklügelten statistischen Verfahren untersucht werden.
Verwandte Objeke
![]() Verwandte Begriffe (co-word occurance) | Chinesische Rattenplage(0.08), Salamipublikationenleast publishable unit(0.04) |
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Zitationsgraph
4 Erwähnungen 
- Sinnlose Wettbewerbe - Warum wir immer mehr Unsinn produzieren (Mathias Binswanger) (2010)
- 1. Ein neues Gespenst geht um in Europa
- Calling Bullshit - The Art of Skepticism in a Data-Driven World (Carl T. Bergstrom, Jevin D. West) (2020)
- Sammlung «Krogerus & Tschäppeler» (Mikael Krogerus, Roman Tschäppeler)
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