

Die digitalisierte Bildung beginnt nicht in Kindergarten oder Schule. Nein, sie ist bereits weit in die Bezirke der Schwangerschaft vorgedrungen. Was Van de Carr noch mit Papier-Megafon und Halogenlampe erreichen wollte, erledigen heute Surrond-Sound-Systeme, gekoppelt an MP3-Player oder Smartphones. Dazu gehören im CD-Regal die richtigen Titel, das Cover ziert oft ein ästhetisch gewölbter Frauenbauch, auf dem lustige Plüschtiere liegen. So wirkt ungebrochen der Mythos vom Mozart-Effekt, trotz der vielen Gegenbeweise aus der Wissenschaft.
Dieses mythische Denken entspringt einer ökonomischen Scheinrationalität, der unser ganzes Leben unterworfen wird, von der Empfängnis bis zur Bahre. Das Optimum ist unschlagbar, alle Lebensprozesse sind zu optimieren – wie Produktionsstraßen in der Industrie. Das Motto dazu lieferte der Rennfahrer Dale Earnhardt: »Second place is just the first place loser«, der Zweite ist immer der erste Verlierer! Die Angst vor solchen Niederlagen grassiert unter werdenden Eltern, denn ihre Kinder könnten im globalen Wettbewerb scheitern, und das bereits auf Platz zwei! Diese Sorgen greift das Marketing der Hard- und Softwareproduzenten begierig auf. So entstehen Märkte für Produkte, deren Nachfrage erst künstlich geweckt wird.