Ist das digitale Archiv bedenklich? Oder gibt es nicht zu denken?Hans-Martin Schönherr-Mann
Zu finden in: Freie Bildungsmedien und Digitale Archive (Seite 15 bis 30), 2014
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Zusammenfassungen
Gleich zu Beginn gibt uns Hans-
Martin Schönherr-Manns Essay zu denken. Denn er behandelt die digitalen Archive
aus der Sicht des Vergessens. Das Denken, so Schönherr-Mann, lebt vom Vergessen,
ohne Vergessen keine Erinnerung, und ohne Erinnerung kein Denken. Sind digitale
Archive ein Versuch, das Vergessen zu unterbinden, und damit in diesem Sinne ein
Denkhindernis? Eine notwendige Frage, die im Licht der digitalen Technologien eine
neue Antwort braucht. Im zweiten Teil des Essays wird deutlich: digitale Archive und
WWW schaffen neue Legitimationsprobleme in der Politik, sie öffnen Spielräume für
„digital befeuerten Bürgerprotest“, der das „Bedenkliche“ an der digitalen Technologie
politisch deiniert und damit Aussichten auf eine Politik jenseits des Freund-Feind-
Verhältnisses, aber auch jenseits der großen Emanzipationserzählungen, eröffnet.
Von Petra Missomelius, Wolfgang Sützl, Theo Hug, Petra Grell, Rudolf Kammerl im Buch Freie Bildungsmedien und Digitale Archive (2014) im Text Editorial Im Anschluss an Heidegger und an den Anti-Ödipus von Gilles Deleuze und
Félix Guattari versucht der Text die Gefahren wie auch die Chancen des WWW
und digitaler Archive auszuloten. Just dadurch, dass diese bedenklich sind, geben
sie zu denken, behindern also das Denken nicht nur. Just dadurch dass sich
die Zeitgenossen an sie angeschlossen erfahren, sind sie indes nicht nur blind
entmündigt, sondern können sich der digitalen Archive dabei auch bedienen,
um dieses Angeschlossensein selber zu gestalten. An dieser Stelle eröffnen
sich nicht nur emanzipatorische Perspektiven – allerdings nicht mehr im Sinne
der großen Erzählung von der Emanzipation der ganzen Menschheit, sondern
als Emanzipation von einzelnen Gruppen oder Minderheiten. Just dazu hätte
Medienpädagogik beizutragen – also zu partikulären, sich selbst konstruierenden
Emanzipationsprozessen –, wenn sie sich ihrer staatstragenden Funktion
wenigstens ein Stück weit zu entziehen vermag.
Vergesslichkeit ist eine Alterskrankheit, die sich angeblich immer weiter verbreiten soll. Sie muss allerdings bereits die frühen Menschen besorgt haben, hätten sie sonst schwerlich die Schrift erfunden. Den modernen Menschen plagten einige Zeit andere Probleme. Es ging ihm nicht mehr um das Vergessen, im Gegenteil vergaß er mit Begeisterung, wollte nur noch zukunftszugewandt vorausberechnen.
Von Hans-Martin Schönherr-Mann im Buch Freie Bildungsmedien und Digitale Archive (2014) im Text Ist das digitale Archiv bedenklich? Oder gibt es nicht zu denken? Vergesslichkeit ist eine Alterskrankheit, die sich angeblich immer weiter verbreiten soll. Sie muss allerdings bereits die frühen Menschen besorgt haben, hätten sie sonst schwerlich die Schrift erfunden. Den modernen Menschen plagten einige Zeit andere Probleme. Es ging ihm nicht mehr um das Vergessen, im Gegenteil vergaß er mit Begeisterung, wollte nur noch zukunftszugewandt vorausberechnen.
Dieses Kapitel erwähnt ...
Personen KB IB clear | Michel Foucault , Sigmund Freud , Niklas Luhmann | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Begriffe KB IB clear | Denkenthinking , Erinnerungmemory , Medienpädagogik , Politikpolitics , Vergessen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Beat und dieses Kapitel
Beat hat Dieses Kapitel während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Er hat Dieses Kapitel einmalig erfasst und bisher nicht mehr bearbeitet. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. (das er aber aus Urheberrechtsgründen nicht einfach weitergeben darf). Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.