
Die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) ist ein hoch einflussreicher Ansatz innerhalb der Wissenssoziologie, der die soziale Ordnung nicht über eine essenzialistische Idee ‚des Sozialen‘ zu erklären versucht, sondern über die Netzwerke der Verbindungen zwischen menschlichen Handelnden ('agents'), Technologien und Objekten. Entitäten (gleich ob menschlich oder nicht) innerhalb dieser Netzwerke erlangen Macht durch die Zahl, Reichweite und Stabilität der Konnektivitäten, die durch sie führen - und durch nichts Anderes sonst. Solche Konnektivitäten sind kontingent, historisch und nicht-natürlich - doch wenn ein Netzwerk erfolgreich ist, verfügt es über die Gewalt der ‚Natur‘: Es wird, mit einem Lieblingswort der ANT, zur ‚Blackbox‘. Oberflächlich gesehen, scheint die ANT also perfekt platziert, um eine Theorie der Rolle(n) der Medien-und Kommunikationstechnologien in heutigen Gesellschaften hervor zu bringen: Auch sie sind historisch entstanden und haben doch nach mehr als einem Jahrhundert ‚Naturgewalt‘ erworben. Nichtsdestotrotz wurde dieser Verbindung bisher überraschend wenig nachgegangen. Dieser Aufsatz versucht dem Gehalt und den Grenzen auf den Grund zu gehen; sie versucht herauszufinden, was die ANT zur Theoretisierung der von den Medien ermöglichten Konnektivitäten beitragen kann.