
Vorstellungen, wie frau zu sein hat, verdanken sich schon immer der Gleichsetzung individueller Bedürfnisse und Interessen von Frauen mit der von ihnen
gesellschaftlich erwünschten Lebensorientierung. Das neue „K“-Ideal für und von frau heißt heute: Karriere & Kinder. Es wird längst nicht mehr nur in (Frauen-)Zeitschriften eifrig ventiliert
1, sondern unter dem Motto „Es muß doch gehen!“ in modernen Partnerschaften und Familien praktiziert. Die negativen Konsequenzen in der „Sphäre des Glücks“ — Kinder halten Fremdbetreuung nicht aus, der Verdienst des einen geht für die Bezahlung einer Haushaltshilfe drauf, Frauen nehmen die Scheidung auf sich, weil der Gatte die Teilung von Haus- und Erziehungsarbeit nicht mitmacht — werden fast immer als Ausdruck individuellen Unvermögens interpretiert. Treu der Devise „eine emanzipierte Frau kann beides: Karriere machen und Familie haben“, gilt insbesondere das Scheitern der „beruflichen Bedürfnisse“ bei Frauen — von Arbeitslosigkeit über schlechte Bezahlung bis zum Ausbleiben des Aufstiegs in Führungspositionen als ihr persönliches Versagen: mangelndes Selbstbewußtsein, fehlende Willens- und Entscheidungskraft.