
Der Ingenieursstand definiert sich ganz wesentlich dadurch, daß er neue technische Produkte herstellt bzw. konstruierend und anleitend am Prozeß dieser Herstellung beteiligt ist. Dies verbindet sich in der Regel mit der Auffassung, man trage durch dieses Tun ganz erheblich zum Wohle der Menschheit bei. Die Überzeugung von den positiven Wirkungen des eigenen Tuns gerät dann in eine Krise, wenn negative Folgen der technischen Artefakte deutlich werden, die man entwickelt hat: Gefährdungen und Risiken, sei es aufgrund der Fehler und Unzuverlässigkeiten des Geschaffenen oder gar aufgrund des Umstandes, daß dieses ganz genau sein Ziel erfüllt, aber unbeabsichtigte und unbedachte weitere Folgen hat. Mit dieser Krise des Selbstverständnisses, aber auch der gesellschaftlichen Legitimation kann man nun in verschiedener Weise umgehen. Man kann die Gefährdungen auszublenden versuchen: sie einfach verleugnen, sie auf ein angeblich erträgliches Risiko herunterrechnen oder die Verantwortung dafür anderen geben, die im einzelnen nicht namhaft zu machen sind. So verhalten sich besonders jene Großforschungs-Einrichtungen, in denen heute Wissenschaften zu Machenschaften herabgewürdigt werden und die Risiken einer »organisierten Verantwortungslosigkeit« überlassen bleiben (vgl. [Beck 1988]).