
Ein Blick in die Forschungslandschaft hat gezeigt, dass bisherige Beschreibungsformeln (Community, Netzwerk, Schwarm) zwar einerseits nach wie vor auftauchen, diese sich aber auch alternativ rekonstruieren lassen, um die digitale Diskurs-Praxis auf den Begriff zu bringen. Die herkömmlichen Begrifflichkeiten zur Fassung der online vermittelten Kommunikationspraxis treffen auf spezifische Sachverhalte in der Kommunikationsform auf Facebook zu, können aber zumindest ergänzt und rekontextualisiert werden. Zum Beispiel als intimisierte Öffentlichkeiten. Diese zeichnen sich entsprechend der in diesem Beitrag vorgenommenen empirischen Analyse durch folgende Eigenschaften aus: Ausblenden von Unangenehmen auf der Nutzeroberfläche, Homogenisierung der Inhalte auf der sichtbaren Nutzeroberfläche, Emotionalisierung des Kommunikationsstils, Diskontiniuierung der auf der Nutzeroberfläche sichtbaren Beiträge und der listenförmig angeordneten Kommentare und schließlich: Technisierung (Algorithmen). Damit weichen die hier beobachteten Öffentlichkeiten in entscheidenden Punkten von jenen Eigenschaften ab, die einmal die Öffentlichkeit des Bürgertums (Habermas) ausgezeichnet hatten: Eine zumindest kontrafaktisch vorausgesetzte Inklusion von Jedermann, Versachlichung und eine kontinuierliche Abfolge von Argument und Gegen-Argument.