Peer-Review-Prozess fördert das strategische Zitieren
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Bemerkungen
When submitting an article to a journal, the peer-review process induces authors to
think about possible reviewers who have already published articles dealing with the
same or similar topics. And they know that editors often consult the bibliography at
the end of an article when looking for possible reviewers. Therefore, it is quite easy
to guess, who the potential reviewers will be. To flatter them the author will
preferably quote as many as possible and praise their work (for instance as a
seminal contribution or an ingenious idea). Moreover, an additional citation is
also useful for the potential reviewer himself because it improves his or her own
standing as a scientist. Conversely, an author will avoid criticizing the work of
potential reviewers, as this is likely to lead to rejection. Accordingly, this attitude
prevents the criticism and questioning of commonly accepted approaches. Instead,
it leads to replication of established knowledge through endless variations of
already existing models and tests.
Von Mathias Binswanger im Buch Incentives and Performance im Text How Nonsense Became Excellence (2015) auf Seite 24Reicht man als Autor einen Artikel bei einer Zeitschrift ein, dann verleitet das Peer-Review-Verfahren dazu, sich als erstes zu überlegen, wer die möglichen Gutachter sein könnten, die zum gleichen oder einem ähnlichen Thema publiziert haben. Um diese Gutachter günstig zu stimmen, wird man sie möglichst alle zitieren bzw. ihre Arbeiten lobend erwähnen. Ein zusätzliches Zitat ist für den potentiellen Gutachter auch deshalb von Nutzen, weil es wiederum sein eigenes Standing als Wissenschaftler verbessert. Kommt noch hinzu, dass die Editors bei der Suche nach möglichen Gutachtern oftmals in der Literaturliste am Schluss eines Artikels nachschauen, wer dafür in Frage käme, was das strategische Zitieren noch attraktiver macht. Umgekehrt wird man es als Autor tunlichst vermeiden, Arbeiten von möglichen Gutachtern zu kritisieren, denn das ist ein sicherer Weg zur Ablehnung. Auf diese Weise wird Kritik und die Infragestellung von bestehenden Ansätzen verhindert. Gefördert wird stattdessen die Replikation von bestehendem Wissen, indem bereits existierende Ansätze um weitere Modellvarianten oder zusätzliche empirische Untersuchungen angereichert werden.
Von Mathias Binswanger im Buch Sinnlose Wettbewerbe (2010) im Text Beispiel Wissenschaft Zitationsgraph
2 Erwähnungen
- Sinnlose Wettbewerbe - Warum wir immer mehr Unsinn produzieren (Mathias Binswanger) (2010)
- 7. Beispiel Wissenschaft - Immer mehr unsinnige Publikationen
- Workstyle - GDI Impuls 4/2010 (2010)
- Output, den die Welt nicht braucht (Mathias Binswanger, Detlef Gürtler)