Man muss ja keine sozialen Netze nutzen
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Bemerkungen
Theoretisch nicht, in der Praxis aber kann man sich aus sozialen Gründen manchen Dingen nur unter hohen Kosten entziehen. Natürlich ist es möglich, sich dem Modediktat zu verweigern, indem man seine Kleider aus Kokosfasern selbst klöppelt, aber man handelt sich damit andere Nachteile ein. Wenn die Freunde den Termin für das wöchentliche Synchronschwimmen auf einmal nur noch per Facebook bekanntgeben, schwindet die Alternative der Verweigerung. Außerdem nutzt es mittlerweile auch nicht mehr viel, Facebook ganz zu meiden oder nur das Allernotwendigste von sich preiszugeben: Freunde laden Fotos hoch und schreiben dazu, wer darauf zu sehen ist; und in einem Studentenprojekt am MIT gelang es 2009, schwule Facebooknutzer durch den höheren Anteil offen schwuler Männer in ihrem Freundesnetzwerk zu identifizieren. Das Argument ist allerdings insofern richtig, als es immer noch leichter ist, sich Facebook zu entziehen als dem Staat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Facebook in einigen Jahren durch einen anderen Anbieter abgelöst wird und an Bedeutung verliert, ist auch höher als die, dass dasselbe mit dem Staat geschieht.
Von Kathrin Passig, Sascha Lobo im Buch Internet - Segen oder Fluch (2012) im Text Die Nackten und die Daten auf Seite 2181 Erwähnungen
- Internet - Segen oder Fluch (Kathrin Passig, Sascha Lobo) (2012)
- 12. Die Nackten und die Daten - Privatsphäre und digitaler Datenfluss