
Ist Psychotherapie eine Kunst, eine Wissenschaft oder lediglich ein Handwerk? Auch wenn diese Frage nur noch sehr selten offen in Fachkreisen diskutiert und erörtert wird: Sie ist zentral für unser Verständnis von Psychotherapie und für die Entwicklung, die sie nehmen wird. Im Beitrag wird die Zukunft der Psychotherapie anhand von vier Aspekten (und Kontroversen) kritisch diskutiert: Darbietungsform (analog und digital), Standardisierung (Automatisierung und Individualisierung), Wissenschaftlichkeit (Natur- und Geisteswissenschaft) und Therapieinhalte (Störungsspezifität und Störungsunspezifität). Dabei wird aufgezeigt, dass sich diese Aspekte in zwei grundsätzliche Entwicklungsrichtungen zusammenfassen lassen: eine medizinisch-virtuelle und eine spirituell-existentielle. Die Hoffnung ist, dass sich die Psychotherapie in beide Richtungen entwickeln kann (und sollte). So, dass im Laufe der Zeit die psychotherapeutischen Möglichkeiten und Freiheiten größer werden und die Individualität der Menschen im Zentrum der Psychotherapie steht.