
Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Text als Fläche entdeckt. »Der Autor mutierte vom Erzähler einer Geschichte zum Schöpfer eines Textes«. So formuliert es Ivan Illich in seinem Buch
Im Weinberg des Textes, das diese erste Medienrevolution beschreibt. Die Manuskripte jener Zeit wiesen auf einmal prächtig gestaltete Initialen, Verzierungen oder die farbliche Hervorhebung einzelner Buchstaben (Rubrizierungen) auf. Der Text wurde begleitet von Illustrationen, Textstellen wurden durch typografisch abgegrenzte Kommentare ergänzt, und manchmal wurden an diese weitere Kommentare angefügt, so dass sich eine komplex gegliederte Textfläche ergab. Diese Veränderungen der Texte war bewirkt worden durch den Wandel der Lesegewohnheiten : Wurden seit der Antike die Texte laut gelesen und wohl zumindest murmelnd, wenn man nur für sich las, »vergeistigte« sich das Lesen im Mittelalter zu einem rein innerlichen Vorgang. Die lautliche Seite der Sprache mit ihrer Intonation, den Betonungen und den Pausen in der Rezitation entfiel dabei und damit auch die gliedernde Funktion, die dies auf das Verständnis des Textes hatte.