
Weil Erwerbsarbeit nach wie vor als zentraler Mechanismus der sozialen Integration gilt und groß Bedeutung für die persönliche Identitätsbildung hat, ist die Bewältigung von Erwerbslosigkeit für die einzelnen Individuen anforderungsreich. Für diesen Bewältigungsprozess sind auch die sozialen Beziehungen der betreffenden Personen maßgeblich. In sozialen Netzwerken können die Einzelnen vielfältige Unterstützung erhalten, die z.B. von emotionaler Stabilisierung, Geld- und Sachleistungen über Kinderbetreuung bis hin zur Vermittlung in eine neue Beschäftigung reichen kann. Einer solchen Unterstützung steht allerdings oftmals entgegen, dass sich soziale Netzwerke in Folge der Erwerbslosigkeit gravierend verändern. Dies bedeutet nicht zwangsläufig einen totalen Verlust an sozialen Kontakten und Unterstützungsleistungen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich in der Arbeitslosigkeit soziale Netzwerke nur selten vollständig auflösen. Stattdessen - so unser Befund - findet ein Wandel in den Netzwerkkonstellationen der Betroffenen statt, der nicht nur quantitativer, sondern vor allem qualitativer Art ist. Durch die Erwerbslosigkeit kommt es zu einem Gestalt- und Funktionswandel sozialer Netzwerke, der Folge wie auch Bedingung des veränderten Zugriffs auf Ressourcen zur Bewältigung der Situation ist. Damit geht es also um die Frage, auf welche Formen der sozialen Unterstützung die Erwerbslosen zurückgreifen können und welche spezifischen Bewältigungsstrategien sie dabei entwickeln, die ihrerseits die Möglichkeiten sozialer Unterstützung beeinflussen. Auf der Grundlage eines ersten Zugriffs auf das vorliegende Interviewmaterial stellen wir vier Bewältigungstypen vor.