Wer nicht überwacht werden will, soll halt die sozialen Medien / das Internet / das Handy nicht nutzen.
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Bemerkungen
Googles Ausrede ist immer, dass es etwas nur mit Erlaubnis der Nutzer tue. Aber Nutzer haben in
vielen Bereichen gar keine Möglichkeit mehr, zu entscheiden, welche Daten sie preisgeben und
was damit geschieht. Selbst wenn ich mich dagegen entscheide, Gmail zu nutzen: Sobald ich an
jemanden eine Mail schicke, der Gmail nutzt, hat Google zumindest die Möglichkeit mitzulesen.
Wenn jemand meinen Telefonnummern, meinen Post-und
Email-Adressen
in seine Google-Kontaktliste
einträgt, kann Google wissen, wo ich wohne und wie ich zu erreichen bin. Und wenn
sich jemand im Google-Kalender
einen Termin mit mir einträgt, kann es wissen, wen ich wann wo treffe, ohne dass ich den Google-Kalender
nutzen muss. Damit wird das Grundrecht auf
informationelle Selbstbestimmung ausgehebelt.
Von Robert M. Maier im Buch Technologischer Totalitarismus im Text Angst vor Google (2014) Innenminister Friedrich unfreiwillige Komik, wenn er den Bürger
anlässlich der NSA-Überwachung zur Selbstverteidigung aufruft - wer
nicht ausgespäht werden wolle, müsse eben auf Facebook verzichten.
Unter den Bedingungen des Kommunikationszeitalters ist das ein völlig
unmöglicher Satz. Wer seine digitale Identität selbst schützen soll, dürfte
keine sozialen Medien, E-Mail-Dienste oder Suchmaschinen benutzen.
Telefonieren ginge schon gar nicht. Vom Kauf eines Smartphones, eines
Navigationssystems oder eines neuen Autos mit integriertem GPS wäre
dringend abzuraten. Ein Bürger im Zustand digitaler Selbstverteidigung
müsste in seiner Wohnung auf Rauchmelder und Alarmanlagen mit
Bewegungssensoren verzichten. Er sollte weder Bahn fahren noch
fliegen und demnächst auch nicht mehr zum Arzt gehen. Eine
ordnungsgemäße Registrierung bei den Meldebehörden wäre
kontraproduktiv, erst recht die Führung eines Bankkontos oder
Aufnahme eines Kredits. Die Ausübung eines durchschnittlichen Jobs
mit überwachtem Computerarbeitsplatz käme ebenfalls nicht in Frage.
Ein solcher Bürger müsste öffentliche Plätze wegen der
Videoüberwachung meiden und dürfte weder im Internet noch in
großen Supermarktketten einkaufen.
Die Liste verbotener Tätigkeiten ließe sich endlos fortsetzen. Am Ende
stünde ein aus sämtlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Kreisläufen herausgedrängter Mensch. Man muss nicht näher
begründen, warum eine solche Lebensform weder in persönlicher noch in volkswirtschaftlicher Hinsicht wünschenswert erscheint. Vor allem
aber ist sie heutzutage schlichtweg undurchführbar. Digitale
Selbstverteidigung käme einer realen Selbstauslöschung gleich. Ebenso
gut hätte man einem Arbeiter im Manchester-Kapitalismus des 19.
Jahrhunderts erzählen können, wenn ihm die Kollateralschäden der
industriellen Revolution nicht passten, solle er doch auf seinen Job im
Kohlebau verzichten.
Von Juli Zeh im Buch Technologischer Totalitarismus im Text Schützt den Datenkörper! (2014) auf Seite 31Einträge in Beats Blog
Zitationsgraph
2 Erwähnungen
- Technologischer Totalitarismus - Eine Debatte (Frank Schirrmacher) (2015)
- Schützt den Datenkörper! (Juli Zeh) (2014)
- Angst vor Google (Robert M. Maier) (2014)