E-Mail bietet variable Belohnungen |
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Bemerkungen
E-Mails beispielsweise nutzen alle drei variablen Belohnungsarten. Was treibt uns unterbewusst dazu, unseren Posteingang zu kontrollieren? Erstens ist es die Ungewissheit, wer uns eine Nachricht geschickt haben könnte. Wir haben eine soziale Verpflichtung, E-Mails zu beantworten, und den Wunsch, als umgänglich betrachtet zu werden (Belohnungen des Stammes). Vielleicht sind wir auch neugierig darauf, welche Informationen in der E-Mail enthalten sind. Möglicherweise erwartet uns etwas Berufliches oder Geschäftliches? Das Prüfen von E-Mails informiert uns über Gelegenheiten oder Bedrohungen für unseren materiellen Besitz und unsere Lebensgrundlage (Belohnungen der Jagd). Schließlich ist die E-Mail selbst eine Aufgabe – sie verlangt von uns, zu sortieren, zu kategorisieren und zu handeln, um ungelesene Nachrichten zu eliminieren. Uns motiviert die ungewisse Beschaffenheit unserer wechselnden Zahl von E-Mails, und wir verspüren den Wunsch, Kontrolle über unseren Posteingang zu erlangen (Belohnungen des Selbst).
Von Nir Eyal im Buch Hooked (2014) Jede dieser drei Belohnungsarten wird von den Apps auf unseren Smartphones angesprochen, einzeln oder auch in Kombination. Wir prüfen zum Beispiel so gerne, ob sich etwas Neues in unserem E-Mail-Eingang befindet, nicht nur, weil dort manchmal in der Tat etwas Interessantes und Wichtiges zu finden ist, sondern auch, weil alle drei Formen der Belohnung angesprochen werden: Da ist zunächst der soziale Effekt, zu antworten und in Kommunikation mit einem Angehörigen unseres Stammes zu treten. Zweitens könnte die E-Mail wichtige Informationen für unsere tägliche Jagd nach Schnäppchen oder Vorteilen anderer Art enthalten – unser Jagdinstinkt wird angesprochen. Und drittens gibt es eine Aufgabe zu erledigen, nämlich E-Mails zu öffnen, zu löschen, zu lesen, zu verschieben, und so die Kontrolle über unser Postfach zu behalten.
Um noch einmal den Spielautomatenvergleich zu bemühen: Das Ganze ist ungefähr so verlockend, als könnten Sie mit einer richtigen Bilderreihenfolge nicht nur den Gewinn aus einem Geldautomaten einstreichen, sondern gleich aus dreien.
Von Alexander Markowetz im Buch Digitaler Burnout (2015) im Text Der Spielautomat in der Hosentasche Um noch einmal den Spielautomatenvergleich zu bemühen: Das Ganze ist ungefähr so verlockend, als könnten Sie mit einer richtigen Bilderreihenfolge nicht nur den Gewinn aus einem Geldautomaten einstreichen, sondern gleich aus dreien.
Zitationsgraph
2 Erwähnungen
- Hooked - Wie Sie Produkte erschaffen, die süchtig machen (Nir Eyal) (2014)
- Digitaler Burnout - Warum unsere permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist (Alexander Markowetz) (2015)
- 2. Der Spielautomat in der Hosentasche - Warum Smartphones uns abhängig machen