beat.doebe.li Beats Gedanken vom 19.09.2000

ETH Usability II

Angewandte Sensorforschung an der ETH Zürich
  
beat.doebe.li
- kolumnen  

Erst nach vielen Jahren ist mir bewusst geworden, dass die ETH Zürich auch in der angewandten Sensorforschung einen Spitzenplatz einnimmt. Nirgendwo sonst sind mir je so viele unterschiedliche Sensoranwendungen begegnet wie hier.

Von Sensoren in Türen war bereits in einer früheren Kolumne die Rede (ETH Usability I).

Das Langzeitexperiment "Gewichtssensoren in Fahrstühlen" wurde leider diesen Sommer im RZ-Gebäude abgeschlossen. Der Lift hat jeweils nach dem Transport eines Paletts Papier für eine Viertelstunde nicht mehr auf das Gewicht von Einzelfahrgästen reagiert. Das Forschungsgebiet des neuen Fahrstuhls ist zur Zeit noch offen.

Auch an stillen Orten wird im RZ neue Sensortechnologie erprobt: Berührungslos erfassen Lichtschranken in den Pissoirs den Besucher. Weshalb sie das Spülen bei gewissen Kleidungsstücken beharrlich verweigern ist im Detail noch unklar, hat aber bereits zu einer ersten Publikation eines Informatikprofessors geführt (VISIONEN 1/2000, Seite 16). Ob sich das Patent im Damen-WC besser bewährt, ist nicht bekannt.

Hochburg der angewandten Sensorforschung an der ETH Zürich ist aber unangefochten das CLA-Gebäude

In jedem Büro ist ein Bewegungsmelder installiert, der bei mangelnder physischer Aktivität das Licht löscht. Ausser sporadischem Armrudern im Dunkeln konnten bisher bei den untersuchten Wissenschaftern keine Nebenwirkungen entdeckt werden. 

Nur am Rande erwähnenswert sind die  automatischen, sich aber nur ungern öffnenden Glastüren und die beiden sensorbestückten Wasserspender der CLA-Mensa. Beide Experimente befinden sich in einem mehrjährigen Publikumstest.

Unbestrittener Stolz der angewandten ETH- Sensorforschung ist jedoch die regen-, wind- und wärmesensible Dachlukensteuerung des CLA-Gebäudes. Ein bisher nicht öffentlich dokumentiertes Regelwerk steuert hierbei die Dachluken- und Stoffbahncluster in der CLA-Haupthalle. So öffnen und schliessen sich einzelne Abschnitte je nach Wetter unabhängig voneinander und vollautomatisch, so dass- oh Wunder der Technik! - fünf Minuten nach Beginn des Platzregens tatsächliche alle Luken geschlossen sind. 

Leider ist der Putzroboter des im gleichen Gebäude ansässigen Instituts für Robotik noch nicht so weit entwickelt, dass er die entstandene Wasserlache selbständig aufputzen könnte. Aber wir bleiben dran!

Beat Döbeli, beat@doebe.li 

P.S.: Ein Forscher aus dem CLA-Gebäude meint zu meiner Schilderung: "Du hast die perfekte Sonnenstorensteuerung in den Büros vergessen: Scheint mal die Sonne und weht gleichzeitig ein etwas stärkerer Wind, so wird man unweigerlich geblendet, da nämlich die Sonnenstoren entweder von Sensortechnik gesteuert hochfahren, oder von Sensortechnik blockiert, sich erst gar nicht herunterfahren lassen."

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