Beats Gedanken vom 27.01.2000 | |
ETH Usability I |
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Die Türen zu heiligen Hallen | |
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- kolumnen |
Ich bin stolz darauf, an
der Eigenössischen Technischen Hochschule in Zürich zu sein. Die
Hochschule hat einen ausgezeichneten Ruf. Hier werden Nobelpreise gewonnen
und das Wissen der Menschheit erweitert. In diesen heiligen Hallen darf
ich mich bewegen, zuerst als Student, nun als Assistent.
Doch beim Betreten der heiligen Hallen beschleichen mich manchmal Zweifel. Da gibt es Türen, die öffnen sich wie von Geisterhand, sobald ich mich Ihnen nähere. Manche schwenken von mir weg, manche kommen bedrohlich auf mich zu. Mit Zeit lerne ich, welche Türe auf welche Seite aufgeht. Andere Türen warten auf die Betätigung der Türklinke, um dann unvermittelt und mit erstaunlicher Kraft aufzugehen. Egal ob die Tür vor mir zurückweicht oder auf mich zu kommt: Wer von der Türklinke mitgerissen wird, erschrickt. Die Kraft, die ich tagsüber dank diesem Automatismus spare, benötige ich dann abends, wenn ich die gleiche Türe wieder benutzen will. Der nun abgestellte Motor stemmt sich mit derselben Kraft, mit welcher er mir normalerweise hilft, gegen meinen Willen. Ich muss die Türe aufwuchten. Noch später abends sind dann die Türen verschlossen. Als Berechtigter habe ich aber zwar einen Schlüssel, aber es ist nicht ganz einfach: Ich benötige dafür beide Hände. Während ich mit der einen den Schlüssel drehe, muss ich gleichzeitig mit der anderen die Türfalle nach unten drücken. Falls ich Gepäck bei mir habe, muss ich es vor dem Öffnen abstellen. Beim Wiederaufheben sollte ich nicht vergessen, erst einen Fuss in die Türe zu setzen, sonst geht sie von alleine wieder zu. Was ist die Absicht dahinter? Ich vermute, dass ich nie in Versuchung geraten soll, gedankenlos eine Türe zu benutzen. Jede einzelne Türe der ETH erinnert mich daran, dass es sich bei ihr um ein kleines technisches Wunderwerk handelt - getestet und für gut befunden von der Eidgenössischen Technischen Hochschule. |
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Literatur und Links
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